Wie dem Blog des Chefredakteurs der WirtschaftsWoche, Roland
Tichy, zu entnehmen ist, regt der Historiker Arnulf Baring angeblich
eine „Nationale Stiftung“an, um den Qualitätsjournalismus zu
retten. Beispielsweise spüre die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“
schon jetzt "die Kümmernisse einer Redaktion, die sich immer
mehr einschränken muss", berichtet Roland Tichy in seinem Blog.
Richtig ist, dass der Verlag der „Frankfurter Allgemeinen
Zeitung“ vor zwei Tagen einen Stellenabbau von 200 Mitarbeitern bis
2007 angekündigt hat. 40 von 400 Stellen sollen in den Redaktionen
von FAZ, Sonntagszeitung FAS und FAZ.net wegfallen, allerdings ohne
betriebsbedingte Kündigungen. Die FAZ wird bereits von einer
Stiftung getragen, der FAZIT-Stiftung.
Die Vorstellung ist dramatisch genug. Bereits seit einiger Zeit
gibt es im Hintergrund einiger DAX-Konzerne dem Vernehmen nach
Überlegungen, wie man beispielsweise einer FAZ unter die Arme
greifen könnte, wäre ihre publizistische Stellung gefährdet. “Die
Wirtschaft”, heißt es aus einer anderen Quelle, “mache sich
Sorgen”. Sorgen beispielsweise, dass die Qualität des
Wirtschaftsteils in den Keller geht. “Erste massive Angebote zur
Hilfe werden schon diskutiert”, deutet auch Tichy in seinem Text
an.
Richtig ist aber auch, dass sich die Medienwelt seit über einem
Jahrzehnt im Umbruch befindet. Lange Zeit gültige Gewissheiten
werden durch das Internet grundlegend infrage gestellt. Zum einen
betrifft das die Geschäfts- und Vertriebsmodelle, zum anderen ist
die Abgrenzung zwischen Sendern und Empfängern aufgeweicht: Jeder
kann heute ein potenziell großes Zielpublikum ansprechen, ohne dass
dabei ein Verlag oder eine Redaktion bemüht werden muss. Und ohne
überhaupt einen Berufsjournalisten zu beschäftigen. Schon hier in
Nordhausen und dem Südharz gibt es ein eklatantes Beispiel dafür.
Was den „Chefredakteur“ dieses Nachrichtenportals (gemeint ist
die nnz) nicht hindert, sich als „Journalismusexperten“ zu
bezeichnen. Das ist keine Kritik, sondern lediglich eine
Feststellung, die in dieses Gesamtbild der Entwicklung passt.
Dabei sind freie, unabhängige Medien und kritisch nachfragende
JournalistInnen für das Funktionieren einer demokratischen
Gesellschaft unerlässlich. Sie informieren, erklären, ordnen ein,
bieten verschiedene Meinungen, aktivieren, kurz: Sie helfen,
demokratische Öffentlichkeit herzustellen. Zudem haben sie eine
wichtige Kontrollfunktion gegenüber den Mächtigen, weshalb die
Massenmedien als "vierte Gewalt“ gelten (entnommen bpb). Mit
Bürger- oder Gelegenheitesreportern ist das aber nicht zu machen.
Heribert Prantl aus der Redaktion der „Süddeutschen“ ist zwar
der Meinung, dass Journalismus zwar seinen Aggregatzustand verändert,
sich aber nicht auflösen wird. Er muss die digitale Welt nicht
fürchten, sondern im Gegenteil: guter Journalismus geht immer in die
Tiefe. Das war 2009. Guter Journalismus aber muss auch bezahlt
werden. Und wenn ein Internetportal nicht einmal einen einzigen
wirklichen Journalisten beschäftigt, gibt es nicht einmal mehr eine
Perspektive für einen solchen. Und gleichzeitig gefährdet es
Zeitungen, die noch seriösen, in die Tiefe gehenden Journalismus
pflegen. Was auf lokaler Ebene abzusehen ist, bahnt sich offenbar auf
überregionaler Ebene an, wie am Beispiel der FAZ erkennbar wird.
Bleibt zu hoffen, dass eine „Nationale Stiftung“, wie sie
scheinbar Arnulf Baring anstrebt, zu dem Erfolg führt, der damit
angestrebt wird.
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