Da
betone ich doch immer wieder, dass ich nicht für die Öffentlichkeit
schreibe, sondern eigentlich nur, um mich geistig fit zu halten, also
quasi aus Spass an der Freud'. Ähnlich wie ich mir ja mit meinen
Wanderungen durch die Umgebung vornehmlich meine körperliche
Beweglichkeit erhalten will, soweit die noch vorhanden ist.
Angesichts dessen bin ich beeindruckt über die Besucherzahlen meines
Blogs. Die gerade in jüngster Zeit eine Tendenz zeigen, die mich
staunen lässt.
Nun
hat ein Blog bei Google einen festen Rahmen, an dem ich als Nutzer
nichts ändern kann. Jedenfalls vermag ich es nicht. Dazu gehört zum
Beispiel die Uhrzeit, die fast einen halben Tag hinterher hinkt. Und
meine Kenntnisse reichen eben nicht, um das ändern zu können. Ich
muss also darauf achten, dass ich nach Veranstaltungen, über die ich
berichte, nicht den Eindruck wecke, schneller gewesen zu sein, als
die Veranstaltung stattfand. Es gehört aber auch der Ausweis der
jeweiligen Besucherzahlen dazu. Und ebenso eine ganze Reihe weiterer
Vorlagen,
Einstellungen, statistische Werte und Grafiken. Denen ich
bisher keine wirkliche Bedeutung beimaß. Ich freute mich lediglich,
in einem Blog schreiben zu können, den ich ganz persönlich
verstanden wissen wollte. Und wissen will.
Nun
lassen mich diese Besucherzahlen aber doch überlegen, worauf sie
zurückzuführen sind und ob, bzw. welche Bedeutung ich ihnen
beizumessen habe. Und komme eigentlich zu dem Schluss, dass die
Themen interessieren, über die ich schreibe. Und vielleicht auch,
wie ich schreibe. Dass ich daneben auch Mitteilungen lesbar mache, um
deren Veröffentlichung ich gebeten werde, kann weniger dazu gehören,
denn die offerieren ja auch die Zeitungen. Vielleicht aber honoriert
man auch, dass ich bemüht bin, korrekt und mit gebotener Sorgfalt zu
schreiben Auch wundert mich, dass mein Email-Kasten ohne mein Zutun
immer umfangreicher wird. Obwohl ich doch diesen, meinen Blog, in
einem überschaubaren Umfang halten will.
Nun
hat es ja in jüngerer Zeit einige Vorgänge gegeben, die mich
veranlassten, über die Frage nachzudenken, wozu Journalismus noch
gebraucht wird. Dazu erinnere ich mich zunächst an eine Episode aus
1991/92, als es in Nordhausen noch den Harz Kurier gab, dessen
verantwortlicher Redakteur Adolf (?) Bischof aus Herzberg war. Es gab
damals wie heute auch einen Verein „Bürger fragen Journalisten“
eV. mit Sitz in Erlangen. Hauptziel dieses Vereins ist es, den bisher
unverbindlichen Pressekodex rechtsverbindlich zu machen. Was nichts
anderes bedeutet, als die Medien der gleichen sanktionsbewehrten
Verantwortung und Haftung zu unterwerfen, denen auch alle anderen
Bereiche der Wirtschaft unterliegen. Denn auch Medien sind
Wirtschaftsunternehmen.
Damit
vorerst genug. Ich hatte seit 1986 eine gute Verbindung zu diesen
Verein, mit dessen Zielen ich mich durchaus einverstanden erklären
konnte. Und ich war damals der Meinung, dass die Presse nach vierzig
Jahren DDR ein kritisches Regulativ bräuchte. Beim damaligen
Nordhäuser Harz-Kurier-Redaktionschef Bischof, mit dem ich mich
darüber unterhielt, kam ich damit nicht gut an. Ein solches
Regulativ, bzw. eine so nahe Verbindung zum Bürger hielt er für
nicht gut. Und unterstellte mir Nestbeschmutzung.
Das
war vor zwanzig Jahren. Die Entwicklung ist weitergegangen und heute
wirbt, ja buhlt man um den Leser oder Nutzer. Man akzeptiert ihn als
anonymen Kommentator und sogar als ReporterIn. Wen wundert es dann
schon, dass Sonia Seymour, Leiterin des ARD-Politmagazins „Monitor“
feststellt, dass „jeder telegene Kleiderständer, jedes Model darf
sich inzwischen Moderatorin nennen, jeder Handyschwenker Reporter.
Das könne nicht gut sein für das Ansehen der Branche.“ Ende des
Auszugs.)
Im
Verein „Bürger fragen Journalisten“ wurde der Begriff
„Bratwurstjournalismus“ geprägt, der um sich greife. Und wenn
ich bei deren Aktivitäten um Rücksicht bitte, wird mir vom
Herausgeber der nnz, Peter Stefan Greiner, vorgehalten, dass sich um
mich als Behinderten nicht das Universum drehe. So sieht der heutige
Journalismus im lokalen Internet aus.
Nun
habe inzwischen wieder Verbindung zum Verein „Bürger fragen
Journalisten“ aufgenommen und überlege, für diesen Verein hier zu
werben. Allerdings habe ich den Eindruck, Leser lokaler Zeitungen
oder auch Nutzer der nordthüringer Internet-Zeitungen stellen gar
keine höheren Ansprüche, als das, was ihnen derzeit hier geboten
wird. Übrigens: Bratwurstjournalismus (alt. Bratwurst-Journalismus)
ist eine im Umfeld des Online-Journalismus aufgekommene Bezeichnung
für eine meist in lokalen Massenmedien gebräuchliche
journalistische Darstellungsform, die vorwiegend unkritisch und ohne
Nachrichtenwert über gesellschaftliche Ereignisse auf lokaler Ebene
berichtet (siehe auch Lokaljournalist und Reporter). Die Bezeichnung
zielt kritisierend auf die Belanglosigkeit eines Textes, der sich
dadurch ergibt, dass mit allgemein gehaltenen ausschmückenden
Phrasen lediglich über Rahmen, Ablauf, Beiwerk und Teilnehmer des
Ereignisses berichtet wird. Dabei werden selbstverständliche
Handlungen und Geschehnisse überstilisiert und als Pseudo-Nachricht
dargestellt. In vielen Fällen lässt sich diese Form der
Berichterstattung auch als (wenn auch meist harmlose) Untermenge des
Gefälligkeitsjournalismus entlarven.
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