Sonntag, 14. September 2014
Nur „gezeichnetes“ Gewissen?
Im Kunsthaus Meyenburg fand am Freitag die Vernissage zur Ausstellung „Gezeichnetes Gewissen“ mit den beiden Künstlern Käthe Kollwitz und Otto Pankok statt. Ich müsste mich eigentlich vor mir selbst entschuldigen, weil dieser Eintrag zu dieser Vernissage erst heute erfolgt. Zur Begründung kann ich anführen, dass ich mit meinen Überlegungen zur Landtagswahl am heutigen Sonntag und nach den Wahlveranstaltungen am Dienstag (FDP) und Mittwoch (LINKE) so in Anspruch genommen war, dass darüber in meinem Verstand für
andere Überlegungen zu bedeutungsvollen Vorgängen kein Platz mehr war. Und ich räume ein, dass dieser Verstand halt nicht mehr so schnell arbeitet wie in früheren Zeiten. Und diese Ausstellung im Kunsthaus bedarf meines Erachtens tieferer Überlegung, weil das im Motto erwähnte „gezeichnete“ Gewissen auf den Betrachter der Bilder und Skulpturen reflektieren sollte.
Kunsthistorikerin Susanne Hinsching, Leiterin des Kunsthauses Meyenburg, bemerkte nach der Begrüßung der gekommenen Gäste in ihrer
Einführung, sie habe aus wohlerwogenen Gründen die beiden Künstler in dieser Ausstellung vereint. Und es war ihr überlassen, das auch zu begründen, um die Vernissage nicht zu sehr auf Käthe Kollwitz zu beschränken.
Das lag an dem Umstand, dass zu dieser Veranstaltung der Geschäftsführer der Ernst Barlach Museumsgesellschaft Hamburg, Dr. Jürgen Doppelstein, angereist war, der sich dann in seinem Vortrag ausschließlich der Künstlerin Käthe Kollwitz widmete, während vom Otto-Pankok-Museum Hünxe der angekündigte Vertreter krankheitsbedingt absagen musste. Und soweit es mich als Teilnehmer betrifft, beschränkte ich mich auch am Freitag auf die Betrachtung der im Erdgeschoss ausgestellten Exponate, die doch fast sämtlich der Künstlerin Käthe Kollwitz zugeordnet sind. Deshalb hier eine Selbstbeschränkung,
um mich nach einem Besuch des oberen Stockwerkes des Kunsthauses in einem noch folgenden Eintrag dem künstlerisch gestalteten und geprägten Anliegen dieser Ausstellung insgesamt zuwenden zu können.
Die erst durch die finanzielle Unterstützung der Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen, vertreten durch Dr. Michael Grisko, und der Kreissparkasse Nordhausen ermöglicht wurde. Deren Vorstandvorsitzender Wolfgang Asche nach der Einführung Susanne Hinschings zur Motivation beider Institutionen Ausführungen machte. Auch darauf komme ich noch.
Die Kunsthistorikerin dankte also zunächst Allen, die auch sonst zum Gelingen dieser Ausstellung durch Zurverfügungstellung von Leihgaben beitrugen. Um zur Vernissage selbst der Korepetitorin am Theater Nordhausen, Ayako Matuschka, für die musikalische Gestaltung am Klavier zu danken. Um dann die Bedeutung der Künstlerin Käthe Kollwitz für Nordhausen zu umreißen. Der ja im Kunsthaus schon 2002 eine Ausstellung gewidmet war. Käthe Kollwitz hat während des 2. Weltkriegs Zuflucht in Nordhausen bei der mit ihr befreundeten Künstlerin Marga Böning gefunden. Und in ihrem Haus Am Hagentor 2 wohnte. Die ausführliche Würdigung der Künstlerin überließ sie dann Dr. Doppelstein, um stattdessen den Gästen den Künstler Otto
Pankok vorzustellen, den sie zu den bedeutendsten deutschen Künstlern der 1. Hälfte des 20. Jahrhunderts zählt, der auch ein führender Vertreter des expressiven Realismus war. „Er hat in den 1920er Jahren seine eigene künstlerische Sprache entwickelt“, führte Susanne Hinsching aus, um dann weiter auszuführen: „Die Inhalte seiner Werke waren ihm stets wichtiger als stilistische Experimente und die Botschaft war der Form übergeordnet. Er war auf der Suche nach dem Wesen des Menschlichen bei armen, verhärmten Tagelöhnern, Knechten, Zigeunern und Verfolgten. Sie wurden bereits früh seine bevorzugten Modelle für die großformatigen Kohlezeichnungen.
Otto Pankok war als Maler ein Einzelgänger, der seine eigene Bildwelt erschaffen hat, in der sich die reale Welt stets widerspiegelt. Sein Mitgefühl galt den Verachteten, den Unterdrückten und Verfolgten – ähnlich wie Käthe Kollwitz. Sein Schaffen reagierte sensibel und prompt auf die
historischen und politischen Ereignisse seiner Zeit und findet damit in der Zeichnung, der Druckgrafik und der Skulptur wieder eine Nähe zu Käthe Kollwitz.
Die gemeinsame Ausstellung mit Werken von Käthe Kollwitz und Otto Pankok soll bei aller künstlerischen Nähe der beiden Künstler auch zeigen, wie unterschiedlich doch ihre geistigen Positionen waren: während Käthe Kollwitz stets aus einem zutiefst weiblichen, der Welt zugewandten, in die Welt hinein zielenden Ansatz vertritt, zeigt sich Pankok's Werk hingegen sehr engagiert und humanistisch.
Die Ausstellung wirft deshalb einen sehr spannenden Blick auf zwei herausragende Künstlerpersönlichkeiten der ersten Hälfte des 20. JHS, der sowohl die Gemeinsamkeiten – vor allem bedingt durch die historische und gesellschaftliche Einordnung beider Künstler -, aber auch deren künstlerische Unterschiede beleuchten will. Gerade deshalb aber ist es nötig, die Ausstellung in ihrer Gesamtheit in Augenschein zu nehmen und in Ruhe zu betrachten. Um dadurch zu einer eigenen Einstellung zu kommen. Ich komme darauf zurück.
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen