Die „Thüringer Allgemeine“
befasste sich am 09. August in ihrem Titelthema mit dem
AOK-Krankenhausnavigator 2012 und stellt fest: „Die meisten
Südthüringer sind mit ihrem Krankenhaus zufrieden“. 85 Prozent
der Thüringer, die sich in den letzten anderthalb Jahren zum
Beispiel im SüdharzKlinikum behandeln ließen, würden ihre Klinik
weiterempfehlen, heißt es da sinngemäß, auf dieses Klinikum
bezogen. Gefragt wurde nach solchen Faktoren wie Gespräche mit
Ärzten, Wartezeiten, Betreuung durch Pflegekräfte und Sauberkeit.
Also nach Umständen, die ein Patient konkret, wenn vielleicht auch
nur gefühlsmäßig, wahrnimmt.
Damit könnte ich es als Patient, der
verschiedene der medizinischen Angebote (Dienstleistungen)dieses
Klinikums laufend in Anspruch nimmt, bewenden lassen. Wenn 85% aller
in jenem Zeitraum behandelten Patienten zufrieden waren, müsste ich
hier nicht auch noch meine
Erfahrungen beisteuern. Wenn diese doch
nicht von jener Mehrheit abweichen.
Wenn da nicht am Donnerstag auf 3SAT
als Thema „Medizin in der Krise“ in einer
Dokumentationsaussendung recht ausführlich untersucht und
dargestellt worden wäre. (Mein Eintrag „Medizin in der Krise“
von vorgestern handelt davon) Zum ersten Teil dieser Sendung, der
sich mit Problemen im Bereich niedergelassener Ärzte beschäftigte,
vermag ich mangels eigener Erfahrung nichts zu sagen. Dass da von
„Ärzten als Pillenverkäufer“, berichtet wird, die sich damit
einen lukrativen Nebenverdienst verschaffen und Kranke zu Kunden
gemacht werden, finde ich problematisch. Wenn auch eingeräumt wurde,
dass dieser Pillenhandel den Ruf aller ehrlichen Ärzte schädigt.
Wenn dann aber weiter unter dem Zwischentitel „Riskante Rezepte“
die Vorstellung vermittelt wird, dass viele verschriebene
Schmerzmittel, Psychopharmaka oder Rheumapräparate eine Gefahr sein
können – besonders für ältere Menschen, ist das meines Erachtens
schon sehr bedenklich. Jeder fünfte Patient über 65 nimmt danach
ein solches Präparat ein. Doch vielfach würden schwere
Komplikationen drohen. Nach vorsichtigen Schätzungen sterben in
Deutschland mehr als 20.000 Menschen jährlich durch die
unkoordinierte Behandlung mit Arzneimitteln. Deren Wechselwirkung
nicht selten auch unbekannt sein soll.
Um aber auf mir bekanntes medizinisches
Versorgungsterrain zu kommen, sei ein entsprechendes Teilbereich
dieser Sendung herausgefiltert, in dem es hieß, dass sich Ärzte
untereinander zu Verbünden und Ärztenetzen zusammenschließen
können, womit zunächst das
„Monopol" der Kassenärztlichen Vereinigungen zerschlagen
werden kann. Sie konkurrieren miteinander, schließen
Versorgungsverträge mit den Kassen ab und übernehmen die
Geldverteilung. Die neue Konkurrenz zwischen verschiedenen Anbietern
soll die Versorgung besser und billiger machen.
Die Ärzte können sich aber nicht nur zu solchen losen Netzwerken zusammenschließen. Sie können auch ein echtes Medizinisches Versorgungszentrum bilden, kurz MVZ. Dabei legen verschiedene Fachärzte ihre Praxen zusammen und bilden eine Art Poliklinik, wie früher in der DDR. Die MVZ können Verträge mit den Kassen schließen und bekommen von dort ihr Geld. Der Patient hat dann aber nicht mehr "seinen Arzt", sondern nur noch sein Medizinisches Versorgungszentrum, in dem sich verschiedene Ärzte um ihn kümmern.
Aber nicht nur Ärzte, auch
Krankenhäuser können MVZ gründen. Dafür müssen sie sich ein paar
niedergelassene Ärzte „an Land ziehen“. Diese Ärzte können
dann als Angestellte für die Klinik arbeiten. Vorteil für die
Klinik: Neben dem Geld aus dem stationären Topf bekommt sie
zusätzliches Geld aus dem ambulanten Topf. Ihr größter Vorteil
aber: Die angestellten Ärzte im MVZ können Patienten in die Klinik
überweisen. Die Klinik hat dann ihre eigenen Einweiser und kann den
Patientenfluss steuern. Und damit in gewissen Grenzen auch den
Geldfluss.
Deshalb sind solche Modelle besonders
für profitorientierte Unternehmen interessant. Das können große
Klinikketten sein, aber auch andere Großkonzerne, die sich auf
Umwegen in diesen Markt einkaufen. Doch das Ganze hat eine
gravierende Nebenwirkung: Nicht der Patient, sondern die
Gewinnerwartung steht im Mittelpunkt. Die bestmögliche Versorgung
ist deshalb nicht mehr gewährleistet. Trotzdem: Die Umwandlung
unseres Gesundheitswesens in einen Gesundheitsmarkt ist nicht mehr
aufzuhalten.
Und gerade mit einem solchen, vom
Krankenhaus gegründeten und geführten MVZ – hier also vom
SüdharzKlinikum - bin ich bei „meinem“ Thema: Und ich bestreite
entschieden, dass damit die bestmögliche Versorgung nicht mehr
gewährleistet sein soll. Und stelle demgegenüber fest, dass ich zum
Beispiel 2008 mit Beschwerden zwar noch meinen behandelnden Arzt (Dr.
Markus Köhler) im MVZ erreichte, aber unmittelbar von ihm in die
Notfall-Aufnahme überwiesen wurde.
Und damals vor Beendigung der
stationären Behandlung vom hauseigenen sozialen Dienst über die
ambulanten Behandlungs- und Betreuungsmöglichkeiten informiert
wurde. Der auch die weitere Vermittlung übernahm.
Ich bin seit Gründung des MVZ dort
Patient. Mich kümmert nicht die Organisation und das interne
Verhältnis der dort beschäftigten Ärzte, weil und solange ich mich
dort gut versorgt weiß. Und es ist auch nicht so, wie es in der
Sendung hieß, dass man als Patient nicht mehr "seinen Arzt"
habe, sondern nur noch das Medizinische Versorgungszentrum, wo sich
verschiedene Ärzte um einen kümmern würden. Ich habe „meinen“
Arzt, von dem ich gfls. Überweisungen zu Fachärzten oder auch
physiotherapeutischen Einrichtungen erhalte, ohne dass ich dazu
bestimmte Empfehlungen bekomme. Es obliegt also meiner Entscheidung,
ob ich innerhalb des MVZ oder einer anderen Abteilung des Klinikums
bleibe. Oder einen externen Facharzt oder Physiotherapeuten aufsuche.
Dass durch das Zusammenwirken der einzelnen MVZ-Bereiche zum Beispiel
unkoordinierte Behandlungen mit Arzneimitteln vermieden werden, lässt
mich als Patient allerdings leicht innerhalb der MVZ- bzw. der
Klinikbereiche bleiben. Ebenso werden mir dadurch Mehrfach- etwa
Röntgenuntersuchungen uam. erspart. Ich fühle mich jedenfalls als
Patient im MVZ des SüdharzKlinikums nicht als Kunde oder verloren im
Gesamtbetrieb, sondern noch immer gut versorgt. Und letztendlich –
das sei mir als letzte Bemerkung erlaubt – sehe ich bei meinen
Wanderungen in Sichtweite des Klinikums „Christoph 37“ der mich
schlimmstenfalls auch mal nach dort holen könnte.
Fotos: Luftaufnahme Dr. Heinrich und eigenes