Donnerstag, 11. September 2014

Der Wahlsonntag wird spannend

Die Linkspartei dürfte nach dem Auftritt Gregor Gysis gestern am Nordhäuser Theaterplatz mit großer Zuversicht dem Ergebnis der Wahl am Sonntag entgegen sehen. Der Andrang zu seinem Auftritt war enorm. Und der Beifall, mit dem seine Ausführungen von den Zuhörern bedacht wurde, könnte diese Zuversicht noch vertieft haben. In Suhl, dem anschließenden Ort seiner Unterstützungstour durch Thüringen, dürfte es nicht anders gewesen sein. Gregor Gysi kann Massen mobilisieren und begeistern, man weiß
es und das bestätigte sich in Nordhausen erneut.


Bezeichnend war nun allerdings, dass der Auftritt Gysis ja „nur“ ein Teil der Veranstaltung vor dem Theater war. Zuvor war es Bodo Ramelow, immerhin doch Spitzenkandidat der LINKEN und vom Moderator Matthias Mitteldorf schon als „ Thüringens zukünftiger Ministerpräsident“ begrüßt, der das Geschehen dominierte. In der „Nordhäuser Allgemeine“ in ihrem gestrigen Bericht wenigstens erwähnt, findet sich in der Internetzeitung nnz nicht einmal ein Wort darüber.
Dafür wird Gregor Gysi als Superstar hervorgehoben. Und letzteres ist bezeichnend: war die Zahl der Zuhörer bei Bodo Ramelow noch gut überschaubar, entsprach sie beim Eintreffen Gysis tatsächlich der eines Superstars für Nordhäuser Verhältnisse. Politisch aber besagt das nichts.


Richtig ist jedenfalls, dass Bodo Ramelow in seinem gesellschaftlichen Auftritt und mehr noch in seiner Ansprache dem Anspruch eines Spitzenkandidaten mit Ministerpräsidenten-
Ambitionen vollauf gerecht wurde. Bedauerlich deshalb, dass er in den Zeitungstexten bisher kaum erwähnt wurde.


Begrüßt und in die Bedeutung der Veranstaltung eingeführt wurden die Teilnehmer vom Kreisvorsitzenden der LINKEN, Alexander Scharff. Gregor Gysi würde hier noch einmal veranschaulichen, wofür die LINKE in Deutschland steht, während sich Bodo Ramelow anschickt, die „schwarze Traurigkeit“ in Thüringen zu beenden. Die Wähler hätten es in der Hand, Thüringen zum ersten Bundesland
werden zu lassen, das von einem Ministerpräsidenten der LINKEN geführt werde. Bevor er seinen Part beendete, gratulierte Scharff Katja und Matthias Mitteldorf zu deren achten Hochzeitstag, um dann das Mikrofon an Matthias Mitteldorf, dem „Urgestein eines begnadeten Moderator-Talent's der LINKEN“ zur weiteren Ansage zu übergeben.


Und der dankte erst einmal – wie Scharff schon zuvor – dem Liedermacher Ronald Gässlein für die musikalische Einführung und weitere Umrahmung des Geschehens. Um dann erst
einmal Angela Hummitsch zu interviewen. Auf dieses und dem späteren Interview mit Katja Mitteldorf muss hier nicht weiter eingegangen werden, man kennt ihre Vorstellungen und Absichten als Landtagskandidatinnen aus den bisherigen Podiumsdiskussionen. Beide aber bemängelten den teilweise unfair geführten Wahlkampf, beschmierte, zerschnittene oder abgerissene Wahlplakate, und Podiumsdiskussionen mit ebenso teilweise recht persönlichen Angriffen. Schließlich und abschließend fragte der Moderator unter Hinweis auf die linke Landrätin Birgit Keller, ob die
Wähler im Falle eines Wahlsieges der LINKEN Angst vor einer zu linkslastigen Politik haben müssten. Die Antwort war klar: Landrätin Keller führt als solche ihr Amt sachbezogen und nicht parteipolitisch zum Wohle des Landkreises und deren Einwohner. Was die Landrätin, die mit ihrer Schwester an der Veranstaltung teilnahm, auch nachdrücklich bestätigte. Und genau so würde es ein linker Ministerpräsident für den Freistaat halten, zeigten sich alle überzeugt.


Und dann konnte Bodo Ramelow begrüßt
werden, der dann in seiner Ansprache nacheinander Themen wie Gipsabbau, Umwelt, Stromerzeugung am Beispiel Talsperre bzw. Pumpspeicherwerk Schmalwasser, Energiewende, Stromautobahnen und dabei eine anzustrebende Mitsprache und Mitbeteiligung der Bürger in allen wesentlichen kommunalen Planungen und Vorgängen. Und das alles unter dem Aspekt der Wirtschaftsveränderung, Kommunalveränderung und einer anderen Energiepolitik. Und am Ende durch mehr direkte Demokratie. Das aber sei nur nach einem Politikwechsel möglich, aber eben auch nötig. Dafür warb Ramelow wie zuvor schon die beiden Kandidatinnen Hummitsch und Mitteldorf. Auch die Ansprache Ramelows werde ich in diesen Tagen hier noch ausführlich einstellen. Weil ich meine, dass gerade der Inhalt seiner Ansprache – wie hier angerissen – für die Wahl in Thüringen von besonderer Bedeutung ist.



Auf den Auftritt Gregor Gysis muss ich hier nicht auch noch eingehen, das haben die (Internet-) Zeitungen schon getan. Ich finde allerdings das Verhältnis der LINKE-Landtagskandidatinnen zu Gregor Gysi aufschlussreich, das sich – wie ich meine – aus dem Gruppenbild ersehen lässt. Insgesamt aber war allen Kandidaten und Politikern, die sich zur Wahl in Thüringen bisher äußerten, ein Wunsch und ein Appell gemeinsam: die wahlberechtigten Bürger sollten von ihrem Wahlrecht Gebrauch machen. Und schon dadurch ihren Anspruch größerer Bürgerbeteiligung an kommunalen und landesrelevanten Vorgängen nachdrücklich bekunden.  

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