Eine etwas unernste
Nachbetrachtung zum „Tag der offenen Tür“ der Stadtbibliothek
Gleich vorweg
– hier ist weder Bezug genommen auf die preußische Geschichte,
noch ist Dr. Seidel gemeint, der Pfarrer von Niedersachswerfen, der
seine ‚Schäfchen‘ dorthin gerufen hatte, wo einst die mächtige
Nikolaikirche stand. Leider erinnert an dieses, das Stadtbild mit
prägende Gotteshaus heute nur noch der Förderverein ‚Nicolai in
foro‘. Aber dazu später mehr. Nein, gerufen hatte Frau Seidel, die
Leiterin der Stadtbibliothek zum ‚Tag der offenen Tür‘ am
vergangenen Samstag. Und wie beim ‚Alten Fritz‘ – es kamen
alle, die geladen waren, nämlich die Vereine unserer Stadt, die sich
um die Förderung der Kultur bemühen. An zentraler Stelle ‚Nicolai
in foro‘, deren Mitgliederinnen mit weißem Halstuch und einer
blauen Plakette auf sich aufmerksam machten. Ein schöner
publikumswirksamer Einfall, auch wenn ein Lästerer, und von denen
gab es an diesem Samstag einige, meinte, es erinnere ein wenig an den
BdM. Nach dem Hinweis, dass diese Stadt mehr solch erfrischende Ideen
brauche, war des Lästern an dieser Stelle erst einmal ein Ende
gesetzt und der Nachmittag verlief in einer für diese Stelle –
hier sehr nahe an dem nicht immer harmonischem Wirken unserer
Stadtregierenden – wohltuenden Harmonie. Keiner trat dem anderen
auf den Zeh – und auch dies ist hier anatomisch gemeint und bezieht
sich nicht auf unseren gleichnamigen OB. Auch die Anordnung der
Stände der Vereine gab Anlass zu Vergleichen, denn ein Maler der
Rokokozeit hätte sich vielleicht zu einem Motiv hinreißen lassen –
Geschichte, vertreten durch die Förderer der Flohburg, Wein
anbietend der KUNSTHAUS
MEYENBURG
Förderverein, flankiert
durch die Vertreter des Parks Hohenrode – fast ein Motiv für ein
lauschiges Picknick im Stil unserer Altvorderen – gegenüber
Brakteaten prägende Vertreter des Tabakspeichers. Auch politisch
Eintracht – Dr. Bodo Seidel, privat, aber dennoch Vertreter der
„Kirche“, ständig aktiv fotografierend - und am Stand des
Kunsthauses, ebenfalls privat, aber dennoch irgendwie die LINKE,
vertreten durch Frau Mitteldorf. Und dann die Be- und Anmerkungen der
Gäste. Zwei Damen aus Niedersachsen meinten, die Stadt müsse sehr
viel Geld haben, um sich solch ein großes Ordnungsamt mit
integrierter Bibliothek zu leisten. Man muss wirklich nicht viel
Fantasie haben, um bei der momentanen Bezeichnung dieses
Monumentalbaues nicht an Ordnungsamt, Standesamt, Bußgeldstelle o.ä.
zu denken. Auf die Erklärung, dass diese PR-trächtige Bezeichnung,
die jeden Touristen sofort zu und in dieses Bauwerk locken würde,
von den Oberen der Stadt kreiert bzw. angewiesen wurde, folgte ein
Schulterzucken und dann ein Murmeln …aha ..“Order per mufti“.
Also wurde wieder versucht zu erklären. Nur, wie soll man einem Gast
solch eine Namensgebung für ein Gebäude nahe bringen, dessen
Entstehen selbst bei dem ‚Festakt‘ als
‚Stroh zu Gold
gesponnen‘ umschrieben wurde. Es besteht aber noch Hoffnung auf
Korrektur – und schon war die Harmonie wieder da. Ansonsten viel
Spaß, Witz und Lachen – und dies lag gewiss nicht an dem Wein, der
vom KUNSTHAUS MEYENBURG
Förderverein für eine
kleine Spende ausgeschenkt wurde. Die Rolandgruppe hätte Freude und
viele Anregungen für das nächste Programm gehabt. Vielleicht
abschließend noch ein Vorschlag eines Gastes zu der Außengestaltung
des Rathauses: Man könne doch immer abwechselnd verputzen und dann
wieder Sichtmauerwerk; also - immer zwischen zwei Fenstern putzen,
dann wieder zwischen den nächsten Fenstern das Mauerwerk belassen.
Auf die Frage, was dieser Blödsinn denn solle, kam die Erklärung:
Da unser Stadtoberer immer bestrebt ist, es allen recht zu machen,
wäre dieser Kompromiss doch die Lösung! Keine Streitereien zwischen
den Parteien, keine Bürgerbefragung – und dazu noch ein toller
Beitrag für ein touristisches Highlight! Und da soll einer sagen,
die Nordhäuser seien stur und hätten keinen Humor!
Dr.
Wolfgang R. Pientka
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