Montag, 22. September 2014

Eröffnungsreferat des Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, zur Herbst-Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz am 22. September 2014 in Fulda

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, hat zum Auftakt der Herbst-Vollversammlung in Fulda zu einem mutigen Blick nach vorne aufgerufen, mit dem die Kirche in Deutschland – trotz mancher Probleme – zuversichtlich voranschreiten kann. In seinem Eröffnungsreferat vor der Vollversammlung betonte Kardinal Marx, dass die Bischofskonferenz immer als Kollegium der Bischöfe nach außen auftreten müsse: „Wir brauchen eine Ausrichtung auf Communio und Einigkeit hin. Es geht nicht um das Durchsetzen eigener Interessen, sondern um eine vom Geist Gottes angeleitete Einmütigkeit.“ Ausdrücklich hob Kardinal Marx eine Stärkung und Vergewisserung des synodalen Elementes hervor, das seinen Ursprung in der frühen Kirche habe: „Wo das synodale Element vergessen worden ist, hat sich nichts zum Besseren verändert, sondern da ist etwas vom Evangelium vergessen worden. Das kollegial-synodale Element der Bischofskonferenz ist eine theologische Notwendigkeit. Das zeigt sich gerade darin, dass die Kirche über zwei Jahrtausende im Tiefsten eine Erfahrungs- und Erzählgemeinschaft ist.“

Kardinal Marx bezog sich in seinem Eröffnungsreferat auf zentrale Aussagen des Apostolischen Schreibens „Evangelii gaudium“ von Papst Franziskus: „Der rote Faden, den uns der Heilige Vater vorgibt, ist die Frage: Wie gelingt Evangelisierung? Eine Bischofskonferenz, die nicht der Evangelisierung dient, hätte ihre Aufgabe verfehlt. Die Aufgabe der Bischofskonferenz ist es, die Communio, die Gemeinschaft zu stärken. Bischöfe sind Diener der Einheit. Wir müssen verstärkt darauf achten, wie die Einheit in der Vielfalt mit den jetzt konkret gläubig lebenden Menschen gelingen kann“, so Kardinal Marx. Es gehe beim künftigen Weg der Kirche in Deutschland um die geistliche und redliche Suche nach Einmütigkeit.

Kardinal Marx erinnerte an das reiche Erbe der Kirche, wozu das Erbe in Glaube, Kultur und Caritas zähle. „Wir müssen neu lernen, das Positive zu sehen und vom Positiven auszugehen. Dazu gehört auch, dass wir uns eingestehen, dass es eine unabgeschlossene Evangelisierung in unserem Land gibt, an der wir arbeiten müssen. Wir sollten neu lernen, mit großer Offenheit auf die Schätze der Kirche zu schauen. Daran hat uns insbesondere Papst Benedikt XVI. bei seinem Deutschlandbesuch 2011 erinnert.“ Daher gehe es darum, noch stärker den „Blick auf Jesus selbst zu richten. Jesus mahnt uns, auf den Menschen zu schauen mit dem was er hat. Er fragt nicht was fehlt, sondern ermutigt Menschen zum Glauben. Das ist die Pädagogik Jesu“, so Kardinal Marx.

Papst Franziskus ermutige in „Evangelii gaudium“ zu klaren Priorisierungen: „Evangelisierung ist ein Prozess, der um die Person Jesu von Nazareth kreist. Wir müssen uns verstärkt fragen: Was dient der Evangelisierung, was ist Evangelisierung? Wie kommt das Evangelium in unsere Gesellschaft hinein? Dazu müssen wir Begegnungen mit der Person Jesu ermöglichen. Franziskus sagt uns klar, wie das gelingt: In der Begegnung mit den Armen. Bieten wir den Armen Heimat? Richten wir an ihnen unser künftiges Handeln aus?“ Dieses Handeln brauche in der Kirche von Deutschland Qualität, so Kardinal Marx: „Wenn wir in der Gesellschaft präsent sein möchten, müssen wir unsere Arbeit immer qualitativ hinterfragen und besser werden.“

Für den Weg der Kirche in Deutschland sei es daher notwendig, neben der Frage nach der Qualität auch für eine Erneuerung des synodalen Geistes zu sorgen. Dazu gehöre auch die Frage, welche Konsequenzen die Bischofskonferenz aus dem 2010 beschlossenen Gesprächsprozess ziehe. Kardinal Marx betonte, dass er sich durch Papst Franziskus ermutigt fühle, weil er den Weg der Kirche mit dem Begriff der Evangelisierung vorgebe: „Die Freude ist dabei das zentrale Kriterium für Papst Franziskus. Für uns sollte klar sein, dass Evangelium kann nicht ohne Freude verkündet werden. Wo die Freude entschwindet, geht die Liebe verloren. Die Freude ist eine Begleiterscheinung der Liebe, sagt der heilige Thomas von Aquin. Franziskus betont gleichzeitig die Konzentration auf das Kerygma, auf die Verkündigung. Prioritäten der Kirche sind vom Evangelium her lesen. Die Kirche muss den Glauben in die Mitte ihres Handelns stellen.“ Vier Prinzipien seien für den Papst und damit auch für die Kirche in Deutschland von Bedeutung für den Aufbau des Volkes Gottes: „Zeit ist mehr als der Raum; Einheit ist mehr als der Konflikt; Wirklichkeit ist  mehr als die Idee; das Ganze ist mehr als die Teile“, so Kardinal Marx. Als Handlungsmaxime für die kommenden Jahre unterstrich der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz: „Mit Geduld und Entschiedenheit sollten wir diesen Weg gehen und uns intensiv mit den einzelnen Themen befassen, ohne uns in Einzelheiten zu verlieren. Und: Wir müssen diesen Weg mit Gelassenheit und Engagement gemeinsam gehen.“

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