Freitag, 26. Februar 2016

Flüchtlingszuwanderung nach Deutschland: Große Hilfsbereitschaft, obwohl die Skepsis überwiegt

Neue repräsentative Umfrage gibt Auskunft über Ansichten und Engagement der Bürger in Deutschland – Mehrheit sieht größere Risiken als Chancen – Vier von zehn Menschen wollen sich in Zukunft für Geflüchtete einsetzen

Obwohl die Mehrheit der Menschen in Deutschland skeptisch auf den Zustrom Geflüchteter blickt, sind das Engagement und die Hilfsbereitschaft hierzulande groß. Das zeigt eine aktuelle Befragung im Rahmen des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP) im Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin). So gaben 30 Prozent von etwa 2.000 repräsentativ ausgewählten deutschsprechenden Personen im Januar an, Flüchtlinge seit dem vergangenen Jahr mit Geld- oder Sachspenden unterstützt zu haben. „Die Hilfsbereitschaft für geflüchtete Menschen ist enorm, wenn man bedenkt, dass für alle Spendenanlässe zusammen pro Jahr 40 Prozent der Bürger Geld geben“, sagt Jürgen Schupp, SOEP-Direktor und einer der Autoren der Studie, die im DIW Wochenbericht 9/2016 veröffentlicht wurde. Rund 44 Prozent der Befragten gaben an, sich in Zukunft auf die eine oder andere Weise für Flüchtlinge einsetzen zu wollen.

Bezogen auf die gesamte Bevölkerung in Deutschland sind die Pessimisten in der Mehrheit: Zwar vermuten 34 Prozent der Befragten, dass die Zuwanderung Geflüchteter gut für die deutsche Wirtschaft sei. 47 Prozent sind jedoch skeptisch. Mehr als die Hälfte befürchtet, dass Deutschland durch Flüchtlinge ein schlechterer Ort zum Leben werden und das kulturelle Leben hierzulande leiden könnte. Fast 80 Prozent sehen kurzfristig mehr Risiken als Chancen, 57 Prozent auch langfristig.

Befragung findet fortan monatlich statt

Für die SOEP-Studie wurden im Rahmen einer Mehrthemenerhebung im Januar 2.000 deutschsprechende Personen von TNS Infratest Sozialforschung befragt, die repräsentativ für die Bevölkerung in Deutschland sind. Im Laufe dieses Jahres werden noch neun weitere Befragungen dieser Art erfolgen. Seit Februar sind die Fragen zudem in die laufende Befragung des SOEP integriert. So werden sich langfristig noch weitergehende Zusammenhänge analysieren lassen – beispielsweise, inwiefern die Hilfsbereitschaft mit einem ehrenamtlichen Engagement in früheren Jahren oder mit gesellschaftspolitischen Vorstellungen zusammenhängt.

Renate Bogdanovic Pressestelle, Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung DIW Berlin

Mitteilung des idw – wissenschaftlichen Dienstes am 25.02.2016

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