Donnerstag, 26. Dezember 2013

Solidarität und Toleranz sind gefragt

Es war in diesen Tagen unter anderen meine Absicht, noch einmal die Adventausstellung „Himmlische Weihnachten“ in der Nordhäuser Traditionsbrennerei zu thematisieren. Und dabei die Engelgalerie zum Ausgangspunkt einer ausführlicheren Betrachtung zu machen. Zumal es in einem dort aufliegenden Flyer heißt, dass allen Religionen gemeinsam der Glaube an Engel oder eine höhere, transzendente Wirklichkeit eigen ist, mit ihren Konsequenzen für die diesseitige Ethik.

Nun ist Weihnachten. Bundespräsident, Papst und auch viele weitere Vertreter aus Kirche und Politik haben ihre Weihnachtsbotschaften und -adressen verkündet, in denen nach dem Weihnachtsevangelium in den Kirchen zur Solidarität unter den Menschen und zu Frieden in Syrien und Afrika aufgerufen wurde.

Papst Franziskus zum Beispiel hat, ähnlich wie seine Vorgänger, die Weihnachtsbotschaft zu einem Blick auf die Krisen und Leiden einer zerrissenen Welt genutzt: in Nahost, Südsudan, Zentralafrikanische Republik, Nigeria, Horn von Afrika. Ganz oben stand für ihn Syrien, wo der Konflikt schon zu viele Leben zerschlagen habe. "Mögen dem geliebten syrischen Volk neue Leiden erspart bleiben." Auch die Wunden des Irak, "der immer noch von häufigen Attentaten heimgesucht wird", sollten geheilt werden. Und er beklagte die Opfer der Katastrophe vor Lampedusa, die sich nicht wiederholen dürfe. Er rief zu Frieden und Dialog auf und um Hilfe und Solidarität mit den Opfern von Naturkatastrophen und Gewalt, aber auch mit den Armen und Schwachen, für Ausgegrenzte und Flüchtlinge.

Und auch Bundespräsident Joachim Gauck appellierte an seine Landsleute: „Machen wir unser Herz nicht eng mit der Feststellung, dass wir nicht jeden, der kommt, in unserem Land aufnehmen können", fordert der Bundespräsident Auch die Vorfahren der heutigen Bürger in Deutschland hätten Flucht und Vertreibung erfahren. "Im 19. Jahrhundert sind sie zu Millionen in die Neue Welt ausgewandert, und nach dem Zweiten Weltkrieg mussten Flüchtlinge und Vertriebene sich eine neue Heimat suchen", erinnerte Gauck. Auch heute seien Menschen an vielen Orten der Welt auf der Flucht. "Wir denken an das schreckliche Schicksal der Familien aus Syrien, wir denken an die Verzweifelten, die den gefährlichen Weg nach Europa über das Wasser wagen. Wir denken auch an die Menschen, die kommen, weil sie bei uns die Freiheit, das Recht und die Sicherheit finden, die ihnen in ihren Ländern verwehrt werden", sagte der Bundespräsident.

Ich kann es bei den beiden Beispielen belassen, schon weil an ihnen sehr deutlich wird, was es mit „himmlische“ Weihnachten und der diesseitigen Ethik in den angesprochenen Ländern auf sich hat. Ganz zu schweigen von (Schutz-)Engeln, die die Menschen vor aller Art Gefahren bewahren würden. Ich glaube an sie, nur widerstrebt es mir, angesichts der sicher notwendigen Appelle um Verständnis und Toleranz gegenüber Menschen, die doch nur den vielfältigen Gefahren in ihren Ländern entgehen wollen, hier von (Schutz-)Engeln oder adäquaten Wesen zu schreiben und Betrachtungen darüber anzustellen. Nach denen diese Wesen auch in den Unruheländern den Menschen beistehen würden.

Ähnlich geht es mir aber auch angesichts der vielen aktuellen Berichte über das Friedenslicht, das man – in Betlehem entzündet - in die Städte und Dörfer in der Region bringt, um sich damit ein friedliches Weihnachten ins Haus zu holen. Oder sich bringen zu lassen. Es mag ja eine nette Geste sein, doch angesichts der Unruhen und Not von Millionen Menschen in der Welt empfinde ich es als recht vordergründig und bedeutungsarm. Angesichts dessen aber doch jeder für sich überlegen und darüber befinden kann, wie er es mit Solidarität, Toleranz und Hilfsbereitschaft hält.


Mich jedenfalls beeindruckte das Ereignis der aufgehende Sonne am 24. Dezember – wie schon an einigen Tagen zuvor - das mich der Himmel erleben ließ, mehr als jedes Kerzen-Friedenslicht. Ich freute mich und vermochte es mit der Hoffnung zu verbinden, dass es  möglichst viele Menschen erleben und darüber die Bereitschaft erwacht, Solidarität und Hilfsbereitschaft immer dann und überall dort praktisch zu üben, wo dies nötig scheint. (Ein Blick durchs Fenster oder ein Schritt vor die Haustür konnte ja schon zu diesem Schauspiel führen.)  Und ich konnte diese Aufgeschlossenheit leicht mitnehmen in die Weihnachtsvesper am Nachmittag in die St. Blasii-Kirche und den Fürbitten, um die dort gebetet wurde. Ich denke, wer das erlebt und ehrlichen Herzens nachzukommen vermag, bewirkt mehr, als es ein Friedenslicht in den eigenen vier Wänden vermag.

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