Der
Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx,
hat zum Auftakt der Herbst-Vollversammlung in Fulda zu einem mutigen
Blick nach vorne aufgerufen, mit dem die Kirche in Deutschland – trotz
mancher Probleme – zuversichtlich voranschreiten kann. In seinem
Eröffnungsreferat vor der Vollversammlung betonte Kardinal Marx, dass
die Bischofskonferenz immer als Kollegium der Bischöfe nach außen
auftreten müsse: „Wir brauchen eine Ausrichtung auf Communio und
Einigkeit hin. Es geht nicht um das Durchsetzen eigener Interessen,
sondern um eine vom Geist Gottes angeleitete Einmütigkeit.“ Ausdrücklich
hob Kardinal Marx eine Stärkung und Vergewisserung des synodalen
Elementes hervor, das seinen Ursprung in der frühen Kirche habe: „Wo das
synodale Element vergessen worden ist, hat sich nichts zum Besseren
verändert, sondern da ist etwas vom Evangelium vergessen worden. Das
kollegial-synodale Element der Bischofskonferenz ist eine theologische
Notwendigkeit. Das zeigt sich gerade darin, dass die Kirche über zwei
Jahrtausende im Tiefsten eine Erfahrungs- und Erzählgemeinschaft ist.“
Kardinal
Marx bezog sich in seinem Eröffnungsreferat auf zentrale Aussagen des
Apostolischen Schreibens „Evangelii gaudium“ von Papst Franziskus: „Der
rote Faden, den uns der Heilige Vater vorgibt, ist die Frage: Wie
gelingt Evangelisierung? Eine Bischofskonferenz, die nicht der
Evangelisierung dient, hätte ihre Aufgabe verfehlt. Die Aufgabe der
Bischofskonferenz ist es, die Communio, die Gemeinschaft zu stärken.
Bischöfe sind Diener der Einheit. Wir müssen verstärkt darauf achten,
wie die Einheit in der Vielfalt mit den jetzt konkret gläubig lebenden
Menschen gelingen kann“, so Kardinal Marx. Es gehe beim künftigen Weg
der Kirche in Deutschland um die geistliche und redliche Suche nach
Einmütigkeit.
Kardinal
Marx erinnerte an das reiche Erbe der Kirche, wozu das Erbe in Glaube,
Kultur und Caritas zähle. „Wir müssen neu lernen, das Positive zu sehen
und vom Positiven auszugehen. Dazu gehört auch, dass wir uns
eingestehen, dass es eine unabgeschlossene Evangelisierung in unserem
Land gibt, an der wir arbeiten müssen. Wir sollten neu lernen, mit
großer Offenheit auf die Schätze der Kirche zu schauen. Daran hat uns
insbesondere Papst Benedikt XVI. bei seinem Deutschlandbesuch 2011
erinnert.“ Daher gehe es darum, noch stärker den „Blick auf Jesus selbst
zu richten. Jesus mahnt uns, auf den Menschen zu schauen mit dem was er
hat. Er fragt nicht was fehlt, sondern ermutigt Menschen zum Glauben.
Das ist die Pädagogik Jesu“, so Kardinal Marx.
Papst
Franziskus ermutige in „Evangelii gaudium“ zu klaren Priorisierungen:
„Evangelisierung ist ein Prozess, der um die Person Jesu von Nazareth
kreist. Wir müssen uns verstärkt fragen: Was dient der Evangelisierung,
was ist Evangelisierung? Wie kommt das Evangelium in unsere Gesellschaft
hinein? Dazu müssen wir Begegnungen mit der Person Jesu ermöglichen.
Franziskus sagt uns klar, wie das gelingt: In der Begegnung mit den
Armen. Bieten wir den Armen Heimat? Richten wir an ihnen unser künftiges
Handeln aus?“ Dieses Handeln brauche in der Kirche von Deutschland
Qualität, so Kardinal Marx: „Wenn wir in der Gesellschaft präsent sein
möchten, müssen wir unsere Arbeit immer qualitativ hinterfragen und
besser werden.“
Für
den Weg der Kirche in Deutschland sei es daher notwendig, neben der
Frage nach der Qualität auch für eine Erneuerung des synodalen Geistes
zu sorgen. Dazu gehöre auch die Frage, welche Konsequenzen die
Bischofskonferenz aus dem 2010 beschlossenen Gesprächsprozess ziehe.
Kardinal Marx betonte, dass er sich durch Papst Franziskus ermutigt
fühle, weil er den Weg der Kirche mit dem Begriff der Evangelisierung
vorgebe: „Die Freude ist dabei das zentrale Kriterium für Papst
Franziskus. Für uns sollte klar sein, dass Evangelium kann nicht ohne
Freude verkündet werden. Wo die Freude entschwindet, geht die Liebe
verloren. Die Freude ist eine Begleiterscheinung der Liebe, sagt der
heilige Thomas von Aquin. Franziskus betont gleichzeitig die
Konzentration auf das Kerygma, auf die Verkündigung. Prioritäten der
Kirche sind vom Evangelium her lesen. Die Kirche muss den Glauben in die
Mitte ihres Handelns stellen.“ Vier Prinzipien seien für den Papst und
damit auch für die Kirche in Deutschland von Bedeutung für den Aufbau
des Volkes Gottes: „Zeit ist mehr als der Raum; Einheit ist mehr als der
Konflikt; Wirklichkeit ist mehr als die Idee; das Ganze ist mehr als
die Teile“, so Kardinal Marx. Als Handlungsmaxime für die kommenden
Jahre unterstrich der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz: „Mit
Geduld und Entschiedenheit sollten wir diesen Weg gehen und uns intensiv
mit den einzelnen Themen befassen, ohne uns in Einzelheiten zu
verlieren. Und: Wir müssen diesen Weg mit Gelassenheit und Engagement
gemeinsam gehen.“
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