Sonntag, 28. Februar 2016

Meyenburgbüste für Stadt Nordhausen und Kunsthaus Meyenburg: Ein Problem?

Am 23. Februar räumte die „Nordhäuser Allgemeine“ einem ihrer Leser reichlich Platz ein, um ihm in einer umfangreichen Fleißarbeit Gelegenheit zu geben, an der Absicht des Meyenburg-Fördervereins Kritik zu üben, der Stadt Nordhausen und dem Kunsthaus spätestens bis zum Lutherjahr 2017 eine Bronzebüste Michael Meyenburgs - einstens Nordhäuser Bürgermeister und anfänglicher Freund Martin Luthers – zu spenden.


Etwas unvermittelt, wie ich meine, denn immerhin hat eine Meyenburg-Büste – geschaffen von dem Künstler Peter Genßler - seit 2003 einen festen Platz am Lutherplatz, ohne dass meines Wissens daran jemals grundsätzliche Kritik geübt wurde. Was natürlich kein Grund ist, dies auch heute nicht zu tun.


Der Leserautor hat sich also mit seiner Darstellung sehr viel Mühe gegeben, wobei er mit zahlreichen
Verweisungen auf Sach- und Fachbeiträge zu dem Ergebnis kommt, dass sich der einstige Nordhäuser Bürgermeister zu seiner Zeit vornehmlich durch die systematische Vertreibung der Juden aus Nordhausen und dem Verbot des Handels durch sie besonders auszeichnete. Folgt man diesem Beitrag, scheint das eines der herausragenden Verdienste des Michael Meyenburg um die Stadt Nordhausen gewesen zu sein. Ein Judenhasser also?


Als mit der Geschichte des Protestantismus und seinen Reformatoren speziell in Nordhausen weniger vertraut, war ich von dem Beitrag des Leserautors zunächst beeindruckt. Und hoffte auf eine Stellungnahme des Vorsitzenden des Meyenburg-Fördervereins, Dr. Wolfgang Pientka. Der immerhin die Schaffung dieser Meyenburg-Büste vor drei Jahren als eine konkrete Absicht des Fördervereins bis 2017 festlegte. Sie kommt möglicherweise noch, doch vorerst finde ich in der Ausgabe der „Nordhäuser Allgemeine“ vom 27.02.2016 eine Stellungnahme des Dr. Peter Kuhlbrodt, anerkannter Historiker und ehemals Leiter des Nordhäuser Stadtarchivs. Und damit profunder Kenner der Nordhäuser Stadtgeschichte.


Was mir bei diesem Bericht gegenüber jenem des Leserautors besonders auffällt ist die Tatsache, dass das Verhältnis Michael Meyenburgs zu den Juden überhaupt nicht erwähnt ist, die Tendenz dieses Beitrags auch in eine völlig andere Richtung geht. Und Meyenburg in einem ganz anderem, aber wohl zutreffenden Lichte erscheinen lässt, der sich u.a. um Handel und Gewerbe und dessen Schutz in Nordhausen große Verdienste erwarb. Dass dabei im Gesamtbild Meyenburgs Martin Luther eine ganz wesentliche Rolle spielt, ist ebenso problematisch wie.authentisch. Und angesichts der Lutherdekade und dem Lutherjahr 2017 durchaus von Bedeutung und bemerkenswert. Ob Meyenburg darüber eine (weitere) Büste verdient, soll hier nicht weiter erörtert werden. Ich denke auch, es gibt derzeit in Nordhausen Vorgänge von aktuellerer Bedeutung, die der Erörterung wert wären.  

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