Mein
ursprünglich hier beabsichtigter Eintrag sollte eigentlich in eine
Richtung gehen, die zumindest nicht unmittelbar die
Begnadigungsaktion der russischen Duma (oder auch Putins) zum Thema
hat. Nachdem mich aber nun mal zuvor die Begnadigung Michail
Chodorkowski beschäftigte, ist es wohl nur folgerichtig, wenn mich
nun auch die Begnadigung der beiden Pussy riot-Frauen beschäftigt.
Die ja ihre Entlassung aus dem Straflager angeblich nur widerwillig
akzeptierten.
Im
Grunde finde ich als ganz normaler Medienkonsument mit meiner ganz
unbedeutenden Meinung den Trubel um die Begnadigung Michail
Chodorkowskis, und der beiden Pussy riot-Frauen Nadeschda
Tolokonnikowa und Maria Aljochina und mehr noch die Spekulationen um die Gründe
unangemessen und übertrieben. Aber bezeichnend für die Medien.
Richtig
scheint im Grunde zu sein, dass die Begnadigungsaktion insgesamt 25
000 Häftlingen in russischen Gefängnissen zugute kam. (In manchen
Zeitungen las man, dass diese Zahl später auf 10 000 reduziert
wurde.) Und als Grund das 20jährige Jubiläum der russischen
Verfassung angegeben. Die Begnadigung Michail Chodorowski scheint
allerdings nicht unter das Begnadigungsgesetz gefallen zu sein, das
von der Duma beschlossen wurde. Doch schon da beginnen die
Spekulationen, von denen ich trotz intensiver Durchsicht der Berichte
nicht erkennen kann, was nun wahr, und was gemutmaßt ist.
Es
ist schwer vorstellbar, dass man das 20jährige Verfassungsjubiläum
zum Anlass nahm, tausende Gefangene zu begnadigen, nur um zwei Pussy
riot-Frauen unter ihnen "unauffällig" aus der Haft entlassen zu können. Ganz
sicher ist man in Russland nicht so unbedarft, um anzunehmen, dass
das im Westen als rein humanitäre Aktion hingenommen werden würde.
Ich
muss und will hier nicht versuchen, die Spekulationen um die
Entlassung der beiden Frauen weiter zu analysieren. Wenn sie aber
nach eigenen Bekundungen ihre Proteste wie früher fortsetzen wollen,
dann sind ihnen – ganz im Gegensatz zu Chodorkowski – während
ihrer Haft keinerlei Einsichten gekommen. Und es bleibt abzuwarten,
in welcher Art und Weise sie das dann künftig tun werden. Die Medien
haben ihnen jedenfalls in diesen Tagen zu einer Popularität
verholfen, die sie früher nicht hatten. Und ihnen alle Möglichkeiten gibt, darauf aufzubauen.
Ganz
persönlich wünsche ich nur, dass dies nicht wieder in einer Kirche
in der berichteten oder einer ähnlichen Weise geschieht. Wobei ich
einräume, dass ich ihren Auftritt in der Moskauer
Christ-Erlöser-Kathedrale vor zwei oder drei Jahren als völlig
unpassend empfand, der ja als vorgeblicher Protest gegen Wladimir
Putin auf sie zurück fiel. Ob er ihnen eine Lehre war, könnte also die
Zukunft zeigen. Was sie bisher nach ihrer Begnadigung öffentlich
äußerten, lässt Zweifel aufkommen. Vielleicht aber sieht
man sie dann in Sotschi auf der Eisfläche im Eisstadion oder der
Abfahrtsstrecke in den Bergen wieder? Die Aufmerksamkeit der Medien
wäre ihnen jedenfalls sicher.
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