Freitag, 13. April 2012

Auch diesmal keine neuen Erkenntnisse

Wenn immer es um ein wichtiges oder doch bemerkenswertes Thema oder Problem geht, scheint das in den TV-Medien nicht beendet werden zu können, bevor es nicht auch in einer Talkshow als (vermeintlicher) Höhepunkt oder Abschluss behandelt wurde. Nicht etwa, um zu Lösungen zu kommen oder solche anzustreben, sondern getreu der Maßgabe: es ist zwar alles schon gesagt worden, nur noch nicht in einer Talkshow. So auch gestern bei Maybrit Illner zum Thema Günter Grass und seiner Israel-Kritik.

Ich hatte ja schon in meinem Eintrag am Sonntag (08. April) „Ein Gedicht erregt die halbe Welt“ zum Ausdruck gebracht, dass ich dazu nichts zu sagen habe, außer zu dem Vorwurf der einstigen Zugehörigkeit des Günter Grass zur Waffen-SS zur Nazi-Zeit. Sie fand auch in der gestrigen Talkshow bewertende Erwähnung. Dass er damals gerade mal 17 Jahre war - also kaum im Abiturientenalter - und mit Sicherheit keine Gelegenheit hatte, eine etwaige politisch anerzogene Auffassung kritisch zu hinterfragen, falls er das gewollt hätte (und wie das heutzutage zumindest möglich ist), wird dabei geflissentlich übergangen.

Weil ich aber immerhin an der aktuellen Problematik interessiert bin, die sich mit dem Anliegen und Aussagen im Gedicht des Günter Grass verbindet, erhoffte ich mir doch von der doch recht kompetenten Besetzung dieser Talkrunde der Maybrit Illner entsprechende Aufschlüsse, schnitt die Sendung mit und verfolgte den Verlauf heute morgen. Und bin doch nicht um erhoffte neue Erkenntnisse oder gar Ergebnisse bereichert worden.

Eine Einsicht allerdings brachte mir diese Diskussion: man argumentiert auf der Grundlage einer Aussage – hier dem Gedicht „Was gesagt werden muss“ des Günter Grass – versucht zu deuten, zu ergründen und zu werten. Zwar sind auch dann die Ergebnisse der einzelnen Teilnehmer recht unterschiedlich – teilweise trotz allen Meinungsaustausches auch vorgefasst – aber doch mit einem sachlichen und intellektuellen Unterhaltungswert. Im Gegensatz nämlich zu thematisierten Zeitungsberichten, in denen – je nach Interessenlage – Aussagen entweder wörtlich (und ohne sachliche Ausdeutung) genommen, oder tendenziös gedeutet und angeboten werden. Das löst dann zwar mehr oder weniger viele (anonyme) Kommentare aus, in denen man aber oft genug Sachgehalt oder Niveau vergeblich sucht. Trotzdem, und weil ich an medialer Unterhaltung durch Talkshows mit vergeblicher Ergebniserwartung weniger interessiert bin – halte ich mich doch an Zeitungsberichte, sammle unterschiedliche Quellen und versuche mir daraus eine eigene Meinung zu bilden. Und danach ist und bleibt Günter Grass für mich nach wie vor einer der bedeutendsten deutschen Autoren unserer Zeit.

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