Montag, 29. Februar 2016

Beratung im Rathaus: Flüchtlingsunterbringung mit gemeinsamem Ziel:

Zeh: „Jetzt müssen Strategien für die Zukunft entwickelt werden“
Nordhausen (psv) „Flüchtlingsunterbringung mit gemeinsamem Ziel“ - unter dieser Überschrift stand jetzt die Strategieberatung der erweiterten „Arbeitsgruppe Stadtumbau“, zu der Oberbürgermeister Dr. Klaus Zeh ins Rathaus eingeladen hatte.
Neben den Geschäftsführern der großen Wohnungsunternehmen SWG und WBG waren Vertreter des Landkreises und des Jobcenters, der Geschäftsführung der kreiseigenen Service GmbH sowie die Beigeordneten der Stadtverwaltung Jutta Krauth und Hannelore Haase eingeladen.
„Wir müssen jetzt ein abgestimmtes Vorgehen entwickeln, um die grundlegenden Herausforderungen, die sich für die Stadtentwicklung ergeben, zu meistern. Mit Blick auf den Wohnungsmarkt stellt sich die zentrale
Frage, wie einerseits die aktuelle, aber vermutlich nur temporäre Bedarfsspitze befriedigt werden kann, ohne anderseits durch unnötigen und teuren sozialen Wohnungsbau langfristig weiteren Leerstand zu erzeugen. Deshalb werden wir ab jetzt regelmäßig alle Akteure einladen. Neben der akuten Krisenbewältigung müssen wir jetzt auch zu langfristigen Strategien übergehen.“, so der Oberbürgermeister. Insbesondere sei der enge Informationsaustausch nötig – „so wie in dieser Runde zwischen Stadt, Landkreis, Jobcenter und Wohnungsunternehmen.“
Das Jobcenter sei ein weiterer wichtiger Partner, da mit der Anerkennung der Flüchtlinge ein großer Teil in die Betreuungszuständigkeit des Jobcenters wechsle.
Themen der Sitzung waren:
1. Abgestimmtes Vorgehen zur Abschätzung von Folgen der aktuellen Flüchtlingssituation mit Blick auf den Nordhäuser Wohnungsmarkt
2. Aktueller Stand der Unterbringung von Flüchtlingen sowie Strategie zur künftigen Unterbringung nach Ablauf des Asylverfahrens in der Stadt und im Kreis sowie Kriterien bei Standortauswahl und Prüfung von Objekten auf Eignung als Unterbringung
3. Belastbare Angaben über den Verbleib anerkannter Flüchtlinge, Familiennachzug, Berufe, Ausbildungsstand, schulpflichtige Kinder usw.
Stadtplanerin Beate Meißner sagte, wichtig sei jetzt eine fundierte Analyse der Entwicklungen, insbesondere mit Blick auf die Quantität des dauerhaften Verbleibs von Flüchtlingen, um trotz des gegenwärtigen hohen Bedarfs die langfristig bestehende Leerstandsproblematik und die Ziele des Stadtentwicklungskonzepts nicht aus dem Auge zu verlieren.
Marc Hesse, Fachgebietsleiter für Asylbewerberleistungen im Landratsamt, stellte aktuelle Zahlen zu den Flüchtlingen im Asylverfahren und deren Unterbringung vor. So gebe es derzeit 1120 Personen, die Asylbewerberleistungen empfangen. Davon lebten in der Stadt Nordhausen 830 Menschen, 569 davon in Gemeinschaftsunterkünften.
Gunnar Reuter, Geschäftsführer der Service GmbH des Landkreises, erklärte, dass man aktuell verstärkt auch Wohnraum im ländlichen Bereich suche und dabei vor allem auf private und kleinere gewerbliche Vermieter setze. Reuter erläuterte weiterhin die Probleme bei der Suche nach Gemeinschaftsunterkünften. Problematisch sei oft der bauliche Zuschnitt. So seien große Gewerbebauten nicht unbedingt als Wohnunterkunft geeignet. Oft sei die Gebäudesubstanz auch in schlechter Qualität. „Darüber hinaus müssen wir natürlich auch Aspekte einer sinnvollen Nachnutzung im Auge haben“, so der Geschäftsführer.
Inge Klaan, Geschäftsführerin der SWG, sagte: „Aktuell ist die Nachfrage zwar hoch. Falsch wäre es allerdings, jetzt darauf aufgrund fehlender Weitsicht überhastet durch verstärkten Schlichtwohnungsbau nur oberflächlich zu reagieren. Am Ende müssten wir wieder mit einem überbordenden Leerstand zurecht kommen und auf Steuerzahlerkosten das nächste Abrissprogramm auflegen. Die SWG kann bei Zugrundelegung einer gemeinsamen Strategie den Bedarf vermutlich ohne soziale Verwerfungen und Benachteiligungen für die einheimische Bevölkerung decken.“
Dem stimmte auch Sven Dörmann zu, Vorstandsmitglied der WBG Südharz, der zwischen WBG und SWG große Übereinstimmungen bezüglich der Bewertung des Wohnungsmarktes sieht.
Dörmann betonte zudem die Notwendigkeit einer weiteren sozialen Betreuung der Flüchtlinge nach dem Abschluss des Asylverfahrens.
„Integration der Flüchtlinge in den Arbeitsmarkt, das wird verstärkt die Aufgabe des Jobcenters werden“, so dessen Geschäftsführer Heiko Röder, der überdies die gute Zusammenarbeit zwischen Jobcenter, Landkreis und Wohnungsunternehmen herausstellte.
Ein nächstes Treffen soll schon im Frühling stattfinden.
„Wir haben mit der Arbeitsgruppe ein Forum, das alle wichtigen Partner an einen Tisch bringt und das einen Austausch aller Informationen sicherstellt, die notwendig sind, um planvoll, zielgerichtet und über den morgigen Tag hinaus zu agieren“, so resümierend der Oberbürgermeister.
Foto: Patrick Grabe, Pressestelle Stadt Nordhausen

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