Wirken die Werke von
Otto Pankok depressiv?
Sicher, diese Überschriften wirken
provokant und sollen es auch sein! Aber – in den vergangenen Tagen
kamen immer wieder Besucher unseres Kunsthauses mit der Anmerkung,
dass die in schwarz-weiß gehaltenen, oft sehr düster wirkenden
sozial- und gesellschaftskritischen Arbeiten ein wahres
Kontrastprogramm seien zu der vorherigen Schau der Werke von Gerd
Mackensen, die oft mit prallem Leben strotzten, mit vollem Witz und
gekonntem Sex-Appeal daher kamen. ‚Man könne ja depressiv werden,
wenn man die Werke von Otto Pankok auf sich wirken lasse‘ oder
‚Gut, dass nur einen Raum mit diesen Werken ausgestaltet sei‘.
Diese und ähnliche Anmerkungen mehr ……
Ein zweites ‚Sicher‘! Für die
Nordhäuser ist Käthe Kollwitz fast eine Art Mitbürgerin, eine
Begleiterin aus den Schuljahren und lebende Erinnerung, wenn man
offenen Auges durch die Stadt geht. Otto Pankok aber – wer bitte?
Auch wenn die Werke keine
Strahlkraft – hier im Sinne von Farbe, Licht, positiver Stimmung –
besitzen, so ist Otto Pankok kein Mensch, der düsteren Stimmungen
verfallen war, auch wenn er in seinem Leben viel Negatives erleben
und verkraften musste. Im Gegenteil – tiefer Humanismus prägte
seine Persönlichkeit, sowohl in seinen Werken als auch in seinem
Handeln. Gemeinsam retteten Hulda und Otto Pankok einer jüdischen
Mitbürgerin das Leben, indem sie diese eine Zeitlang versteckten.
Für dieses Engagement wurden sie als „Gerechter unter den Völkern“
in der Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem geehrt.
Wer sich aber
mit Otto Pankok beschäftigt muss feststellen, dass in seiner
gesamten Schaffenszeit das menschliche und soziale Leid ein zentrales
Motiv war. Als Beispiel sei das Werk „Saarner Kind“ (1911)
erwähnt, dass er in seinem 18. Lebensjahr schuf. Wie in einem
Paralleluniversum stehen aber immer wieder das Licht, die Sonne, das
Meer in Werken, die an van Gogh, an Feininger erinnern. „Mühle I“
(1922) mag dafür als Beispiel stehen. Diese beiden Bildsprachen –
das Düstere neben dem Strahlenden – stehen für seine Herkunft und
sein Erleben – in seiner Kindheit, in seinem Schulalltag und seiner
Phase des Erwachsenwerdens. Sein Vater Dorfarzt im Landkreis Mülheim
und damit zu den Honorationen zählend, seine Mutter als Hobbymalerin
sein künstlerisches Talent fördernd – sein familiäres Milieu
gutbürgerlich, die wirtschaftlichen Verhältnisse der Familie
gesichert. Im Umfeld von Mühlheim aber, wo die Industrie wuchs und
damit für die in diese Region strömenden Arbeitskräfte und deren
Familien Bedingungen schuf, die unmenschlich waren, sah er dieses
Elend, das zeitlebens sein Schaffen beeinflusste und prägte. Bereits
1930 schrieb er: “Alle Dinge und Erlebnisse, die einen Künstler
bewegen, sind die gleichen, die ihn schon in seiner Kindheit
entzückten.“ Dieser Satz bezog sich zwar auf die Landschaften des
Ruhrgebietes; er lässt sich aber ohne Einschränkungen auf alles
beziehen, was er sah, erlebte.
Vielleicht wäre es eine gesonderte
Betrachtung wert, auf den „sonnigen“ Teil seines Schaffens
einzugehen, auf seine Nähe zu van Gogh und auf seine Stellung als
Künstler des ‚Expressiven Realismus‘ in Deutschland. Unser
Kunsthaus hat also weder eine schwarze Phase, noch wirken die Werke
Otto Pankoks depressiv. Man mag nicht immer der Meinung von Angela
Merkel sein, aber an dieser Stelle sei sie einmal zitiert: „Seine
Werke erzählen viel über Menschlichkeit und Anteilnahme in Zeiten
grausamer Terrorherrschaft. Sie sind ein aufrüttelndes Zeugnis der
Widerstandes der Bildkunst gegen das nationalsozialistische Regime“.
Dem ist nichts hinzuzufügen!
Neugierig geworden – oder
nochmals schauen und mit kompetenter Stimme begleiten lassen? Die
Leiterin des Kunsthauses, Frau Susanne Hinsching lädt ein zu
24.09.2014 15:00 Uhr „Kunst &
Kaffee“,
09.10.2014 19:00 Uhr Führung
durch die Ausstellung und 12.10.2014 15:00 Uhr Führung durch die
Ausstellung.
Unterstützend wirkt wie gewohnt
der KUNSTHAUS MEYENBURG
Förderverein
Dr. Wolfgang R.
Pientka
Vorsitzender des KUNSTHAUS
MEYENBURG
Förderverein
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