Mittwoch, 18. Dezember 2013

Und wieder rügte der Werberat (Eine ganz persönliche Betrachtung)

Es ist wohl das siebte Mal in diesem Jahr, dass der Deutsche Werberat ein Unternehmen wegen sexistischer Werbung rügte. Ich räume hier ein, dass mich diese Vorgänge bisher wenig interessierten, denn dass mit Frauen Werbung gemacht wird, ist eine Umstand, den ich als Konsument im allgemeinen zur Kenntnis nehme. Oder auch nicht. Dass die Augen dabei mitunter an weiblichen Attributen hängen bleiben, bewirkt dabei noch lange nicht, dass man etwas Anstößiges daran findet. Zumal ja die Ästhetik dabei eine beachtliche Rolle spielt. Und wenn ich die eine oder andere Werbung geschmacklos finde, versuche ich halt darüber wegzusehen. Im übrigen wähnte ich diese Art der Werbung weit weg von der lokalen Beschaulichkeit, also auf ein lokales Produkt bezogen.
Das änderte sich zunächst auch nicht, als in der Nr. 80 der „Kleine NZ“ (05.06.2013) auf der Titelseite eine Anzeige erschien, die mit freizügig gezeigten Frauenbrüsten für „Die Neue“ www.nnz-online.de warb. Mich interessierten weniger die Brüste als der Text, von dem ich allerdings auch heute noch nicht weiß, was er eigentlich besagt oder in Aussicht stellt, denn weder ist dieses Nachrichtenportal neu, noch hat es eine für mich erkennbare Neuerung in der Leitung, der Redaktion, der Tendenz oder dem Niveau gegeben. Und was das „macht, was man ihr sagt“ betrifft, zeigte sich schon Tage danach, dass das zumindest nicht auf die Leser dieses Portals zutrifft. Als nämlich die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Nordhausen, Stefani Müller, Kritik an der „sexistischen“ Werbung übte, wurde sie in einer Art abgefertigt (Kleine NZ vom 19. Juni 2013) dass sie später dem „Spiegel“ gegenüber (12. August 2013 „Das Dekolleté von Nordhausen“) äußerte (Auszug) „Dass die Behörden angefeindet werden, ist ja nicht neu", sagt Müller. "Aber dass ich als Person so in meiner Funktion angegriffen werde, hat mir schon zugesetzt." Natürlich sei sie da ins Grübeln gekommen, und sie habe auch kurz gezweifelt, ob sie richtig gehandelt habe. Ob sie das überhaupt gedurft habe?“ (Ende des Auszugs).
Sie durfte wohl, denn nun wurde „Die Neue“ im weiteren Verlauf vom Deutschen Werberat, der Selbstkontrollinstanz der Werbewirtschaft, gerügt, was überhaupt erst einige überregionale Medien auf die Nordhäuser Internet-Zeitung aufmerksam werden ließ. Allerdings auch erst, nachdem sich auch dabei das „macht, was man ihr sagt“ als irrig erwies. Dazu hieß es zum Beispiel am 05.09.2013 in der „taz“ (Auszüge): „. . . eine Rüge an sich ist folgenlos. Denn außer der öffentlichen Anprangerung passiert nichts. Trotzdem ziehen nach einer Rüge des Rates die meisten Unternehmen die kritisierte Anzeige zurück. Anders die NNZ. . . Die NNZ zeigt sich auf den Hinweis uneinsichtig. Der Bildschirmhintergrund steht immer noch online. Eine Stellungnahme verweigert die Zeitung . Ganz schön bockig „die Neue“.(Ende der Auszüge).

Dieser Vorgang aus dem lokalen Medienbereich ließ mich also sensibler werden gegenüber Werbung mit weiblichen Attributen oder eben sexistischen Motiven. Und nachdem nun der Werberat erneut tätig wurde und diesmal den Online-Versandhändler Redcoon aus Aschaffenburg wegen Frauendiskriminierung rügte, war ich über dessen Reaktion neugierig. Und siehe da: Das Unternehmen reagierte und teilte der Selbstkontrollinstanz mit, die beanstandeten Spots nicht mehr
zu schalten. Die NNZ gehört damit also wohl zu den Ausnahmen, die sich „nicht erpressen“ lassen. In der vorerwähnten „Spiegel“-Ausgabe heißt es dazu (Auszug): „Wenn man mit Greiner spricht, gewinnt man den Eindruck, dass er - trotz #Aufschrei-Debatte - nicht versteht, wie ein solches Motiv zum Alltagssexismus beiträgt. Und dass Greiner zudem etwas Elementares missversteht: Seine Vergleiche und Ausführungen im Telefongespräch, die er aber nicht zitiert haben will, zielen darauf ab, dass er sich nicht um seine journalistische Unabhängigkeit bringen lassen will. Das an sich wäre kein Grund zur Beanstandung, im Gegenteil. Nur macht es eben wohl doch einen Unterschied, ob man sich von Politikern nicht in die Berichterstattung hineinreden lassen will - oder ob man sich weigert, sich von einer diskriminierenden Werbeanzeige zu distanzieren.“(Ende des Auszugs). Mich interessiert im übrigen nach wie vor nicht so sehr das bildliche Motiv, als viel mehr der Text. Und den finde ich merkwürdig genug. Aber das ist – wie eingangs bemerkt – meine ganz persönliche Meinung. Und nachdem sich ja nach Peter Stefan Greiner „um mich als Behinderten nicht das Universum dreht, dürfte die auch unbeachtlich sein. Merkwürdig, dass mir da immer eine Holzfigur einfällt, der ich bei meinen Wanderungen jeweils begegne!? (Gefällt mir!)

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