Inzwischen komme ich mir mit meinem digitalen Verständnis vor wie ein Mensch, der auf einem Bahnsteig steht und einem abfahrenden Zug nachwinkt, der das digitale Zeitalter darstellt mit allen seinen bisherigen Entwicklungsstufen. Die Grundform stellt dabei den Bahnsteig dar, auf dem ich stehe (und den ich noch verstehe), während alles andere zunehmend meinem Gesichtskreis (meinem Verständnis) entschwindet.
Den letzten Anstoß zu dieser Einsicht brachte mir die Piratenpartei mit ihrem technischen Fortschrittsglauben und aktuell ein Blog, in dem allen an der politischen und wohl auch gesellschaftlichen Entwicklung Interessierten empfohlen wird, „piratisch“ zu lernen, um zukünftig zu verstehen, über was da geredet und diskutiert wird. Eine Probe ihres bisherigen Vokabulars – meist Kürzel – wurde gleich mitgeliefert. Und lässt alle schlecht aussehen, die zwar gern mitreden möchten, dieses Vokabular und dessen Sinn aber nicht verstehen. Man könnte sie auf elegante Art veralbern, ohne dass sie es selbst mitbekommen. Und mit der Zunahme ihrer Mitglieder und/oder Wähler dürfte immerhin ihre politische Bedeutung und Einfluss steigen. Bleibt zu hoffen, dass wenigstens ihre Sympathisanten ihre Sprache – und ihre Politik – verstehen.
Der Zug entschwindet also ohne mich. Umso mehr, als ich ja noch nicht einmal zur Facebook oder Twitter-Gemeinde zähle. Die Einsicht ist allerdings (noch) nicht mit Resignation verbunden. Und wird so bleiben, solange ich noch im Internet Zeitungen aufrufen und lesen kann, die mich über das allgemeine Geschehen – lokal, regional und in der Welt – noch in einer Sprache auf den Laufenden halten, die ich verstehe. Da wundere ich mich mehr, dass man inzwischen nach jeden Artikel wissen möchte, ob er einen gefallen hat. Und gleichzeitig das Mitmachen bei Facebook und Twitter empfiehlt. Dabei verlautete kürzlich bei pte, dass Journalisten an Glaubwürdigkeit verlieren, die Kontakte über diese beiden Netzwerke pflegen. Verbrüderung ist halt zumindest für den nicht unbedingt von Vorteil, von dem man seriöse und zuverlässige Informationen und Aussagen erwartet. Und die Kommunikation in beiden Netzwerken zeichnet sich meines Erachtens durch Flüchtigkeit und Oberflächlichkeit aus. Zumindest ist mir noch von keiner Seite das Gegenteil nachgewiesen worden. Im Ergebnis – und an die eingangs erwähnte Symbolik anschließend – lasse ich den Zug der Zeit ohne Klage und mich entschwinden und konzentriere mich auf das verbleibende Terrain.
Apropos: Kürzlich bemerkte ich anhand zweier Beispiele, dass ich dabei bin, das Vertrauen in mein Gehör zu verlieren. „Weitblick“ bot in dieser Woche kostenlose Hörtests und ich machte von dem Angebot Gebrauch. Das Ergebnis ist ziemlich deprimierend und nötigt mich, um Entschuldigung allen gegenüber zu bitten, denen ich auch nur gedanklich undeutliche Sprechweise unterstellte: die Ursache lag bei mir und nötigt mich, ärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen. Bis zu einer technischen Abhilfe bitte ich ringsum um Verständnis.
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