Nordhausen
(psv) Am 3. März, um 19 Uhr, wird nicht Ruth Hoffmann aus dem Buch
„Stasi-Kinder. Aufwachsen im Überwachungsstaat“ in der FLOHBURG
lesen, wie in der vergangenen Woche bekanntgegeben. Dieser Termin
wurde von Ruth Hoffmann aus persönlichen Gründen abgesagt. Dafür
wird am 3. März 2016, um 19:00 Uhr, im Museum Flohburg, die Autorin
Christiane Baumann aus ihrem Buch „Manfred 'Ibrahim' Böhme. Das
Prinzip Verrat“ lesen und zum Gespräch einladen.
Manfred
'Ibrahim' Böhme galt 1989 in der DDR als neuer sozialdemokratischer
Hoffnungsträger. Die wesentlichen Stationen im Leben des Manfred
'Ibrahim' Böhme ( 1944-1999 ), der zum Ende der DDR für kurze Zeit
Prominenz erlangte und in Ost und West als charismatisches
Polittalent galt, werden von der Berliner Journalistin Christiane
Baumann nachgezeichnet. Der SPD-Spitzenkandidat zur Volkskammerwahl
1990 wurde damals nicht nur von den Medien als zukünftiger
DDR-Regierungschef betrachtet. Dass Böhme eigentlich ein
„politischer Heiratsschwindler“ war, der sich vom einstigen
Sympathisanten des Prager Frühlings zum gut getarnten und
übereifrigen Stasi-Zuträger gewandelt hatte, belegen die hier
präsentierten Dokumente und Berichte. Der von Christiane Baumann
rekonstruierte Lebenslauf widerlegt die unzähligen Fälschungen
seiner Biografie, die Böhme selbst verbreitet hatte – und erzählt
gleichzeitig aus dem ostdeutschen Kontext: von engagierten Menschen,
kulturellen Milieus und alternativen Gruppierungen, zu denen er
Kontakt hielt, um sie irgendwann zu verraten.
Eine
extreme Lebensgeschichte, die von zahllosen menschlichen Konflikten
geprägt ist, vor allem aber von der geistigen Enge und
Beschränktheit der Verhältnisse. Er lebte zeitlebens verstrickt in
eigene Legenden. Trotz zweifelsfreier Identifizierung durch
prominente Oppositionelle befreite er sich nie aus seinem Geflecht
von Dichtung und Wahrheit, bestritt bis zu seinem Tod im Jahr 1999,
Spitzeldienste geleistet zu haben und fand nie den Weg zur Aussprache
mit den Verratenen. Christiane Baumann zeichnete in der ersten
Auflage, vor sieben Jahren, den Lebensweg Böhmes nach und erweiterte
ihn jetzt um die Erkenntnisse zusätzlicher Aktenfunde und weiterer
Aussagen von Zeitzeugen-Interviews.
Christiane
Baumann ist freie Journalistin und Autorin. Sie studierte an der
Humboldt-Universität zu Berlin Germanistik. Nach dem Studium
arbeitete sie redaktionell für die Frauenzeitschrift „Ypsilon“,
danach freiberuflich für Presse, Hörfunk und Fernsehen. Seit 2004
forscht und publiziert sie zur Kulturgeschichte der DDR und beteiligt
sich an filmischen Zeitzeugen-Interviews.
Im
Anschluss an die Lesung und Diskussionsrunde besteht die Möglichkeit,
das Gespräch mit den Teilnehmern und Teilnehmerinnen der
Veranstaltung bei einem kleinen Imbiss fortzuführen.
Veranstalter
der Lesung ist die Friedrich-Ebert-Stiftung – Landesbüro Thüringen
in Zusammenarbeit mit der bundesweiten Vereinigung Gegen Vergessen –
Für Demokratie e.V. - Regionale Arbeitsgruppe Thüringen, dem
Stadthistorische Museum FLOHBURG | Das Nordhausen Museum und der
Verein Gegen Vergessen Für Demokratie e.V., Regionalstelle
Nordhausen.
Der
Eintritt ist frei!
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