Dienstag, 23. September 2014

Kunsthaus Meyenburg mit schwarzer Phase ….?

Wirken die Werke von Otto Pankok depressiv?

Sicher, diese Überschriften wirken provokant und sollen es auch sein! Aber – in den vergangenen Tagen kamen immer wieder Besucher unseres Kunsthauses mit der Anmerkung, dass die in schwarz-weiß gehaltenen, oft sehr düster wirkenden sozial- und gesellschaftskritischen Arbeiten ein wahres Kontrastprogramm seien zu der vorherigen Schau der Werke von Gerd Mackensen, die oft mit prallem Leben strotzten, mit vollem Witz und
gekonntem Sex-Appeal daher kamen. ‚Man könne ja depressiv werden, wenn man die Werke von Otto Pankok auf sich wirken lasse‘ oder ‚Gut, dass nur einen Raum mit diesen Werken ausgestaltet sei‘. Diese und ähnliche Anmerkungen mehr ……

Ein zweites ‚Sicher‘! Für die Nordhäuser ist Käthe Kollwitz fast eine Art Mitbürgerin, eine Begleiterin aus den Schuljahren und lebende Erinnerung, wenn man offenen Auges durch die Stadt geht. Otto Pankok aber – wer bitte?

Auch wenn die Werke keine Strahlkraft – hier im Sinne von Farbe, Licht, positiver Stimmung – besitzen, so ist Otto Pankok kein Mensch, der düsteren Stimmungen verfallen war, auch wenn er in seinem Leben viel Negatives erleben und verkraften musste. Im Gegenteil – tiefer Humanismus prägte seine Persönlichkeit, sowohl in seinen Werken als auch in seinem Handeln. Gemeinsam retteten Hulda und Otto Pankok einer jüdischen Mitbürgerin das Leben, indem sie diese eine Zeitlang versteckten. Für dieses Engagement wurden sie als „Gerechter unter den Völkern“ in der Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem geehrt.


Wer sich aber mit Otto Pankok beschäftigt muss feststellen, dass in seiner gesamten Schaffenszeit das menschliche und soziale Leid ein zentrales Motiv war. Als Beispiel sei das Werk „Saarner Kind“ (1911) erwähnt, dass er in seinem 18. Lebensjahr schuf. Wie in einem Paralleluniversum stehen aber immer wieder das Licht, die Sonne, das Meer in Werken, die an van Gogh, an Feininger erinnern. „Mühle I“ (1922) mag dafür als Beispiel stehen. Diese beiden Bildsprachen – das Düstere neben dem Strahlenden – stehen für seine Herkunft und sein Erleben – in seiner Kindheit, in seinem Schulalltag und seiner Phase des Erwachsenwerdens. Sein Vater Dorfarzt im Landkreis Mülheim und damit zu den Honorationen zählend, seine Mutter als Hobbymalerin sein künstlerisches Talent fördernd – sein familiäres Milieu gutbürgerlich, die wirtschaftlichen Verhältnisse der Familie gesichert. Im Umfeld von Mühlheim aber, wo die Industrie wuchs und damit für die in diese Region strömenden Arbeitskräfte und deren Familien Bedingungen schuf, die unmenschlich waren, sah er dieses Elend, das zeitlebens sein Schaffen beeinflusste und prägte. Bereits 1930 schrieb er: “Alle Dinge und Erlebnisse, die einen Künstler bewegen, sind die gleichen, die ihn schon in seiner Kindheit entzückten.“ Dieser Satz bezog sich zwar auf die Landschaften des Ruhrgebietes; er lässt sich aber ohne Einschränkungen auf alles beziehen, was er sah, erlebte.


Vielleicht wäre es eine gesonderte Betrachtung wert, auf den „sonnigen“ Teil seines Schaffens einzugehen, auf seine Nähe zu van Gogh und auf seine Stellung als Künstler des ‚Expressiven Realismus‘ in Deutschland. Unser Kunsthaus hat also weder eine schwarze Phase, noch wirken die Werke Otto Pankoks depressiv. Man mag nicht immer der Meinung von Angela Merkel sein, aber an dieser Stelle sei sie einmal zitiert: „Seine Werke erzählen viel über Menschlichkeit und Anteilnahme in Zeiten grausamer Terrorherrschaft. Sie sind ein aufrüttelndes Zeugnis der Widerstandes der Bildkunst gegen das nationalsozialistische Regime“. Dem ist nichts hinzuzufügen!

Neugierig geworden – oder nochmals schauen und mit kompetenter Stimme begleiten lassen? Die Leiterin des Kunsthauses, Frau Susanne Hinsching lädt ein zu
24.09.2014 15:00 Uhr „Kunst & Kaffee“,
09.10.2014 19:00 Uhr Führung durch die Ausstellung und 12.10.2014 15:00 Uhr Führung durch die Ausstellung.

Unterstützend wirkt wie gewohnt der KUNSTHAUS MEYENBURG Förderverein
Dr. Wolfgang R. Pientka Vorsitzender des KUNSTHAUS MEYENBURG Förderverein

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen