Anspruch ist . Sie entwickelte trotz schwieriger Lebensumstände mit ihren bildgewordenen Denkzeichen eine Form von politischer Kunst, mit der sie aktiv in die gesellschaftliche Realität von Ungerechtigkeit, Krieg und Not einzugreifen bemüht war.
Soweit mein Bemerken zur Vorschau. Begrüßt wurden die Zuhörer vom Vorsitzenden des Kunsthaus Meyenburg-Fördervereins Dr. Wolfgang Pientka, der danach auch seine Frau Hannelore als Vortragende einführte, die anstelle der erkrankten Kunsthistorikerin Susanne Hinsching die Laudatio vortrug. Wobei Leben und Anliegen der Künstlerin Käthe Kollwitz, unter Hinweis auf ihre Werke (Zeichnungen, Graphiken uam.) mit denen sie ihr Anliegen zum Ausdruck brachte, im Vordergrund stand.
Dr. Hannelore Pientka erinnerte zunächst an die doch engen Beziehungen, die Käthe Kollwitz zu Nordhausen hatte, um dann die Empathie hervorzuheben, die in den Bilder der Künstlerin erkennbar ist. Kollwitz verändert mit ihren Arbeiten den Fokus der bildenden Kunst. Ganz intuitiv wendet sie sich mit Zeichnungen, Lithografien und Holzschnitten den Menschen zu. In all ihren Bildern stehen Frauen, oft auch mit kleinen Kindern, im Mittelpunkt. Die größte Anzahl von Bildern gibt es von Müttern mit Kindern und speziell von der um ihren toten Sohn trauernden Mutter. Hierbei wird auch wieder das Thema ‚Tod’ einbezogen. Diese Art von Bildern nannte sie oft Pietá, was eigentlich das Bildnis der heiligen Muttergottes, die um ihren toten Sohn Jesus trauert, bezeichnet. Oft findet sich hier der gleiche Gefühlsausdruck. Sie hat ihr ganzes Leben um das Thema Tod, ausgelöst durch die vielen Kriege und den Verlust des Sohnes und Enkels, und um die Rechte der Frauen kreisen lassen. Ihre Hauptthemenkreise sind wohl der
Tod, der Krieg, die Rechte der Frauen und das Proletariat. In den Zyklen „Ein Weberaufstand“ und „Bauernkriege“ stellt sie vor allem den Kampf des einfachen Volkes für mehr Rechte und Freiheiten dar. Deshalb spielt das Elend des Krieges die zentrale Rolle in fast all ihren Bildern, wobei der Tod oft als Erlösung angesehen wird. So rüttelt sie die Gesellschaft auf und macht ihre Ansichten publik.
Das
ist auch in ihren Selbstbildnissen erkennbar, führte Dr. Pientka
dazu aus. Die Künstlerin stellt sich ganz bewusst selbst dar. Sie
malt ihr Spiegelbild oder ihr Gesicht aus dem Gedächtnis heraus.
Selbstbildnisse spielten bei Käthe Kollwitz von 1888 bis 1943 eine
zentrale Rolle und dienten zur Selbstbefragung, Selbstbeobachtung und
Selbsterforschung. Die
Künstlerin projiziert das Geschehen auf sich und schlüpft als
Akteurin in Rollen innerhalb von Szenarien.
Großen
Einfluss auf ihr Denken und ihre Arbeiten hat wohl auch der
Bergarbeiterroman Emile Zolas „Germial“ von 1890 an genommen, in
dem die schlimmen Arbeits- und Lebensbedingungen der Bergarbeiter in
den französischen Kohlegruben geschildert werden. Und schließlich
war es auch 1894 die Uraufführung Gerhard Hauptmanns Drama „Die
Weber“, dessen Eindruck zu dem ersten
druckgraphischen Zyklus „Ein
Weberaufstand“ führten, den sie 1894 erfolgreich abschließt. Auch
in ihren folgenden Werken waren es vornehmlich die Frauen, deren
Schicksale und deren Kampf um ihre Rechte im Vordergrund standen.
Einen herben Rückschlag
erlitt sie nach der Weimarer Republik, als die Rechte der Frauen im
3. Reich zurückgestuft und Frauen in ihre alte Rolle als Hausfrau
und Mutter zurückgesetzt wurden. Sie selbst wurde ab
1936
von den Nazis drangsaliert, ihre Skulpturen aus der Ausstellung
„Berliner Bildhauer von Schlüter bis zur Gegenwart“ entfernt und
sie selbst wegen eines in der sowjetischen Zeitung Iswestija
veröffentlichtem
Interviews, von der Gestapo verhört und mit dem Abtransport in ein
Konzentrationslager bedroht. Dazu erhielt sie ein inoffizielles
Ausstellungsverbot.
Ein neuer Krieg begann. Ihre Werke blieben aber
weiterhin politisch, was der Obrigkeit gefährlich schien. Dies zeigt
den Mut dieser Frau, die für ihre Ziele eintrat. Vor allem wollte
sie auch die Kinder schützen, die zu Kriegsende sogar schon mit 13
Jahren als Kanonenfutter auf die Schlachtfelder geschickt wurden.
K
äthe
Kollwitz sah sich mehr als Demokratin, weniger als Pazifistin. Für
sie war Schönheit Ansichtssache und dies zeigen auch ihre Bilder. So
liegt eine gewisse Ironie darin, dass sie kurz vor Kriegsende starb,
wo doch ihr ganzes Leben vom Krieg bestimmt war.
Interessant
fand ich, dass sich gerade zu der Zeit, in der Dr. Hannelore Pientka
im Kunsthauskeller ihren Vortrag hielt, einen Stock höher eine ganze
Schulklasse unter Anleitung ihrer Lehrerin mit den Werken der
Künstlerin befasste, wohl und offensichtlich als Grundlage einer
Schularbeit. Da sie als Friedenskämpferin in mütterlicher
Rolle gegen die Nationalsozialisten eintrat, kann sie ganz sicher als
Vorbild für die Schülerinnen und Schüler dienen. Mit ihrem Warnruf
„Eine Gabe ist eine Aufgabe“ verbindet sie schließlich beide
Bereiche, da sich Schülerinnen und Schüler aller Interessenlagen
und Begabungen aufgerufen fühlen sollten, sich selbst, ihr Können
und ihre Zielsetzungen ernst zu nehmen. Käthe Kollwitz hat also nach
wie vor aktuell ihre Bedeutung.
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