Dienstag, 24. Dezember 2013

Unbesonnenheit oder Torheit?

Mein ursprünglich hier beabsichtigter Eintrag sollte eigentlich in eine Richtung gehen, die zumindest nicht unmittelbar die Begnadigungsaktion der russischen Duma (oder auch Putins) zum Thema hat. Nachdem mich aber nun mal zuvor die Begnadigung Michail Chodorkowski beschäftigte, ist es wohl nur folgerichtig, wenn mich nun auch die Begnadigung der beiden Pussy riot-Frauen beschäftigt. Die ja ihre Entlassung aus dem Straflager angeblich nur widerwillig akzeptierten.

Im Grunde finde ich als ganz normaler Medienkonsument mit meiner ganz unbedeutenden Meinung den Trubel um die Begnadigung Michail Chodorkowskis, und der beiden Pussy riot-Frauen Nadeschda Tolokonnikowa und Maria Aljochina und mehr noch die Spekulationen um die Gründe unangemessen und übertrieben. Aber bezeichnend für die Medien.

Richtig scheint im Grunde zu sein, dass die Begnadigungsaktion insgesamt 25 000 Häftlingen in russischen Gefängnissen zugute kam. (In manchen Zeitungen las man, dass diese Zahl später auf 10 000 reduziert wurde.) Und als Grund das 20jährige Jubiläum der russischen Verfassung angegeben. Die Begnadigung Michail Chodorowski scheint allerdings nicht unter das Begnadigungsgesetz gefallen zu sein, das von der Duma beschlossen wurde. Doch schon da beginnen die Spekulationen, von denen ich trotz intensiver Durchsicht der Berichte nicht erkennen kann, was nun wahr, und was gemutmaßt ist.

Es ist schwer vorstellbar, dass man das 20jährige Verfassungsjubiläum zum Anlass nahm, tausende Gefangene zu begnadigen, nur um zwei Pussy riot-Frauen unter ihnen "unauffällig" aus der Haft entlassen zu können. Ganz sicher ist man in Russland nicht so unbedarft, um anzunehmen, dass das im Westen als rein humanitäre Aktion hingenommen werden würde.

Ich muss und will hier nicht versuchen, die Spekulationen um die Entlassung der beiden Frauen weiter zu analysieren. Wenn sie aber nach eigenen Bekundungen ihre Proteste wie früher fortsetzen wollen, dann sind ihnen – ganz im Gegensatz zu Chodorkowski – während ihrer Haft keinerlei Einsichten gekommen. Und es bleibt abzuwarten, in welcher Art und Weise sie das dann künftig tun werden. Die Medien haben ihnen jedenfalls in diesen Tagen zu einer Popularität verholfen, die sie früher nicht hatten. Und ihnen alle Möglichkeiten gibt, darauf aufzubauen.


Ganz persönlich wünsche ich nur, dass dies nicht wieder in einer Kirche in der berichteten oder einer ähnlichen Weise geschieht. Wobei ich einräume, dass ich ihren Auftritt in der Moskauer Christ-Erlöser-Kathedrale vor zwei oder drei Jahren als völlig unpassend empfand, der ja als vorgeblicher Protest gegen Wladimir Putin auf sie zurück fiel. Ob er ihnen eine Lehre war, könnte also die Zukunft zeigen. Was sie bisher nach ihrer Begnadigung öffentlich äußerten, lässt Zweifel aufkommen. Vielleicht aber sieht man sie dann in Sotschi auf der Eisfläche im Eisstadion oder der Abfahrtsstrecke in den Bergen wieder? Die Aufmerksamkeit der Medien wäre ihnen jedenfalls sicher.

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