Dienstag, 3. April 2012

Stellungnahme des BgR Nordhausen zu Podiumsdiskussion und Gedenkveranstaltung zur Bombardierung Nordhausens

Mit gut 180 Gästen fand am Vorabend des Gedenktages der Bombardierung Nordhausens
im Audimax der Fachhochschule eine Podiumsdiskussion zum Umgang mit dem Gedenken
statt. Der für uns überraschend große Andrang zu der Veranstaltung zeigt, dass das Thema,
insbesondere vor dem Hintergrund der Teilnahme der extremen Rechten an den
Gedenkveranstaltungen, bei den Bürgerinnen und Bürgern der Stadt auf großes Interesse
stößt. Für uns war, ist und bleibt eindeutig, dass Geschichtsverfälschung und Nazi-
Propaganda innerhalb des Gedenkens keinen Platz hat. Wir danken allen
Podiumsteilnehmenden und insbesondere Oberbürgermeisterin Barbara Rinke für ihre
Teilnahme und ihre Unterstützung in dem Versuch, einen öffentlichen Diskurs über das
Gedenken und ungewollte Anknüpfungspunkte für alte und neue Nazis zu initiieren.
Dass diese Diskussion mehr als nötig ist, zeigte die heutige Gedenkveranstaltung. Neben
über 200 Nordhäuserinnen und Nordhäusern die den Toten der Bombardierung gedenken
wollten, ohne dabei die Verantwortlichkeiten für die Zerstörungen des 2. Weltkrieges aus den
Augen zu verlieren, fanden sich ca. 30 Personen ein, die der extremen Rechten zuzuordnen
sind. Um diesen und ihrer verfälschenden Geschichtssicht kein Podium zu bieten, hatte das
BgR Nordhausen im Vorfeld verabredet, die Nazis „abzuschirmen“. Dies war durchaus
wörtlich zu verstehen und die Niederlegung eines Gebindes samt demagogischer
Schleifeninschrift der NPD und ihres Umfeldes, die dem Aufruf der Oberbürgermeisterin,
weiße Rosen niederzulegen, widersprach, wurde durch zahlreiche Aktive mit Regenschirmen
verdeckt.
Wir danken Frau Rinke für die deutlichen Worte ihrer Ansprache, in der sie an diejenigen
erinnerte, die sich dem nationalsozialistischen Regime entgegen stellten und dafür ihr Leben
ließen. Ferner zollen wir Frau Rinke, für ihre mutige Entscheidung, das „Gedenkgebinde“ der
NPD eigenhändig zurückzugeben, höchsten Respekt. Entsetzt sind wir über die Tätlichkeiten
die sich daraus entwickelten. Dass der NPD-Kreisvorsitzende, Mitglied des Stadtrates und
Kreistages Roy Elbert die Oberbürgermeisterin tätlich angriff und ihr gegenüber Drohungen
geäußert wurden, zeigt die hohe Gewaltbereitschaft die von dieser Partei und ihrem Umfeld
ausgeht. Der heutige Tag ist ein deutliches Zeichen, dass Nordhausen ein Nazi-Problem hat,
das nicht verharmlost und verschwiegen werden darf! Bei allem Entsetzen bestärken diese
Vorkommnisse uns in unserer Arbeit.
Wir setzen uns dafür ein, dass die die „Opfer entwürdigende Gegenwart der alten und neuen
Nazis“ keine Zukunft haben wird und hoffen, dass die Courage der Zivilgesellschaft sich so
weit entwickelt, dass solche Beschmutzungen der Demokratie keine mehrheitsfähigen
Tendenzen hervorbringt.

SprecherInnenrat des BgR Nordhausen

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen