Nordhausen (psv)
„Flüchtlingsunterbringung mit gemeinsamem Ziel“ - unter dieser
Überschrift stand jetzt die Strategieberatung der erweiterten
„Arbeitsgruppe Stadtumbau“, zu der Oberbürgermeister Dr. Klaus Zeh ins
Rathaus eingeladen hatte.
Neben
den Geschäftsführern der großen Wohnungsunternehmen SWG und WBG waren
Vertreter des Landkreises und des Jobcenters, der Geschäftsführung der
kreiseigenen
Service GmbH sowie die Beigeordneten der Stadtverwaltung Jutta Krauth
und Hannelore Haase eingeladen.
„Wir
müssen jetzt ein abgestimmtes Vorgehen entwickeln, um die grundlegenden
Herausforderungen, die sich für die Stadtentwicklung ergeben, zu
meistern. Mit
Blick auf den Wohnungsmarkt stellt sich die zentrale
Frage, wie
einerseits die aktuelle, aber vermutlich nur temporäre Bedarfsspitze
befriedigt werden kann, ohne anderseits durch unnötigen und teuren
sozialen Wohnungsbau langfristig weiteren Leerstand zu erzeugen.
Deshalb werden wir ab jetzt regelmäßig alle Akteure einladen. Neben der
akuten Krisenbewältigung müssen wir jetzt auch zu langfristigen
Strategien übergehen.“, so der Oberbürgermeister. Insbesondere sei der
enge Informationsaustausch nötig – „so wie in dieser
Runde zwischen Stadt, Landkreis, Jobcenter und Wohnungsunternehmen.“
Das
Jobcenter sei ein weiterer wichtiger Partner, da mit der Anerkennung
der Flüchtlinge ein großer Teil in die Betreuungszuständigkeit des
Jobcenters wechsle.
Themen der Sitzung waren:
1.
Abgestimmtes Vorgehen zur Abschätzung von Folgen der aktuellen
Flüchtlingssituation mit Blick auf den Nordhäuser Wohnungsmarkt
2.
Aktueller Stand der Unterbringung von Flüchtlingen sowie Strategie zur
künftigen Unterbringung nach Ablauf des Asylverfahrens in der Stadt und
im Kreis
sowie Kriterien bei Standortauswahl und Prüfung von Objekten auf
Eignung als Unterbringung
3.
Belastbare Angaben über den Verbleib anerkannter Flüchtlinge,
Familiennachzug, Berufe, Ausbildungsstand, schulpflichtige Kinder usw.
Stadtplanerin
Beate Meißner sagte, wichtig sei jetzt eine fundierte Analyse der
Entwicklungen, insbesondere mit Blick auf die Quantität des dauerhaften
Verbleibs
von Flüchtlingen, um trotz des gegenwärtigen hohen Bedarfs die
langfristig bestehende Leerstandsproblematik und die Ziele des
Stadtentwicklungskonzepts nicht aus dem Auge zu verlieren.
Marc
Hesse, Fachgebietsleiter für Asylbewerberleistungen im Landratsamt,
stellte aktuelle Zahlen zu den Flüchtlingen im Asylverfahren und deren
Unterbringung
vor. So gebe es derzeit 1120 Personen, die Asylbewerberleistungen
empfangen. Davon lebten in der Stadt Nordhausen 830 Menschen, 569 davon
in Gemeinschaftsunterkünften.
Gunnar
Reuter, Geschäftsführer der Service GmbH des Landkreises, erklärte,
dass man aktuell verstärkt auch Wohnraum im ländlichen Bereich suche und
dabei vor
allem auf private und kleinere gewerbliche Vermieter setze. Reuter
erläuterte weiterhin die Probleme bei der Suche nach
Gemeinschaftsunterkünften. Problematisch sei oft der bauliche Zuschnitt.
So seien große Gewerbebauten nicht unbedingt als Wohnunterkunft
geeignet. Oft sei die Gebäudesubstanz auch in schlechter Qualität.
„Darüber hinaus müssen wir natürlich auch Aspekte einer sinnvollen
Nachnutzung im Auge haben“, so der Geschäftsführer.
Inge
Klaan, Geschäftsführerin der SWG, sagte: „Aktuell ist die Nachfrage
zwar hoch. Falsch wäre es allerdings, jetzt darauf aufgrund fehlender
Weitsicht überhastet
durch verstärkten Schlichtwohnungsbau nur oberflächlich zu reagieren.
Am Ende müssten wir wieder mit einem überbordenden Leerstand zurecht
kommen und auf Steuerzahlerkosten das nächste Abrissprogramm auflegen.
Die SWG kann bei Zugrundelegung einer gemeinsamen
Strategie den Bedarf vermutlich ohne soziale Verwerfungen und
Benachteiligungen für die einheimische Bevölkerung decken.“
Dem
stimmte auch Sven Dörmann zu, Vorstandsmitglied der WBG Südharz, der
zwischen WBG und SWG große Übereinstimmungen bezüglich der Bewertung des
Wohnungsmarktes
sieht.
Dörmann betonte zudem die Notwendigkeit einer weiteren sozialen Betreuung der Flüchtlinge nach dem Abschluss des Asylverfahrens.
„Integration
der Flüchtlinge in den Arbeitsmarkt, das wird verstärkt die Aufgabe des
Jobcenters werden“, so dessen Geschäftsführer Heiko Röder, der überdies
die gute Zusammenarbeit zwischen Jobcenter, Landkreis und
Wohnungsunternehmen herausstellte.
Ein nächstes Treffen soll schon im Frühling stattfinden.
„Wir
haben mit der Arbeitsgruppe ein Forum, das alle wichtigen Partner an
einen Tisch bringt und das einen Austausch aller Informationen
sicherstellt, die
notwendig sind, um planvoll, zielgerichtet und über den morgigen Tag hinaus zu agieren“, so resümierend der Oberbürgermeister.
Foto: Patrick Grabe, Pressestelle Stadt Nordhausen
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