Am 25. Oktober findet in Leipzig der „Medientag 2014“ der
Fachgruppe Medien und des dju statt, zu dem ich eine Einladung
erhielt. Dazu überlege noch, ob ich teilnehme. Es wird dort eine
Podiumsdiskussion zum Thema „Die „alten“ Medien im digitalen
Rauschen...“ geben. Und eigentlich hätte ich dazu nach meinen
teils auch zwiespältigen Erfahrungen etwas beizutragen. Zumal es
schon in der Diskussion um die aktuellen Entwicklungen für den
Journalismus, den Datenschutz, die Technik, die Medienmacher und die
Nutzer gehen wird. Nachdem ich aber nur noch „Nutzer“ bin und den
verlorenen Anschluss an die aktuellen Entwicklungen sicher nicht mehr
bekommen kann, scheint mir eine Teilnahme an diesem „Medientag
2014“bedenkenswert.
Das aber ist derzeit nur eine der Überlegungen, die mich
beschäftigen. Und froh bin, eine solche Überlegung noch anstellen
zu können. Denn eigentlich kann ich doch zufrieden sein, darüber
noch nachdenken zu können, denn wenn ich durchs Fenster schaue und
den regen Rollatorverkehr auf der Straße und drüben im kleinen Park
des Altenheimes sehe, bin ich's doch zufrieden, dass ich das alles
noch nicht selbst in Anspruch nehmen muss.
Man nennt das doch wohl selbstbestimmtes Leben. Und auf eine
besondere Art dieser Selbstbestimmung bin ich in den vergangenen
Tagen in den Zeitungen gestoßen: es geht dabei um die sexuelle
Selbstbestimmung, unter dessen Bezugnahme vom Ethikrat die Aufhebung
des Inzestverbotes zwischen erwachsenen Geschwistern angeregt wurde.
Die Begründungen dafür sind vielfältig, die der Ablehnung aber
auch. Nur könnte das im Falle der Zustimmung durch den Bundestag dem
Öffnen einer Tür gleichkommen, dem dann – unter gleichen
Begründungen – der einvernehmliche Beischlaf zwischen Eltern und
erwachsenen Kindern und einiges mehr folgen könnte.
Mir ist es im Grunde lediglich Anlass, an die Entwicklung zu
denken, die das Strafrecht und die gesellschaftliche Einstellung zur
Liberalisierung der sexuellen Selbstbestimmung während meines
bisherigen Lebens nahm: im 3. Reich etwa kamen Homosexuelle ins KZ,
bis 1972 gab es im Strafgesetzbuch noch den § 175, seitdem aber ist
Homosexualität eben eine Form des Zusammenlebens wie die zwischen
Mann und Frau.
Immerhin wird ja in der „ZEIT“ im Zusammenhang mit dieser
Diskussion gefragt, ob es derzeit keine wichtigeren Fragen gibt? Und
wenn man sich in Deutschland und der Welt umsieht, kann man sich
dieser Frage leicht anschließen: da ist die eingeschränkte
Einsatzfähigkeit der Bundeswehr durch altes oder defektes Gerät, da
ist die Problematik der Ukraine, die umstrittene Berichterstattung
von ZDF und ARD dazu, und da ist vor allem der Bürgerkrieg in Syrien
und dem Irak und die damit zusammenhängende Flüchtlingsproblematik.
Nicht zuletzt aber auch die Ebola-Epidemie im westlichen Afrika Und
alle diese Themen und Probleme werden in den Zeitungen angeboten,
behandelt, aber statt um Antworten darauf bemüht zu sein, wird je
nach Interessenlage dramatisiert, bagatellisiert, spekuliert und
gemutmaßt.
Womit ich eigentlich zum Anfang dieses Eintrags zurückkomme. Die
„alten“ Medien berichteten im Rahmen des Möglichen zuverlässig,
seriös und verantwortungsvoll. Damit ist nicht gesagt, dass man sich
heute nicht darum bemüht. Das digitale Rauschen und der Drang (oder
Zwang) zu Aktualität, Schnelligkeit, aber auch Ökonomie geht alles
zu Lasten der Recherche, des investigativen Journalismus und einfach
der Sorgfalt. Und dadurch ist man als Nutzer zunehmend sich selbst
überlassen.
N.B.: Vielleicht könnte mir die Glaubensgemeinschaft „Schlesische
Bitocken“ des Andreas Rebers helfen? (Gestern Abend in 3SAT)
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