Montag, 23. Dezember 2013

Auf allen Kanälen: Chodorkowski

Die Medien in Deutschland überboten sich in den vergangenen Tagen geradezu mit Berichten und Kommentaren zu dem ehemals angeblich reichsten Mann Russlands, Michail Chodorkowski. Der nach der Begnadigung durch den russischen Präsidenten Wladimir Putin aus Straflager haft entlassen wurde und auf kürzestem Weg nach Deutschland ausreiste. Diese Überschwänglichkeit der Medien kommt bei vielen Medienkonsumenten gar nicht gut an, wie sich aus den Kommentaren im Anhang der einschlägigen Zeitungsberichte leicht entnehmen lässt. Es fehlt der einen, wie der anderen Seite an ruhiger und sachlicher Einschätzung der Vorgänge um diesen Mann, der immerhin ein Jahrzehnt als Gefangener der russischen Justiz zubringen musste.
Und wenn ich bei der einen, der Medienseite verweile, scheint eigentlich nach den Berichten nur Tatsache, dass er sich in Deutschland befindet und gestern eine Pressekonferenz abhielt. Aus der sich ergab, dass er sich freut, in Deutschland zu sein, keine politischen Pläne oder Absichten hat und selbst noch nicht recht weiß, wie er sein künftiges Leben gestalten wird. Alles andere, was darüber hinaus geschrieben wurde, ist Unterstellung, Mutmaßung und Spekulation.
Das beginnt damit, dass er geradezu stereotyp als Putin- oder Kreml-Kritiker bezeichnet wird. Er mag das vor seiner Verurteilung, also in der Vergangenheit, gewesen sein, jetzt ist er es jedenfalls nach eigenen Bekundungen nicht (mehr). Tatsache ist, dass er nach dem Begnadigungsdekret aus humanitären Gründen begnadigt wurde, alles andere, was darüber hinaus gemutmaßt und „geflunkert“ wird, entbehrt der Grundlage. Nicht anders verhält es sich mit Spekulationen darüber, wer welchen Anteil von deutscher Seite an der Begnadigung Chodorkowskis hat. Und auch zum Vermögen, das Michail Chodorkowski verblieben ist, ergeht man sich in Spekulationen, denen allesamt die Grundlage fehlt. Selbst über den Ausgangspunkt der ganzen Chose, nämlich dem Grund oder Hintergrund seiner Verurteilung stellt man auch heute wieder Mutmaßungen an, die weitgehend spekulativ sind. Der Prozess gegen den einst reichsten Mann Russlands wurde sogar international als politisch motiviert kritisiert, obgleich der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte dieser Auffassung widersprach (n-tv am 20.12.).

Ich nehme also interessiert zur Kenntnis, dass Michail Chodorkowski aufgrund der Begnadigung durch Russlands Präsidenten Wladimis Putin aus humanitären Gründen aus der Strafhaft entlassen wurde und derzeit im Berliner „Adlon“ wohnt. Mich interessiert das Schicksal und die Zukunft dieses Mannes wie die jedes Menschen mit Profil. Und ich kann mich darüber freuen, dass er sich das nach zehn Jahren Haft bewahrt zu haben scheint. Mich interessieren demgegenüber keine Spekulationen. Und das hat für mich noch einen Grund, auf den ich in einem weiteren Eintrag kommen will.

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