Am 23. Februar räumte die
„Nordhäuser Allgemeine“ einem ihrer Leser reichlich Platz ein,
um ihm in einer umfangreichen Fleißarbeit Gelegenheit zu geben, an
der Absicht des Meyenburg-Fördervereins Kritik zu üben, der Stadt
Nordhausen und dem Kunsthaus spätestens bis zum Lutherjahr 2017 eine
Bronzebüste Michael Meyenburgs - einstens Nordhäuser Bürgermeister
und anfänglicher Freund Martin Luthers – zu spenden.
Etwas
unvermittelt, wie ich meine, denn immerhin hat eine Meyenburg-Büste
– geschaffen von dem Künstler Peter Genßler - seit 2003 einen
festen Platz am Lutherplatz, ohne dass meines Wissens daran jemals grundsätzliche Kritik geübt wurde. Was natürlich kein Grund ist,
dies auch heute nicht zu tun.
Der
Leserautor hat sich also mit seiner Darstellung sehr viel Mühe
gegeben, wobei er mit zahlreichen
Verweisungen auf Sach- und
Fachbeiträge zu dem Ergebnis kommt, dass sich der einstige
Nordhäuser Bürgermeister zu seiner Zeit vornehmlich durch die
systematische Vertreibung der Juden aus Nordhausen und dem Verbot des
Handels durch sie besonders auszeichnete. Folgt man diesem Beitrag,
scheint das eines der herausragenden Verdienste des Michael
Meyenburg um die Stadt Nordhausen gewesen zu sein. Ein Judenhasser
also?
Als
mit der Geschichte des Protestantismus und seinen Reformatoren
speziell in Nordhausen weniger vertraut, war ich von dem Beitrag des
Leserautors zunächst beeindruckt. Und hoffte auf eine Stellungnahme
des Vorsitzenden des Meyenburg-Fördervereins, Dr. Wolfgang Pientka.
Der immerhin die Schaffung dieser Meyenburg-Büste vor drei Jahren
als eine konkrete Absicht des Fördervereins bis 2017 festlegte. Sie
kommt möglicherweise noch, doch vorerst finde ich in der Ausgabe der
„Nordhäuser Allgemeine“ vom 27.02.2016 eine Stellungnahme des
Dr. Peter Kuhlbrodt, anerkannter Historiker und ehemals Leiter des
Nordhäuser Stadtarchivs. Und damit profunder Kenner der Nordhäuser
Stadtgeschichte.
Was
mir bei diesem Bericht gegenüber jenem des Leserautors besonders
auffällt ist die Tatsache, dass das Verhältnis Michael Meyenburgs
zu den Juden überhaupt nicht erwähnt ist, die Tendenz dieses
Beitrags auch in eine völlig andere Richtung geht. Und Meyenburg in
einem ganz anderem, aber wohl zutreffenden Lichte erscheinen lässt,
der sich u.a. um Handel und Gewerbe und dessen Schutz in Nordhausen
große Verdienste erwarb. Dass dabei im Gesamtbild Meyenburgs Martin
Luther eine ganz wesentliche Rolle spielt, ist ebenso problematisch
wie.authentisch. Und angesichts der Lutherdekade und dem Lutherjahr
2017 durchaus von Bedeutung und bemerkenswert. Ob Meyenburg darüber
eine (weitere) Büste verdient, soll hier nicht weiter erörtert
werden. Ich denke auch, es gibt derzeit in Nordhausen Vorgänge von
aktuellerer Bedeutung, die der Erörterung wert wären.
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