Freitag, 26. September 2014

Wie Erfahrungen die Persönlichkeit von Mensch und Tier beeinflussen

Tagung am Zentrum für interdisziplinäre Forschung der Universität Bielefeld

Der Mensch wird nicht als Persönlichkeit geboren. Das Tier, so scheint es, auch nicht. „Reaktionsnorm“ nennen Biologen das Zusammenspiel von Umweltfaktoren und genetischen Eigenschaften, die im Laufe der Entwicklung eines Individuums bestimmen, wie ein Organismus sich verhält. Das Verhalten verändert sich im Rahmen dieser Reaktionsnorm im Lauf des Lebens. Die dadurch mögliche Flexibilität stellt, da ist sich die Wissenschaft einig, einen wesentlichen Schrittmacher der Evolution dar.


Wie diese Flexibilität bei verschiedenen Tierarten einschließlich des Menschen zu Veränderungen führt und ob es bestimmte Lebensabschnitte gibt, in denen sie besonders wichtig ist, diskutieren Forscher vom 29. September bis zum 1. Oktober auf der internationalen Tagung „Neue Aspekte der Verhaltensentwicklung: lebenslange Anpassung im Verhalten?“ am Zentrum für interdisziplinäre Forschung (ZiF) der Universität Bielefeld.

Jedes Lebewesen macht im Laufe seines Lebens unterschiedliche Erfahrungen, die sich auf sein Verhalten auswirken. „Wir gehen davon aus, dass diese Verhaltensplastizität ein Anpassungsprozess ist, der das Verhalten während der Lebensgeschichte eines Individuums und auch über die Generationsgrenze hinaus beeinflusst“, sagt Fritz Trillmich, Professor für Verhaltensforschung an der Universität Bielefeld. Zusammen mit Kolleginnen und Kollegen aus Münster und Osnabrück hat er einen Kreis von etwa 60 Ökologen, Evolutionsforschern, Neurowissenschaftlern, Verhaltensforschern und Psychologen aus zehn Ländern eingeladen, um die Reaktionen von ganz unterschiedlichen Lebewesen auf ökologische und soziale Faktoren und die Veränderung dieser Reaktionen im Laufe des Lebens dieser Organsimen zu diskutieren. Vögel kommen dabei ebenso in den Blick wie Kaninchen, Makaken und Menschen. „Wir wollen herausarbeiten, welche Regeln der Evolution von Reaktionsnormen zugrunde liegen, welche Stadien es in diesem Prozess zwischen Zeugung und Tod gibt, wie sich die Verhaltensveränderungen auf die Fitness von Lebewesen auswirkt und was im Körper passiert, wenn solche Veränderungen vor sich gehen“, erklärt Trillmich. Damit erweitern die Forscher eine Perspektive, die seit einiger Zeit die Individuen und ihre Entwicklung anstelle statistischer Durchschnittsgrößen in den Blick nimmt. 


Bielefeld, am 24.09.14

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