Es war in den vergangenen Jahren vor allem Edmund Stoiber, der
ehemalige bayerische Ministerpräsident, der wiederholt die
Bundesregierung und Bundeskanzlerin Angela Merkel ob ihrer
Medienpolitik kritisierte und glaubte feststellen zu müssen, dass
die Medienpolitik in Deutschland in einer gewissen Sackgasse stecke.
„Die Entwicklung der Medien muss wieder zur Chefsache werden. Es
darf nicht länger nur Fachkreise beschäftigen, dass wir unsere
eigene deutsche Medienwirtschaft nach den analogen Regeln der
Vergangenheit an die Kette legen und uns den gigantischen
internationalen Playern bereitwillig ausliefern", erklärte
Stoiber noch im Februar im „Focus“.
Es soll hier nicht der Frage nachgegangen werden, ob Stoiber bei
seiner Kritik besondere Interessen verfolgte, oder inwieweit seine
Kritik objektiv berechtigt war. Als am Montag der Bundesverband
Deutscher Zeitungsverleger (BDZV) in Berlin zu ihrem 60jährigen
Verbandsjubiläum zusammenkam, teilte der Verband mit, dass
Deutschland mit 22 Millionen verkauften Tageszeitungen und 44,5
Millionen Lesern der gedruckten Ausgaben und 31 Millionen
regelmäßigen Besuchern der Internetseiten der größte
Zeitungsmarkt in Europa und der fünftgrößte der Welt ist. Das ist
die eine Seite der Medaille. Die andere besteht darin, dass
trotz dieser beeindruckenden Zahlen Verlegerinnen und Verleger
heute vor großen wirtschaftlichen und strukturellen
Herausforderungen stehen. Für Printanbieter sei das im Besonderen
die Digitalisierung. Sie biete Chancen, aber sie berge auch eine
Vielzahl von Risiken.
Und genau das war u.a. Thema der Ansprache der Bundeskanzlerin,
die sie am Montag vor den versammelten Verlegern hielt. In ihrer Rede
unterstrich Angela Merkel die Bedeutung des Qualitätsjournalismus.
"Ich bin davon überzeugt, dass die klassischen Medien auch
digitalisiert im Internet eine hohe Bedeutung haben."
Ansprechende Angebote und qualitativ hochwertiger Journalismus würden
auch in Zukunft ihre Abnehmer finden, ist sich die Kanzlerin sicher.
Verleger sollten deshalb
nicht der wirtschaftlichen Versuchung
erliegen, durch massive Einsparungen im redaktionellen Bereich ihre
journalistische Substanz aufs Spiel zu setzen. Merkel warnt: „Ohne
Investitionen in anspruchsvollen Journalismus ginge die Kernkompetenz
der Verlage verloren.“ Sie plädiere dafür, diese Kernkompetenz zu
stärken und in die neue Zeit weiterzuentwickeln, so die Kanzlerin.
Die Stärken von Zeitungen und Zeitschriften sieht Merkel nicht in
der Nachrichtenaktualität sondern in Analysen, Hintergrundberichten,
Kommentaren und Bewertungen: "In all dem, was den Menschen das
Verstehen und die Einordnung aktueller Vorkommnisse in einen
gesellschaftlichen oder auch einen politischen Kontext erleichtert."
Diese Einordnung würde angesichts der unendlichen Flut von
verfügbaren Informationen sogar noch wichtiger werden. "Wenn
sich Zeitungen und Zeitschriften dieser Stärke bewusst sind und
diese Stärke pflegen, dann werden sie trotz Internet immer wieder
ihre Leser finden", ist die Kanzlerin überzeugt.
Soweit die Bundeskanzlerin. Und das zeugt meines Erachtens doch
von beachtlichem Engagement für den gedruckten Zeitungen- und
Zeitschriftenmarkt mit ihren Internetausgaben. Springer-Vorstandschef
Mathias Döpfner nahm den Appell auf und appellierte seinerseits an
seine Kollegen, bei der Einführung von Bezahlmodellen "ein
bisschen Courage, ein bisschen Vorausgehen" zu zeigen. "Die
Frage ist: Schaffen wir die Voraussetzungen, um in fünf oder zehn
Jahren überhaupt noch ein Geschäftsmodell zu haben, wenn wir uns
nicht einfach damit erschöpfen wollen, Mauern um die verbleibenden
Papierangebote zu ziehen?"
Soweit zu diesem Themenkomplex, der immerhin überschaubar und –
theoretisch – nachvollziehbar ist. Betrachte ich unter
Berücksichtigung dessen die lokale Szenerie, stoße ich allerdings
auf eine Problematik, die meines Erachtens dramatische Ansätze in
sich birgt.
Bevor ich diese Problematik hier aus meiner Sicht darstelle, habe ich sie zwar formuliert, aber zunächst den für Thüringen zuständigen Landesverband des BDZV zur Stellungnahme zugeleitet. Und werde darauf zurückkommen, falls mir eine solche zugeht.
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