Die Linkspartei dürfte nach dem Auftritt Gregor Gysis gestern am
Nordhäuser Theaterplatz mit großer Zuversicht dem Ergebnis der Wahl
am Sonntag entgegen sehen. Der Andrang zu seinem Auftritt war enorm.
Und der Beifall, mit dem seine Ausführungen von den Zuhörern
bedacht wurde, könnte diese Zuversicht noch vertieft haben. In Suhl,
dem anschließenden Ort seiner Unterstützungstour durch Thüringen,
dürfte es nicht anders gewesen sein. Gregor Gysi kann Massen
mobilisieren und begeistern, man weiß
es und das bestätigte sich in
Nordhausen erneut.
Bezeichnend war nun allerdings, dass der Auftritt Gysis ja „nur“
ein Teil der Veranstaltung vor dem Theater war. Zuvor war es Bodo
Ramelow, immerhin doch Spitzenkandidat der LINKEN und vom Moderator
Matthias Mitteldorf schon als „ Thüringens zukünftiger
Ministerpräsident“ begrüßt, der das Geschehen dominierte. In der
„Nordhäuser Allgemeine“ in ihrem gestrigen Bericht wenigstens
erwähnt, findet sich in der Internetzeitung nnz nicht einmal ein
Wort darüber.
Dafür wird Gregor Gysi als Superstar hervorgehoben.
Und letzteres ist bezeichnend: war die Zahl der Zuhörer bei Bodo
Ramelow noch gut überschaubar, entsprach sie beim Eintreffen Gysis
tatsächlich der eines Superstars für Nordhäuser Verhältnisse. Politisch aber besagt das nichts.
Richtig ist jedenfalls, dass Bodo Ramelow in seinem
gesellschaftlichen Auftritt und mehr noch in seiner Ansprache dem
Anspruch eines Spitzenkandidaten mit Ministerpräsidenten-
Ambitionen
vollauf gerecht wurde. Bedauerlich deshalb, dass er in den
Zeitungstexten bisher kaum erwähnt wurde.
Begrüßt und in die Bedeutung der Veranstaltung eingeführt
wurden die Teilnehmer vom Kreisvorsitzenden der LINKEN, Alexander
Scharff. Gregor Gysi würde hier noch einmal veranschaulichen, wofür
die LINKE in Deutschland steht, während sich Bodo Ramelow anschickt,
die „schwarze Traurigkeit“ in Thüringen zu beenden. Die Wähler
hätten es in der Hand, Thüringen zum ersten Bundesland
werden zu
lassen, das von einem Ministerpräsidenten der LINKEN geführt werde.
Bevor er seinen Part beendete, gratulierte Scharff Katja und Matthias
Mitteldorf zu deren achten Hochzeitstag, um dann das Mikrofon an
Matthias Mitteldorf, dem „Urgestein eines begnadeten
Moderator-Talent's der LINKEN“ zur weiteren Ansage zu übergeben.
Und der dankte erst einmal – wie Scharff schon zuvor – dem
Liedermacher Ronald Gässlein für die musikalische Einführung und
weitere Umrahmung des Geschehens. Um dann erst
einmal Angela
Hummitsch zu interviewen. Auf dieses und dem späteren Interview mit
Katja Mitteldorf muss hier nicht weiter eingegangen werden, man kennt
ihre Vorstellungen und Absichten als Landtagskandidatinnen aus den
bisherigen Podiumsdiskussionen. Beide aber bemängelten den teilweise
unfair geführten Wahlkampf, beschmierte, zerschnittene oder
abgerissene Wahlplakate, und Podiumsdiskussionen mit ebenso teilweise
recht persönlichen Angriffen. Schließlich und abschließend fragte
der Moderator unter Hinweis auf die linke Landrätin Birgit Keller,
ob die
Wähler im Falle eines Wahlsieges der LINKEN Angst vor einer
zu linkslastigen Politik haben müssten. Die Antwort war klar:
Landrätin Keller führt als solche ihr Amt sachbezogen und nicht
parteipolitisch zum Wohle des Landkreises und deren Einwohner. Was
die Landrätin, die mit ihrer Schwester an der Veranstaltung
teilnahm, auch nachdrücklich bestätigte. Und genau so würde es ein
linker Ministerpräsident für den Freistaat halten, zeigten sich
alle überzeugt.
Und dann konnte Bodo Ramelow begrüßt
werden, der dann in seiner
Ansprache nacheinander Themen wie Gipsabbau, Umwelt, Stromerzeugung
am Beispiel Talsperre bzw. Pumpspeicherwerk Schmalwasser,
Energiewende, Stromautobahnen und dabei eine anzustrebende Mitsprache
und Mitbeteiligung der Bürger in allen wesentlichen kommunalen
Planungen und Vorgängen. Und das alles unter dem Aspekt der
Wirtschaftsveränderung, Kommunalveränderung und einer anderen
Energiepolitik. Und am Ende durch mehr direkte Demokratie. Das aber
sei nur nach einem Politikwechsel möglich, aber eben auch nötig.
Dafür warb Ramelow wie zuvor schon die beiden Kandidatinnen
Hummitsch und Mitteldorf. Auch die Ansprache Ramelows werde ich in
diesen Tagen hier noch ausführlich einstellen. Weil ich meine, dass
gerade der Inhalt seiner Ansprache – wie hier angerissen – für
die Wahl in Thüringen von besonderer Bedeutung ist.
Auf den Auftritt Gregor Gysis muss ich hier nicht auch noch
eingehen, das haben die (Internet-) Zeitungen schon getan. Ich finde
allerdings das Verhältnis der LINKE-Landtagskandidatinnen zu Gregor
Gysi aufschlussreich, das sich – wie ich meine – aus dem
Gruppenbild ersehen lässt. Insgesamt aber war allen Kandidaten und
Politikern, die sich zur Wahl in Thüringen bisher äußerten, ein
Wunsch und ein Appell gemeinsam: die wahlberechtigten Bürger sollten
von ihrem Wahlrecht Gebrauch machen. Und schon dadurch ihren Anspruch
größerer Bürgerbeteiligung an kommunalen und landesrelevanten
Vorgängen nachdrücklich bekunden.
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