Bischof Feige: „Er war Katholik und Reformer“
Gestern (25. September 2014) ist in Erfurt ein Luther-Symposium mit dem Titel
„Luther. Katholizität und Reform. Wurzeln – Wege – Wirkungen“ zu Ende
gegangen. Seit Sonntag hatten sich rund 150 Wissenschaftler,
Kirchenvertreter und ökumenisch Interessierte mit der Person Martin
Luthers, dessen Anliegen und Beeinflussung durch die Traditionen seiner
Zeit beschäftigt. Angeregt durch Kurienkardinal Walter Kasper griff die
Deutsche Bischofskonferenz die Initiative als katholischen Beitrag zum
500. Jahrestag der Reformation 2017 auf.
Bischof
Dr. Gerhard Feige, Vorsitzender der Ökumenekommission der Deutschen
Bischofskonferenz, zog – nachdem er bis gestern an den Beratungen der
Herbst-Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz in Fulda
teilgenommen hatte – zum Abschluss ein positives Fazit: „Die Idee einer
solchen Tagung war von Anfang an eine Herausforderung. Die Beschäftigung
mit Martin Luther aus katholischer Sicht hat zum Teil eine eher
negative Geschichte. Vor allem polemische Äußerungen dominierten lange
Zeit das katholische Lutherbild. Umso mehr freut es mich, dass wir das
Experiment gewagt haben, uns intensiver mit dem Reformator
auseinanderzusetzen. Ich nehme besonders die offene ökumenische
Atmosphäre mit nach Hause, die in diesen Tagen spürbar wurde.“ In
Vorträgen und Seminaren hatten die Teilnehmer Gelegenheit, sich über
neue wissenschaftliche Erkenntnisse zu informieren, in einen
gegenseitigen Austausch über die Persönlichkeit Martin Luthers zu treten
und eine mögliche Herangehensweise von katholischer Seite an das
Gedenkjahr 2017 zu reflektieren.
Als
besonders bereichernd wurde die Auseinandersetzung mit der
internationalen Sichtweise empfunden, wie die finnische Lutherforschung,
die vor allem durch einen öffentlichen Vortrag von Bischof em. Eero
Huovinen aus Helsinki große Beachtung fand. Bischof Feige zeigte sich
beeindruckt von der Intensität der Lutherforschung außerhalb
Deutschlands: „Es ist erfreulich, wie in Finnland die wissenschaftliche
Erforschung der Person Martin Luthers blüht. Für die deutsche
Lutherforschung erhoffe ich mir von den internationalen Erkenntnissen
und den Gedanken dieser Tagung neue Impulse. Von diesen kann das
ökumenische Miteinander in Deutschland profitieren. Die vielen Beiträge
haben deutlich gemacht, dass Martin Luther in der Frömmigkeit und Mystik
seiner Zeit tief verwurzelt war. Er war Katholik und Reformer. Mir
haben sich bei dieser Tagung Denkweisen erschlossen, die uns gerade im
Vorfeld des Reformationsgedenkens Wege eröffnen können, 2017 als Anlass
zur Vertiefung der Ökumene in Deutschland zu nehmen. Luther hat einen
Reformprozess innerhalb der Kirche gewollt, damit die Botschaft des
Evangeliums wieder alle Menschen erreicht. Wenn wir diesen Wunsch ernst
nehmen, so können alle christlichen Kirchen im Jahr 2017 gemeinsam auf
Jesus Christus und seine Botschaft blicken. Zu dieser Sichtweise hat uns
das Symposium in Erfurt ermutigt.“
Das
Symposium in Erfurt war vom Johann-Adam-Möhler-Institut für Ökumenik in
Paderborn und der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität
Erfurt vorbereitet worden.
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