Dienstag, 30. September 2014

Verhallt der Ruf nach Qualitätsjournalismus?

Es war in den vergangenen Jahren vor allem Edmund Stoiber, der ehemalige bayerische Ministerpräsident, der wiederholt die Bundesregierung und Bundeskanzlerin Angela Merkel ob ihrer Medienpolitik kritisierte und glaubte feststellen zu müssen, dass die Medienpolitik in Deutschland in einer gewissen Sackgasse stecke. „Die Entwicklung der Medien muss wieder zur Chefsache werden. Es darf nicht länger nur Fachkreise beschäftigen, dass wir unsere eigene deutsche Medienwirtschaft nach den analogen Regeln der Vergangenheit an die Kette legen und uns den gigantischen internationalen Playern bereitwillig ausliefern", erklärte Stoiber noch im Februar im „Focus“.


Es soll hier nicht der Frage nachgegangen werden, ob Stoiber bei seiner Kritik besondere Interessen verfolgte, oder inwieweit seine Kritik objektiv berechtigt war. Als am Montag der Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger (BDZV) in Berlin zu ihrem 60jährigen Verbandsjubiläum zusammenkam, teilte der Verband mit, dass Deutschland mit 22 Millionen verkauften Tageszeitungen und 44,5 Millionen Lesern der gedruckten Ausgaben und 31 Millionen regelmäßigen Besuchern der Internetseiten der größte Zeitungsmarkt in Europa und der fünftgrößte der Welt ist. Das ist die eine Seite der Medaille. Die andere besteht darin, dass
trotz dieser beeindruckenden Zahlen Verlegerinnen und Verleger heute vor großen wirtschaftlichen und strukturellen Herausforderungen stehen. Für Printanbieter sei das im Besonderen die Digitalisierung. Sie biete Chancen, aber sie berge auch eine Vielzahl von Risiken.
Und genau das war u.a. Thema der Ansprache der Bundeskanzlerin, die sie am Montag vor den versammelten Verlegern hielt. In ihrer Rede unterstrich Angela Merkel die Bedeutung des Qualitätsjournalismus. "Ich bin davon überzeugt, dass die klassischen Medien auch digitalisiert im Internet eine hohe Bedeutung haben." Ansprechende Angebote und qualitativ hochwertiger Journalismus würden auch in Zukunft ihre Abnehmer finden, ist sich die Kanzlerin sicher. Verleger sollten deshalb nicht der wirtschaftlichen Versuchung erliegen, durch massive Einsparungen im redaktionellen Bereich ihre journalistische Substanz aufs Spiel zu setzen. Merkel warnt: „Ohne Investitionen in anspruchsvollen Journalismus ginge die Kernkompetenz der Verlage verloren.“ Sie plädiere dafür, diese Kernkompetenz zu stärken und in die neue Zeit weiterzuentwickeln, so die Kanzlerin.
Die Stärken von Zeitungen und Zeitschriften sieht Merkel nicht in der Nachrichtenaktualität sondern in Analysen, Hintergrundberichten, Kommentaren und Bewertungen: "In all dem, was den Menschen das Verstehen und die Einordnung aktueller Vorkommnisse in einen gesellschaftlichen oder auch einen politischen Kontext erleichtert." Diese Einordnung würde angesichts der unendlichen Flut von verfügbaren Informationen sogar noch wichtiger werden. "Wenn sich Zeitungen und Zeitschriften dieser Stärke bewusst sind und diese Stärke pflegen, dann werden sie trotz Internet immer wieder ihre Leser finden", ist die Kanzlerin überzeugt.
Soweit die Bundeskanzlerin. Und das zeugt meines Erachtens doch von beachtlichem Engagement für den gedruckten Zeitungen- und Zeitschriftenmarkt mit ihren Internetausgaben. Springer-Vorstandschef Mathias Döpfner nahm den Appell auf und appellierte seinerseits an seine Kollegen, bei der Einführung von Bezahlmodellen "ein bisschen Courage, ein bisschen Vorausgehen" zu zeigen. "Die Frage ist: Schaffen wir die Voraussetzungen, um in fünf oder zehn Jahren überhaupt noch ein Geschäftsmodell zu haben, wenn wir uns nicht einfach damit erschöpfen wollen, Mauern um die verbleibenden Papierangebote zu ziehen?"
Soweit zu diesem Themenkomplex, der immerhin überschaubar und – theoretisch – nachvollziehbar ist. Betrachte ich unter Berücksichtigung dessen die lokale Szenerie, stoße ich allerdings auf eine Problematik, die meines Erachtens dramatische Ansätze in sich birgt.

Bevor ich diese Problematik hier aus meiner Sicht darstelle, habe ich sie zwar formuliert, aber zunächst den für Thüringen zuständigen Landesverband des BDZV zur Stellungnahme zugeleitet. Und werde darauf zurückkommen, falls mir eine solche zugeht.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen