Es
war in diesen Tagen unter anderen meine Absicht, noch einmal die
Adventausstellung „Himmlische Weihnachten“ in der Nordhäuser
Traditionsbrennerei zu thematisieren. Und dabei die Engelgalerie zum
Ausgangspunkt einer ausführlicheren Betrachtung zu machen. Zumal es
in einem dort aufliegenden Flyer heißt, dass allen Religionen
gemeinsam der Glaube an Engel oder eine höhere, transzendente
Wirklichkeit eigen ist, mit ihren Konsequenzen für die diesseitige
Ethik.
Nun
ist Weihnachten. Bundespräsident, Papst und auch viele weitere
Vertreter aus Kirche und Politik haben ihre Weihnachtsbotschaften und
-adressen verkündet, in denen nach dem Weihnachtsevangelium in den
Kirchen zur Solidarität unter den Menschen und zu Frieden in Syrien
und Afrika aufgerufen wurde.
Papst
Franziskus zum Beispiel hat, ähnlich wie seine Vorgänger, die
Weihnachtsbotschaft zu einem Blick auf die Krisen und Leiden einer
zerrissenen Welt genutzt: in Nahost, Südsudan, Zentralafrikanische
Republik, Nigeria, Horn von Afrika. Ganz oben stand für ihn Syrien,
wo der Konflikt schon zu viele Leben zerschlagen habe. "Mögen
dem geliebten syrischen Volk neue Leiden erspart bleiben." Auch
die Wunden des Irak, "der immer noch von häufigen Attentaten
heimgesucht wird", sollten geheilt werden. Und er beklagte die
Opfer der Katastrophe vor Lampedusa, die sich nicht wiederholen
dürfe. Er rief zu Frieden und Dialog auf und um Hilfe und
Solidarität mit den Opfern von Naturkatastrophen und Gewalt, aber
auch mit den Armen und Schwachen, für Ausgegrenzte und Flüchtlinge.
Und
auch Bundespräsident Joachim Gauck appellierte an seine Landsleute:
„Machen
wir unser Herz nicht eng mit der Feststellung, dass wir nicht jeden,
der kommt, in unserem Land aufnehmen können", fordert der
Bundespräsident Auch die Vorfahren der heutigen Bürger in
Deutschland hätten Flucht und Vertreibung erfahren. "Im 19.
Jahrhundert sind sie zu Millionen in die Neue Welt ausgewandert, und
nach dem Zweiten Weltkrieg mussten Flüchtlinge und Vertriebene sich
eine neue Heimat suchen", erinnerte Gauck. Auch
heute seien Menschen an vielen Orten der Welt auf der Flucht. "Wir
denken an das schreckliche Schicksal der Familien aus Syrien, wir
denken an die Verzweifelten, die den gefährlichen Weg nach Europa
über das Wasser wagen. Wir denken auch an die Menschen, die kommen,
weil sie bei uns die Freiheit, das Recht und die Sicherheit finden,
die ihnen in ihren Ländern verwehrt werden", sagte der
Bundespräsident.
Ich
kann es bei den beiden Beispielen belassen, schon weil an ihnen sehr
deutlich wird, was es mit „himmlische“ Weihnachten und der
diesseitigen Ethik in den angesprochenen Ländern auf sich hat. Ganz
zu schweigen von (Schutz-)Engeln, die die Menschen vor aller Art
Gefahren bewahren würden. Ich glaube an sie, nur widerstrebt es mir,
angesichts der sicher notwendigen Appelle um Verständnis und
Toleranz gegenüber Menschen, die doch nur den vielfältigen Gefahren
in ihren Ländern entgehen wollen, hier von (Schutz-)Engeln oder
adäquaten Wesen zu schreiben und Betrachtungen darüber anzustellen.
Nach denen diese Wesen auch in den Unruheländern den Menschen
beistehen würden.
Ähnlich
geht es mir aber auch angesichts der vielen aktuellen Berichte über
das Friedenslicht, das man – in Betlehem entzündet - in die Städte
und Dörfer in der Region bringt, um sich damit ein friedliches
Weihnachten ins Haus zu holen. Oder sich bringen zu lassen. Es mag ja
eine nette Geste sein, doch angesichts der Unruhen und Not von
Millionen Menschen in der Welt empfinde ich es als recht
vordergründig und bedeutungsarm. Angesichts dessen aber doch jeder
für sich überlegen und darüber befinden kann, wie er es mit
Solidarität, Toleranz und Hilfsbereitschaft hält.
Mich
jedenfalls beeindruckte das Ereignis der aufgehende Sonne am 24. Dezember – wie schon
an einigen Tagen zuvor - das mich der Himmel erleben ließ, mehr als
jedes Kerzen-Friedenslicht. Ich freute mich und vermochte es mit der
Hoffnung zu verbinden, dass es möglichst viele Menschen erleben und
darüber die Bereitschaft erwacht, Solidarität und
Hilfsbereitschaft immer dann und überall dort praktisch zu üben, wo
dies nötig scheint. (Ein Blick durchs Fenster oder ein Schritt vor die Haustür konnte ja schon zu diesem Schauspiel führen.) Und ich konnte diese Aufgeschlossenheit leicht mitnehmen in die Weihnachtsvesper am Nachmittag in die St.
Blasii-Kirche und den Fürbitten, um die dort gebetet wurde. Ich
denke, wer das erlebt und ehrlichen Herzens nachzukommen vermag, bewirkt
mehr, als es ein Friedenslicht in den eigenen vier Wänden vermag.
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