Neue Sonderausstellung im Museum Tabakspeicher vom 2. März bis 29. Mai:
Nordhausen
(psv) Am Mittwoch, 2. März, um 18 Uhr, eröffnet die Dezernentin für
Kultur, Bildung und Generationen, Hannelore Haase, eine neue
Sonderausstellung
im Museum Tabakspeicher, die sich der Eleganz und dem Charme der Frauen
vor einhundert Jahren widmet.
An
der Schwelle zum 20. Jahrhundert setzten sich Philosophen, Literaten,
Künstler, Anthropologen und Mediziner mit der Definition von Schönheit
auseinander.
Gesundheit ist gleichbedeutend mit Ebenmaß. Auch Reformbewegungen
verändern das Schönheitsempfinden in einer Weise, die uns bis heute
prägt. Das aktuelle
Ideal ist also keine Erfindung
der Kosmetik-, Pharma- oder Fitnessindustrie der letzten Jahrzehnte.
Schönheit
richtete sich nun nicht mehr – wie im körperfeindlichen 19. Jahrhundert
– nach der bekleideten Silhouette der Frau, sondern nach dem nackten
Körper,
den es zu formen und zu verbessern gilt. Demgemäß waren alle Fehler auf
krankhafte Störungen zurückzuführen und hatten in ungesunder,
unnatürlicher Körperentwicklung, Ernährung und Körperpflege ihre
Ursache. Die klassische Vollkommenheit der antiken Venus
steht in der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg als Normalfigur im
Gegensatz zu einer durch das Korsett entstellten Frau. Anstelle des
üppigen Frauenkörpers tritt um die Jahrhundertwende im Zuge des sich
wandelnden Gesundheitsinteresses, der Einführung der schlanken
Linie in der Mode und der Sportbewegung die wohlgeformte, zierliche
Gestalt. Warenverkehr und Dienstleistungsgewerbe blühen auf.
Bekleidungshandel, Juweliere und Friseure werben gezielt um die
weibliche Käuferschaft. Gesundheit und Hygiene werden zur Voraussetzung
für gutes Aussehen. Davon zeugen zahlreiche neue Geschäfte, Kur- und
Badeanstalten. Das moderne Körper- und Schönheitsbewusstsein fällt auch
kulturell auf fruchtbaren Boden.
Mit
gesellschaftsreformerischem Anspruch gehen heranwachsende Mädchen und
Jungen zunehmend offener mit dem eigenen Körper um. Bei Wanderungen,
aber auch bei
Tanz und Theater in der freien Natur gewinnen Natürlichkeit und
Wohlbefinden an Bedeutung. Vor den gesundheitlichen Folgen von
Dickleibigkeit, aber auch Magersucht, wird gewarnt – jede Frau soll
möglichst vital sein. Im Streben nach Schlankheit, getreu dem
Motto: Der Speck muss weg, werden strenge Diäten, Fasten und gezieltes
Körpertraining zum sozialen Muss. Sind die Schönheitsideale von damals
und heute weit voneinander entfernt?
Die Ausstellung beleuchtet die geistes-, kunst- und kulturgeschichtlichen Hintergründe.
Neben eindrucksvollen textilen Sammlungsstücken verdeutlichen Alltagsobjekte der Körperpflege,
Hygiene und Leibesertüchtigung die neuen
Methoden, den Einfallsreichtum, aber auch die Schwierigkeiten des
Versuchs, Schönheit in einer Zeit zu erlangen, die wegweisend für unser
heutiges Körperideal ist.
Die Ausstellung ist eine Kooperation des Museums Tabakspeicher und des Stadtmuseums Jena.
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