Thüringer Bauministers Christian Carius zum „IBA-Kompass“ eingestellt in dem der Minister abschließend alle Thüringerinnen und Thüringer einlädt, sich zu beteiligen an Veranstaltungen wie „IBA on tour“ und den „IBA Salons“oder auch mit eigenen Projektvorschlägen. Diese Folge 2 dient mir (und möglichen interessierten Lesern) dazu, Leitthema und Ziele der IBA Thüringen zu erfahren, um darüber nachdenken zu können.
Und da heißt es in Anlehnung an diesem IBA-Kompass, dass den aktuellen gesellschaftlichen Diskurs in Thüringen, in Deutschland und in
vielen anderen Teilen der Welt seit einigen Jahren Themen wie demografischer und energetischer Wandel bestimmen. Die Thüringen, aber auch viele andere vergleichbare Regionen vor große Herausforderungen stellen.
Thüringen hat seit der Wiedervereinigung laut diesem Kompass über 400 000 Einwohner verloren. Aktuell leben rund 2,16 Millionen Menschen im Freistaat. Seit der Jahrtausendwende bis zum Jahr 2008 wanderten pro Jahr durchschnittlich etwa 11 500 Einwohner mehr ab, als Thüringen durch Zuzüge
hinzugewann. Dieses Missverhältnis minderte sich zwar in den Folgejahren, jedenfalls aber verringerte sich die Zahl der Thüringer seit 2001 Jahr für Jahr um durchschnittlich rund 18 500. Das ist eine Größenordnung, die sinnbildlich jährlich Städten wie Bad Langensalza oder Schmalkalden entspricht. Und dieser Trend wird sich auch – in etwas abgeschwächter Form – in Zukunft fortsetzen. Im Jahr 2030 wird der Freistaat voraussichtlich nur noch rund 1,85 Millionen Einwohner zählen, das sind über 750 000 Menschen weniger als 1990. Und das wird sich auch weiter fortsetzen, sodass 2060 nach heutiger Prognose sogar nur noch halb so viele Menschen in Thüringen leben wie 1990 (wird detailliert veranschaulicht). Insgesamt wird Thüringen, abgesehen von Sachsen-Anhalt, bis 2030 deutschlandweit der größte Schrumpfungsprozess vorausgesagt, was vor allem auf die
Altersstruktur zurückzuführen ist. Der Freistaat nimmt in dieser Hinsicht eine Entwicklung vorweg, die mittelfristig in vielen Regionen Europas erwartet wird; aus diesem Grund eignet sich gerade und besonders als Handlungsraum einer Internationalen Bauausstellung.
Der Kompass nennt nun Fragen, die sich aus dieser Entwicklung ableiten und die Daseinsvorsorge, die Auslastung und Funktionsfähigkeit technischer und sozialer Infrastruktursysteme, die Tragfähigkeit sozialer Netze und die Angemessenheit von Versorgungsstandards im gesamten Freistaat .
Aber auch den Umgang mit leer stehenden Gebäuden und brachliegenden Flächen betreffen.
Der Kompass beschreibt dann den zukünftigen Umgang mit natürlichen Ressourcen (Klima und Energie) und den Anteil erneuerbarer Energie am Nettostromverbrauch bis zum Jahr 2020. Danach wird der Wandel in der soziokulturellen Entwicklung und ebenso der Wandel der finanziellen Spielräume öffentlicher Haushalte einer Betrachtung unterzogen. Und das schon deshalb, weil die Solidarpaktmittel, die
Thüringen zum Beispiel mit 1,7 Mrd. Euro noch 2010 erhielt, im Jahr 2020 auf 0 Euro sinken werden. Und das will vorbereitet sein.
Und deshalb gehört es nun zur Zielsetzung der IBA, im Spannungsfeld dieses demografischen, energetischen und soziokulturellen Wandels, aber eben auch schrumpfender öffentlicher Kassen nach innovativen Konzepten und konkreten Projekten für die stadt-landschaftliche Struktur zu suchen.
Und da heißt es schlagwortartig, Stadt und Land
vernetzen, Energiewende kultivieren, Auswirkungen des demografischen Wandels gestalten, Thüringer Identität stärken, Regionale Kreisläufe aufbauen, Neue Partnerschaften etablieren und bestehende Standards hinterfragen.
Also eine Zukunftswerkstatt, an dem sich beteiligen kann, wer meint, an dieser Aufgabe etwas beitragen zu können. Und immerhin liegen der IBA aus dem Landkreis Nordhausen einige Projektanträge vor, von denen sich die IBA bei ihrer Kreisbereisung ein Bild machte.
Stationen der ‚IBA on tour’ im Landkreis Nordhausen am 23.09.2014
Neustadt/Harz
Begrüßung
und Präsentation „Heilklima schafft Zukunft“ –
Dorfentwicklung
zum „Heilklimatischen Kurort“ (Projektidee 1.
Aufruf)
Ort:
99762 Neustadt/Harz, Burgstraße/Ende der Kurpromenade
am
Kurpark (Neues Schloss)
Ellrich
Begrüßung
und Projektpräsentation „Spiegelsches Gutshaus“
Werna
(Vorstellung
von Nachnutzungsvarianten für den leer
stehenden,
1590 errichteten Renaissancebau mit prächtigem
Fachwerk
einschließlich 2,3 ha großen Park)
Ort:
99755 Ellrich, OT Werna, Appenröder Str. 4
Begrüßung
und Projektpräsentation „1 hoch 3 – Eine Region
baut
vor“ (Projektidee 1. Aufruf)
Ort:
99752 Bleicherode, Hauptstraße 37, Rathaus, Sitzungssaal
Rundgang
„Alte Kanzlei“ (1661-63 errichteter Ackerbürgerhof,
saniertes
barockes Fachwerkensemble, städtebauliches Herz
der
denkmalgeschützten Oberstadt - Hagenstraße (Fachwerk)
Ort:
Hauptstraße 114 „Kulturfloral“ Srocke (Café, Floristik und
Gartengestaltung)
mit Mittagsimbiss
Werther
(2 Teile)
Präsentation
beispielhafter Vorhaben der ländlichen Entwicklung:
Ort:
Großwerther,
99735
Werther,
Dorfstraße
18 (Parkplatz
Gemeindeverwaltung)
-
Begrüßung
und Besichtigung multifunktionaler
Dorfladen
-
Besichtigung Werther-Mobil (Elektroauto für
Versorgung
im ländlichen Raum)
(gemeinsam
mit Teilnehmern der zeitgleich stattfindenden Regionaltagung
Agenda
21„Neue Ideen im ländlichen Raum“)
Kleinwerther,
99735 Werther, Thomas-Münzer-Str. 4
Präsentation
alternativer Wohnformen im ländlichen Raum:
Servicewohnen
im sanierten Schloss und stationäre Pflegeeinrichtung
im
neuen „Landhaus am Schlosspark“
Begrüßung
und Präsentation „Umbau der Altendorfer Kirche zur
Jugendkirche“
(Projektidee 1. Aufruf)
„Bäckerstraße
Nordhausen – Ein historisches
Stadtquartier
auf dem Weg zur klimaneutralen und generationsgerechten
Infrastruktur“
(Projektidee 1. Aufruf)
Ort:
Lesesaal Bürgerhaus – Präsentationen von 2 Projektideen
zum
1. Aufruf
Fachhochschule
Nordhausen „Pfade in der Energie-
Kultur-Landschaft/Offenes
Stadtumbau-Labor an der FHN“
„Nordhäuser
Se(h)en Potential“
„Villenpark Hohenrode“
Nach dieser Exkursion fand im Ratssaal des Nordhäuser Bürgerhauses eine öffentliche Veranstaltung statt, die Thea der Folge 3 sein wird.
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