Es
ist wohl das siebte Mal in diesem Jahr, dass der Deutsche Werberat
ein Unternehmen wegen sexistischer Werbung rügte. Ich räume hier
ein, dass mich diese Vorgänge bisher wenig interessierten, denn dass
mit Frauen Werbung gemacht wird, ist eine Umstand, den ich als
Konsument im allgemeinen zur Kenntnis nehme. Oder auch nicht. Dass
die Augen dabei mitunter an weiblichen Attributen hängen bleiben,
bewirkt dabei noch lange nicht, dass man etwas Anstößiges daran
findet. Zumal ja die Ästhetik dabei eine beachtliche Rolle spielt.
Und wenn ich die eine oder andere Werbung geschmacklos finde,
versuche ich halt darüber wegzusehen. Im übrigen wähnte ich diese
Art der Werbung weit weg von der lokalen Beschaulichkeit, also auf
ein lokales Produkt bezogen.
Das
änderte sich zunächst auch nicht, als in der Nr. 80 der „Kleine
NZ“ (05.06.2013) auf der Titelseite eine Anzeige erschien, die mit
freizügig gezeigten Frauenbrüsten für „Die Neue“
www.nnz-online.de warb. Mich
interessierten weniger die Brüste als der Text, von dem ich
allerdings auch heute noch nicht weiß, was er eigentlich besagt oder
in Aussicht stellt, denn weder ist dieses Nachrichtenportal neu, noch
hat es eine für mich erkennbare Neuerung in der Leitung, der
Redaktion, der Tendenz oder dem Niveau gegeben. Und was das „macht,
was man ihr sagt“ betrifft, zeigte sich schon Tage danach, dass das
zumindest nicht auf die Leser dieses Portals zutrifft. Als nämlich
die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Nordhausen, Stefani Müller,
Kritik an der „sexistischen“ Werbung übte, wurde sie in einer
Art abgefertigt (Kleine NZ vom 19. Juni 2013) dass sie später dem
„Spiegel“ gegenüber (12. August 2013 „Das Dekolleté von
Nordhausen“) äußerte (Auszug) „Dass die Behörden angefeindet
werden, ist ja nicht neu", sagt Müller. "Aber dass ich als
Person so in meiner Funktion angegriffen werde, hat mir schon
zugesetzt." Natürlich sei sie da ins Grübeln gekommen, und sie
habe auch kurz gezweifelt, ob sie richtig gehandelt habe. Ob sie das
überhaupt gedurft habe?“ (Ende des Auszugs).
Sie
durfte wohl, denn nun wurde „Die Neue“ im weiteren Verlauf vom
Deutschen Werberat, der Selbstkontrollinstanz der Werbewirtschaft,
gerügt, was überhaupt erst einige überregionale Medien auf die
Nordhäuser Internet-Zeitung aufmerksam werden ließ. Allerdings auch
erst, nachdem sich auch dabei das „macht, was man ihr sagt“ als
irrig erwies. Dazu hieß es zum Beispiel am 05.09.2013 in der „taz“
(Auszüge): „. . . eine Rüge an sich ist folgenlos. Denn außer
der öffentlichen Anprangerung passiert nichts. Trotzdem ziehen nach
einer Rüge des Rates die meisten Unternehmen die kritisierte Anzeige
zurück. Anders die NNZ. . . Die NNZ zeigt sich auf den
Hinweis uneinsichtig. Der
Bildschirmhintergrund steht immer noch online. Eine Stellungnahme
verweigert die Zeitung . Ganz schön bockig „die Neue“.(Ende der
Auszüge).
Dieser
Vorgang aus dem lokalen Medienbereich ließ mich also sensibler
werden gegenüber Werbung mit weiblichen Attributen oder eben
sexistischen Motiven. Und nachdem nun der Werberat erneut tätig
wurde und diesmal den Online-Versandhändler Redcoon aus
Aschaffenburg wegen Frauendiskriminierung rügte, war ich über
dessen Reaktion neugierig. Und siehe da: Das Unternehmen reagierte
und teilte der Selbstkontrollinstanz mit, die beanstandeten Spots
nicht mehr
zu schalten. Die NNZ gehört damit also wohl zu den
Ausnahmen, die sich „nicht erpressen“ lassen. In der vorerwähnten
„Spiegel“-Ausgabe heißt es dazu (Auszug): „Wenn man mit
Greiner spricht, gewinnt man den Eindruck, dass er - trotz
#Aufschrei-Debatte - nicht versteht, wie ein solches Motiv zum
Alltagssexismus beiträgt. Und dass Greiner zudem etwas Elementares
missversteht: Seine Vergleiche und Ausführungen im Telefongespräch,
die er aber nicht zitiert haben will, zielen darauf ab, dass er sich
nicht um seine journalistische Unabhängigkeit bringen lassen will.
Das an sich wäre kein Grund zur Beanstandung, im Gegenteil. Nur
macht es eben wohl doch einen Unterschied, ob man sich von Politikern
nicht in die Berichterstattung hineinreden lassen will - oder ob man
sich weigert, sich von einer
diskriminierenden Werbeanzeige zu distanzieren.“(Ende des
Auszugs). Mich interessiert im übrigen nach wie vor nicht so sehr
das bildliche Motiv, als viel mehr der Text. Und den finde ich
merkwürdig genug. Aber das ist – wie eingangs bemerkt – meine
ganz persönliche Meinung. Und nachdem sich ja nach Peter Stefan
Greiner „um mich als Behinderten nicht das Universum dreht, dürfte
die auch unbeachtlich sein. Merkwürdig, dass mir da immer eine
Holzfigur einfällt, der ich bei meinen Wanderungen jeweils begegne!? (Gefällt mir!)
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