Donnerstag, 19. Dezember 2013

Auch über sie wachten Engel

Es ist bekanntlich nicht das erste Mal, dass Dr. Anja Eisner, Chefdramaturgin am Theater Nordhausen, und die Leiterin des Kunsthauses Meyenburg, Susanne Hinsching, zu bestimmten Anlässen zu gemeinsamen Lesungen einladen. Und diese dann gekonnt und mit großem Erfolg absolvieren. Es dürfte aber das erste Mal gewesen sein, dass die beiden Vorlesenden unter den Augen von Schutzengeln lasen, wie am gestrigen Abend in der Traditionsbrennerei.

Als Begleitprogramm der Adventausstellung „Himmlische Weihnachten“, die derzeit in der Traditionsbrennerei stattfindet, dürfte „Weihnachten und andere Notstände“ als Thema der Lesung das unterhaltsamste und dabei auch informativste Angebot gewesen sein. Für die zahlreichen Gäste dieses Leseabends wirkten die vorgetragenen Geschichten und Episoden
zumindest nicht weniger kurzweilig, unterhaltend und erheiternd wie auf die Teilnehmer eine Woche zuvor im Keller des Kunsthauses Meyenburg. Die unmittelbaren Reaktionen und der Applaus am Ende der Lesung ließen das leicht erkennen. Und jene, die schon Gast der ersten Leseveranstaltung waren, die Geschichten also - so wie ich - kannten, mögen ebenso auf manche Geschichten besonders gewartet haben, sei es wegen ihrer Pointen oder auch der gekonnten Betonung und Mimik der Vorträge wegen. Und erneut fand ich die mundartlich vorgetragenen
Passagen mancher Geschichtsverläufe durch Anja Eisner ebenso gekonnt wie erheiternd.

Es war jedenfalls eine rhetorisch höchst ansprechende Bereicherung der Adventausstellung, mit der das „Himmlische Weihnachten“ in heiter stimmender Weise auf irdische Verhältnisse und Befindlichkeiten geholt wurde. Und das – wie oben erwähnt – vor einer Wand mit Engelbildern, die auf unterschiedliche Weise verdeutlichten, worin die Aufgabe von Engeln in besonderer Weise besteht: über unser Wohlergehen zu wachen.

Es mag dahingestellt sein, ob sich die Gäste angesichts dieser Konstellation Gedanken über diese Schutzengelbilder hinter den Vortragenden machten, und ob man meinen Versuch, damit auf das Thema Schutzengel hinzuweisen, banal findet: nicht nur diese Bilder, die gesamte weihnachtliche Ausstellung in der Traditionsbrennerei wird diesmal von Engeln dominiert. Und ein aufliegender Flyer vermittelt eine Vorstellung über deren tiefere sinnbildliche Bedeutung: dass damit nämlich verdeutlicht wird, dass in allen Religionen der Glaube an eine höhere, transzendente Wirklichkeit veranschaulicht wird, mit ihren Konsequenzen für die diesseitige Ethik.

Gemeinsamkeiten zeigen sich aber auch auf einer noch konkreteren Ebene, heißt es in diesem Flyer weiter. Es gibt Glaubenselemente sowie bestimmte religiöse Symbole, die sich in fast allen Religionen wiederfinden. Interreligiöser Dialog kann an solchen konkreten Gemeinsamkeiten anknüpfen. Zu diesen Gemeinsamkeiten gehört nicht zuletzt der Glaube an Schutzengel und ähnliche Schutzwesen.


Damit soll es hier und jetzt sein Bewenden haben. Dass vor diesem Hintergrund diese Lesung stattfand, die vom Leiter der Traditionsbrennerei, Joachim Einenkel, mit der Begrüßung und einer kurzen Einführung begann und ebenso mit einem Dank an die Vortragenden beendet wurde, konnte man durchaus als beziehungsvoll ansehen. Dass sich unter den Gästen auch Hannelore Haase, Beigeordnete der Stadt und Leiterin des Kuturamtes befand, soll hier ausdrücklich erwähnt werden, vermittelte sie doch auch hier erneut mit ihrer Anwesenheit das besondere persönliche Engagement auch das der Stadt Nordhausen am urbanen kulturellen Geschehen. 

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