Mittwoch, 11. April 2012

Gedenken und Ausstellung zum 67. Jahrestag der Lagerbefreiung


Am 16. und 17. April 2012 wird in Nordhausen, Harzungen und Ellrich an die Befreiung des KZ
Mittelbau-Dora vor 67 Jahren erinnert. Dazu werden zahlreiche Überlebende aus vielen Teilen
Europas sowie aus den USA und Australien erwartet. Im Mittelpunkt steht dieses Jahr die lange
vernachlässigte Geschichte der Sinti und Roma im KZ Mittelbau-Dora.
Den Auftakt der Veranstaltungen bildet am 16. April 2012 ab 11 Uhr eine Gedenkfeier mit
anschließender Kranzniederlegung vor dem ehemaligen Krematorium in der KZ-Gedenkstätte
Mittelbau-Dora.
Ansprachen werden Landtagspräsidentin Birgit Diezel und der niederländische Bürgerrechtler
Zoni Weisz halten. Weisz überlebte den nationalsozialistischen Völkermord an den Sinti und
Roma, verlor aber seine Mutter und seine Geschwister in Auschwitz und seinen Vater im KZ
Mittelbau-Dora.

Ausstellungseröffnung
Im Anschluss an die Gedenkveranstaltung wird die von der Nordhäuser Gedenkstätte
erarbeitete Ausstellung „Von Auschwitz in den Harz. Sinti und Roma im KZ Mittelbau-Dora“
eröffnet.
Anlass ist, neben der fortdauernden Diskriminierung vieler Sinti und Roma in Europa, der 70.
Jahrestag des sogenannten Auschwitz-Erlasses von SS-Chef Heinrich Himmler. Dieser hatte im
Dezember 1942 angeordnet, alle im Reichsgebiet lebenden Sinti und Roma nach Auschwitz zu
deportieren. Dort wurden Tausende Sinti und Roma in den Gaskammern ermordet. Nur etwa
3000 Männer und Frauen überlebten das „Zigeuner-Familienlager“ in Auschwitz-Birkenau, das
die SS im August 1944 auflöste. Fast alle männlichen Überlebenden brachte sie in das KZ
Mittelbau-Dora, das damit im letzten Kriegsjahr zur zentralen Haftstätte für Sinti und Roma
wurde.
Die Verschleppung von Auschwitz in den Harz und der Kampf der Sinti und Roma ums
Überleben in den Lagern des KZ Mittelbau stehen im Mittelpunkt der Ausstellung. Daneben
dokumentiert sie anhand zahlreicher Dokumente, Fotos und Erinnerungsberichte den Beginn
der Verfolgung der Nordhäuser Sinti in den 1930er Jahren. Schließlich wird auch das oft
vergebliche Ringen der KZ-Überlebenden um gesellschaftliche Anerkennung nach 1945
thematisiert.
Die Ausstellung wird bis zum 28. Oktober 2012 in der Gedenkstätte zu sehen sein und soll
anschließend durch Nordthüringer Schulen wandern.

Weitere Veranstaltungen
Innerhalb des KZ-Komplexes Mittelbau-Dora war der Anteil der Sinti und Roma im Außenlager
Harzungen am höchsten. Aber auch politische Häftlinge und Juden litten in diesem Lager.
Daran wird am 17. April 2012 ab 11 Uhr mit einer Gedenkveranstaltung in Harzungen erinnert,
auf der neben Bürgermeisterin Brigitte Rothgänger der englische KZ-Überlebende Eugene
Black sprechen wird.
Eine Kranzniederlegung im größten ehemaligen Außenlager Ellrich-Juliushütte, zu der
Bürgermeister Matthias Ehrhold am gleichen Tag um 15 Uhr begrüßen wird, schließt den 67.
Jahrestag der Befreiung des KZ Mittelbau-Dora ab. Alle Veranstaltungen sind öffentlich; Gäste
sind willkommen.

Hintergrund: Das KZ Mittelbau-Dora
Das Lager „Dora“ wurde im August 1943 als Außenlager des KZ Buchenwald gegründet und im
Oktober 1944 zusammen mit weiteren Buchenwalder Außenlagern in der Harzregion zum KZ
Mittelbau verselbständigt. Es entwickelte sich zum Zentrum eines großen Lagerkomplexes mit
über 40 Außenlagern und Arbeitskommandos in beinahe allen Orten der Region. Der Südharz
sollte in der letzten Kriegsphase zu einem Zentrum der unterirdischen Rüstungsproduktion
ausgebaut werden. Die meisten Häftlinge des KZ Mittelbau mussten auf Baustellen arbeiten,
andere wurden zur Zwangsarbeit in der V2-Produktion herangezogen. Von 60 000 Häftlingen
des KZ Mittelbau-Dora kamen 20 000 ums Leben.

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