Zumindest
könnte man das Neujahrskonzert des Loh-Orchesters unter dem
Gesichtspunkt des angekündigten Queen-Besuches im Juni in
Deutschland sehen, denn es stand ganz im Zeichen britischer
Komponisten. Und schon das „Happy New Year“, das Intendant und
Moderator Lars Tietje den Zuhörern im ausverkauften Haus entbot,
ließ erkennen, was das Loh-Orchester unter dem
gewohnt exakten und eleganten Dirigat von Michael Ellis Ingram an
diesen Abend bieten würde.
Und
wie das Gebotene „ankam“, konnte niemand besser beurteilen als
Christel Laude, die berufene Rezensentin dieser Konzerte, das diesmal
unter dem Motto „Very British“ stand. Hier ihre Würdigung:
Es
erklangen Werke teilweise unbekannter britischer Komponisten, bzw.
Kompositionen, deren Entstehung und Inhalt mit dem Königreich
Großbritannien in Verbindung gebracht werden können. Die
ausgewählten eingängigen Melodien dieses vielseitigen und
abwechslungsreichen Programms begeisterten das Publikum im restlos
ausverkauften Haus von Anfang an. Das Loh-Orchester als Hauptakteur
des Abends zeigte sich unter dem exakten und eleganten Dirigat von
Michael Ellis Ingram in bester Spiellaune, entfaltete ein breites
Spektrum der gestalterischen Möglichkeiten.
Ist
Georg Friedrich Händel, geboren 1685 in Halle/Saale und 1759
beigesetzt in der Londoner Westminster Abbey, deutscher oder
britischer Komponist? Diese Frage wird wohl nie eindeutig beantwortet
werden, was zählt ist allein seine unsterbliche Musik. Und so war
der Ausschnitt aus seiner „Feuerwerksmusik“ ein gelungener
Einstieg in das Konzert. Majestätisch in angemessenem Tempo
versetzten Trompeten und Hörner das Publikum in festliche Stimmung.
Eine Arie der Cleopatra aus „Julius Cäsar“, ebenfalls von
Händel, sang Tijana Grujic, besonders bravourös die schwierigen
Koloraturen im Mittelteil.
Heitere
Töne brachten vier „Englische Volkstänze“, die der britische
Komponist Ernest Tomlinson, geb. 1924, für großes Orchester
instrumentierte, und die „Cockney-Suite“ von Albert W. Ketelbey
(1875-1959).
Wenn
es in einem Konzert very british zugeht, ist natürlich auch kein
Vorbeikommen an William Shakespeare. Er hat bekannterweise viele
Komponisten zu berühmten Werken inspiriert. Weniger bekannt dürfte
jedoch sein, dass Antonio Salieri, der große Widersacher Mozarts,
eine musikalische Komödie namens „Falstaff“ geschrieben hat.
Thomas Kohl interpretierte die Arie des Titelhelden „Im Reiche
Amors“ mit viel Witz und Charme.
In
der „Shakespeare-Suite Nr.1“ von Engelbert Humperdinck gefielen
vor allem der schöne, satte Klang der Streicher zu Beginn der
Ausschnitte sowie die ausgefeilte dynamische Gestaltung durch das
Orchester. Interessant zu hören war auch die Fantasie über
„Greensleevs“ von Ralph Vaughan Williams (1872-1958).
Egal,
ob bei „Erinnerungen an Covent Garden“ oder bei
„Nordseebilder(n)“, immer entsteht unter der Feder von Johann
Strauß (Sohn) ein Walzer-ein Wiener Walzer, elegant und beschwingt,
im Konzert mit viel Herz dargeboten. Ebenso leichtfüßig im ¾ Takt
erklang auch der „Botschaftswalzer“ aus dem Musical „My Fair
Lady“, dessen Handlung ja in London spielt. „Londoner
Sehenswürdigkeiten“ und ein Frühlingsanfang in England waren nach
Musik von Haydn Wood (1882-1959) zu erleben. Recht wenig bekannt sind
bei uns auch die phantastisch-komischen Opern und Komödien des 1842
in London geborenen und 1900 auch dort gestorbenen Arthur Sullivan.
Aus seinen Werken brachten Titjana Grujic und Thomas Kohl heitere
Arien sowie ein mimisch und gestisch hübsch dargestelltes Duett zu
Gehör.
Ein
grandioses Finale gelang Orchester und Dirigent mit dem Marsch Nr.1
aus „Pomp and Cirkumstance“ von Edward Elgar (1857-19349),
bekannt vor allem durch den Abschluss der alljährlichen „Last Night
of the Proms“. Als Lars Tietje nach dem ca.
zweistündigen Programm „Have a nice evening“ wünschte, wollte
das begeisterte Publikum noch lange nicht gehen, und so gab es noch 4
Zugaben.
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