Donnerstag, 25. September 2014

Seidel rief…. und alle kamen

Eine etwas unernste Nachbetrachtung zum „Tag der offenen Tür“ der Stadtbibliothek

Gleich vorweg – hier ist weder Bezug genommen auf die preußische Geschichte, noch ist Dr. Seidel gemeint, der Pfarrer von Niedersachswerfen, der seine ‚Schäfchen‘ dorthin gerufen hatte, wo einst die mächtige Nikolaikirche stand. Leider erinnert an dieses, das Stadtbild mit prägende Gotteshaus heute nur noch der Förderverein ‚Nicolai in foro‘. Aber dazu später mehr. Nein, gerufen hatte Frau Seidel, die Leiterin der Stadtbibliothek zum ‚Tag der offenen Tür‘ am
vergangenen Samstag. Und wie beim ‚Alten Fritz‘ – es kamen alle, die geladen waren, nämlich die Vereine unserer Stadt, die sich um die Förderung der Kultur bemühen. An zentraler Stelle ‚Nicolai in foro‘, deren Mitgliederinnen mit weißem Halstuch und einer blauen Plakette auf sich aufmerksam machten. Ein schöner publikumswirksamer Einfall, auch wenn ein Lästerer, und von denen gab es an diesem Samstag einige, meinte, es erinnere ein wenig an den BdM. Nach dem Hinweis, dass diese Stadt mehr solch erfrischende Ideen brauche, war des Lästern an dieser Stelle erst einmal ein Ende gesetzt und der Nachmittag verlief in einer für diese Stelle – hier sehr nahe an dem nicht immer harmonischem Wirken unserer Stadtregierenden – wohltuenden Harmonie. Keiner trat dem anderen auf den Zeh – und auch dies ist hier anatomisch gemeint und bezieht sich nicht auf unseren gleichnamigen OB. Auch die Anordnung der Stände der Vereine gab Anlass zu Vergleichen, denn ein Maler der Rokokozeit hätte sich vielleicht zu einem Motiv hinreißen lassen – Geschichte, vertreten durch die Förderer der Flohburg, Wein anbietend der KUNSTHAUS MEYENBURG Förderverein, flankiert durch die Vertreter des Parks Hohenrode – fast ein Motiv für ein lauschiges Picknick im Stil unserer Altvorderen – gegenüber Brakteaten prägende Vertreter des Tabakspeichers. Auch politisch Eintracht – Dr. Bodo Seidel, privat, aber dennoch Vertreter der „Kirche“, ständig aktiv fotografierend - und am Stand des Kunsthauses, ebenfalls privat, aber dennoch irgendwie die LINKE, vertreten durch Frau Mitteldorf. Und dann die Be- und Anmerkungen der Gäste. Zwei Damen aus Niedersachsen meinten, die Stadt müsse sehr viel Geld haben, um sich solch ein großes Ordnungsamt mit integrierter Bibliothek zu leisten. Man muss wirklich nicht viel Fantasie haben, um bei der momentanen Bezeichnung dieses Monumentalbaues nicht an Ordnungsamt, Standesamt, Bußgeldstelle o.ä. zu denken. Auf die Erklärung, dass diese PR-trächtige Bezeichnung, die jeden Touristen sofort zu und in dieses Bauwerk locken würde, von den Oberen der Stadt kreiert bzw. angewiesen wurde, folgte ein Schulterzucken und dann ein Murmeln …aha ..“Order per mufti“. Also wurde wieder versucht zu erklären. Nur, wie soll man einem Gast solch eine Namensgebung für ein Gebäude nahe bringen, dessen Entstehen selbst bei dem ‚Festakt‘ als
‚Stroh zu Gold gesponnen‘ umschrieben wurde. Es besteht aber noch Hoffnung auf Korrektur – und schon war die Harmonie wieder da. Ansonsten viel Spaß, Witz und Lachen – und dies lag gewiss nicht an dem Wein, der vom
KUNSTHAUS MEYENBURG Förderverein für eine kleine Spende ausgeschenkt wurde. Die Rolandgruppe hätte Freude und viele Anregungen für das nächste Programm gehabt. Vielleicht abschließend noch ein Vorschlag eines Gastes zu der Außengestaltung des Rathauses: Man könne doch immer abwechselnd verputzen und dann wieder Sichtmauerwerk; also - immer zwischen zwei Fenstern putzen, dann wieder zwischen den nächsten Fenstern das Mauerwerk belassen. Auf die Frage, was dieser Blödsinn denn solle, kam die Erklärung: Da unser Stadtoberer immer bestrebt ist, es allen recht zu machen, wäre dieser Kompromiss doch die Lösung! Keine Streitereien zwischen den Parteien, keine Bürgerbefragung – und dazu noch ein toller Beitrag für ein touristisches Highlight! Und da soll einer sagen, die Nordhäuser seien stur und hätten keinen Humor!

Dr. Wolfgang R. Pientka

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