Samstag, 14. Dezember 2013

Überlegungen zu meiner Bloggerei

Da betone ich doch immer wieder, dass ich nicht für die Öffentlichkeit schreibe, sondern eigentlich nur, um mich geistig fit zu halten, also quasi aus Spass an der Freud'. Ähnlich wie ich mir ja mit meinen Wanderungen durch die Umgebung vornehmlich meine körperliche Beweglichkeit erhalten will, soweit die noch vorhanden ist. Angesichts dessen bin ich beeindruckt über die Besucherzahlen meines Blogs. Die gerade in jüngster Zeit eine Tendenz zeigen, die mich staunen lässt.

Nun hat ein Blog bei Google einen festen Rahmen, an dem ich als Nutzer nichts ändern kann. Jedenfalls vermag ich es nicht. Dazu gehört zum Beispiel die Uhrzeit, die fast einen halben Tag hinterher hinkt. Und meine Kenntnisse reichen eben nicht, um das ändern zu können. Ich muss also darauf achten, dass ich nach Veranstaltungen, über die ich berichte, nicht den Eindruck wecke, schneller gewesen zu sein, als die Veranstaltung stattfand. Es gehört aber auch der Ausweis der jeweiligen Besucherzahlen dazu. Und ebenso eine ganze Reihe weiterer Vorlagen, Einstellungen, statistische Werte und Grafiken. Denen ich bisher keine wirkliche Bedeutung beimaß. Ich freute mich lediglich, in einem Blog schreiben zu können, den ich ganz persönlich verstanden wissen wollte. Und wissen will.

Nun lassen mich diese Besucherzahlen aber doch überlegen, worauf sie zurückzuführen sind und ob, bzw. welche Bedeutung ich ihnen beizumessen habe. Und komme eigentlich zu dem Schluss, dass die Themen interessieren, über die ich schreibe. Und vielleicht auch, wie ich schreibe. Dass ich daneben auch Mitteilungen lesbar mache, um deren Veröffentlichung ich gebeten werde, kann weniger dazu gehören, denn die offerieren ja auch die Zeitungen. Vielleicht aber honoriert man auch, dass ich bemüht bin, korrekt und mit gebotener Sorgfalt zu schreiben Auch wundert mich, dass mein Email-Kasten ohne mein Zutun immer umfangreicher wird. Obwohl ich doch diesen, meinen Blog, in einem überschaubaren Umfang halten will.

Nun hat es ja in jüngerer Zeit einige Vorgänge gegeben, die mich veranlassten, über die Frage nachzudenken, wozu Journalismus noch gebraucht wird. Dazu erinnere ich mich zunächst an eine Episode aus 1991/92, als es in Nordhausen noch den Harz Kurier gab, dessen verantwortlicher Redakteur Adolf (?) Bischof aus Herzberg war. Es gab damals wie heute auch einen Verein „Bürger fragen Journalisten“ eV. mit Sitz in Erlangen. Hauptziel dieses Vereins ist es, den bisher unverbindlichen Pressekodex rechtsverbindlich zu machen. Was nichts anderes bedeutet, als die Medien der gleichen sanktionsbewehrten Verantwortung und Haftung zu unterwerfen, denen auch alle anderen Bereiche der Wirtschaft unterliegen. Denn auch Medien sind Wirtschaftsunternehmen.

Damit vorerst genug. Ich hatte seit 1986 eine gute Verbindung zu diesen Verein, mit dessen Zielen ich mich durchaus einverstanden erklären konnte. Und ich war damals der Meinung, dass die Presse nach vierzig Jahren DDR ein kritisches Regulativ bräuchte. Beim damaligen Nordhäuser Harz-Kurier-Redaktionschef Bischof, mit dem ich mich darüber unterhielt, kam ich damit nicht gut an. Ein solches Regulativ, bzw. eine so nahe Verbindung zum Bürger hielt er für nicht gut. Und unterstellte mir Nestbeschmutzung.

Das war vor zwanzig Jahren. Die Entwicklung ist weitergegangen und heute wirbt, ja buhlt man um den Leser oder Nutzer. Man akzeptiert ihn als anonymen Kommentator und sogar als ReporterIn. Wen wundert es dann schon, dass Sonia Seymour, Leiterin des ARD-Politmagazins „Monitor“ feststellt, dass „jeder telegene Kleiderständer, jedes Model darf sich inzwischen Moderatorin nennen, jeder Handyschwenker Reporter. Das könne nicht gut sein für das Ansehen der Branche.“ Ende des Auszugs.)

Im Verein „Bürger fragen Journalisten“ wurde der Begriff „Bratwurstjournalismus“ geprägt, der um sich greife. Und wenn ich bei deren Aktivitäten um Rücksicht bitte, wird mir vom Herausgeber der nnz, Peter Stefan Greiner, vorgehalten, dass sich um mich als Behinderten nicht das Universum drehe. So sieht der heutige Journalismus im lokalen Internet aus.

Nun habe inzwischen wieder Verbindung zum Verein „Bürger fragen Journalisten“ aufgenommen und überlege, für diesen Verein hier zu werben. Allerdings habe ich den Eindruck, Leser lokaler Zeitungen oder auch Nutzer der nordthüringer Internet-Zeitungen stellen gar keine höheren Ansprüche, als das, was ihnen derzeit hier geboten wird. Übrigens: Bratwurstjournalismus (alt. Bratwurst-Journalismus) ist eine im Umfeld des Online-Journalismus aufgekommene Bezeichnung für eine meist in lokalen Massenmedien gebräuchliche journalistische Darstellungsform, die vorwiegend unkritisch und ohne Nachrichtenwert über gesellschaftliche Ereignisse auf lokaler Ebene berichtet (siehe auch Lokaljournalist und Reporter). Die Bezeichnung zielt kritisierend auf die Belanglosigkeit eines Textes, der sich dadurch ergibt, dass mit allgemein gehaltenen ausschmückenden Phrasen lediglich über Rahmen, Ablauf, Beiwerk und Teilnehmer des Ereignisses berichtet wird. Dabei werden selbstverständliche Handlungen und Geschehnisse überstilisiert und als Pseudo-Nachricht dargestellt. In vielen Fällen lässt sich diese Form der Berichterstattung auch als (wenn auch meist harmlose) Untermenge des Gefälligkeitsjournalismus entlarven.

Nun überlege ich, ob ich meinen Blog und die steigende Zahl der Nutzer für eine Umfrage öffnen soll!?

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen