Erklärung der Teilnehmer der Deutschen Bischofskonferenz
Die
XIV. Ordentliche Generalversammlung der Bischofssynode unter dem Thema
„Die Berufung und Sendung der Familie in Kirche und Welt von heute“ ist
an diesem Sonntag mit der Feier der Eucharistie im Petersdom zu Ende
gegangen. Seit dem 4. Oktober 2015 haben mehr als 270 Synodenväter über
aktuelle Fragen zur Familie in Rom beraten. Zum Abschluss der
Bischofssynode erklären die drei Teilnehmer der Deutschen
Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx (München und Freising),
Erzbischof Dr. Heiner Koch (Berlin) und Bischof Dr. Franz-Josef Bode
(Osnabrück):
„In
Dankbarkeit beenden wir die Bischofssynode in Rom. Drei Wochen haben
wir intensiv und ermutigend, kontrovers und ehrlich mit Vertretern aus
aller Welt diskutiert und gerungen, theologische Fragen vertieft und uns
mit den Lebenswirklichkeiten der Familie befasst. Die Wochen waren vor
allem ein geistliches Ereignis: In der Feier der Eucharistie, im
gemeinsamen Gebet und im mitbrüderlichen Gespräch haben wir Wege
gesucht, wie die Sendung der Familie in Kirche und Welt positiv gelingen
kann.
Grundlagen unserer Beratungen waren neben der Heiligen Schrift und der Tradition die Worte des Zweiten Vatikanischen Konzils: ‚Freude
und Hoffnung, Trauer und Angst der Menschen von heute, besonders der
Bedrängten aller Art, sind auch Freude und Hoffnung, Trauer und Angst
der Jünger Christi‘ (Gaudium et spes 1). In diesem Geist haben wir uns theologisch und praktisch mit den Bedürfnissen der Familien auseinandergesetzt.
Die
Bischofssynode hat die Situation von Familien ernstgenommen wie sie
ist: offen, ehrlich, global differenziert, aber doch in vielem ähnlich.
Ehe und Familie sind über alle kulturellen Unterschiede hinweg eine
konstante Größe menschlichen Zusammenlebens. Deshalb sind wir Papst
Franziskus dankbar, dass er den synodalen Weg der Kirche bei diesem
Thema beschreitet. Er begann mit den weltweiten Umfragen des Vatikans
und der Synode im vergangenen Jahr. Der heutige Abschluss ist nicht das
Ende, sondern ein Doppelpunkt: Wir müssen diesen Weg für und mit den
Familien weitergehen. Keine andere globale Institution unternimmt eine
solche Reflexion mit weltweiter Partizipation zum Thema Familie.
Die
Synode hat gezeigt, welche große Bedeutung die Kirche Ehe und Familie
beimisst. Gerade in dieser Frage bestand während der Beratungen ein
breiter Konsens. Die Kirche ermutigt Menschen, Ehe und Familie zu leben
und sich darauf einzulassen, diesen Weg in Treue weiterzugehen und
Schwierigkeiten durchzustehen. Die Synode hat betont, dass der ganz
normale familiäre Alltag ein Zeugnis ist. Gleichzeitig sind wir
aufgerufen, Wege zu suchen, die Familie zu stärken und zu begleiten. Das
kann anwaltschaftlich zum Beispiel im sozialpolitischen Einsatz zu
Gunsten der Familie geschehen, gerade auch für kinderreiche Familien
oder für Alleinerziehende, im Einsatz für eine staatliche Gesetzgebung,
die Familie fördert und ihren Wert für die Gesellschaft anerkennt. Das
muss insbesondere auch innerkirchlich geschehen, zum Beispiel durch eine
entsprechende Ausbildung der pastoralen Mitarbeiter zur Begleitung der
Familien, durch eine bessere Ehevorbereitung und -begleitung, gerade in
den ersten Jahren der Ehe, aber auch durch Beratungsangebote und
Einrichtungen.
In
der Synode ist deutlich geworden, dass die kirchliche Begleitung
insbesondere in Situationen der Bedrängnis gefordert ist, zum Beispiel
wenn Erziehung schwierig wird, Familienmitglieder krank sind oder
Behinderungen viel Aufmerksamkeit und Fürsorge erfordern, wenn Ehepaare
im Streit leben, wenn Menschen geschieden sind und erneut heiraten. Hier
gilt es nicht nur anzuerkennen, was die Kirche leistet, sondern auch
ehrlich zu sagen, was wir als Kirche versäumt haben: Im falsch
verstandenen Bemühen, die kirchliche Lehre hochzuhalten, kam es in der
Pastoral immer wieder zu harten und unbarmherzigen Haltungen, die Leid
über Menschen gebracht haben, insbesondere über ledige Mütter und
außerehelich geborene Kinder, über Menschen in vorehelichen und
nichtehelichen Lebensgemeinschaften, über homosexuell orientierte
Menschen und über Geschiedene und Wiederverheiratete. Als Bischöfe
bitten wir diese Menschen um Verzeihung, so haben wir es in unserem
Arbeitskreis formuliert.
Wir
sind dankbar, dass die Synode eine Wertschätzung der
interkonfessionellen Ehen ausgesprochen und den Wegcharakter des Lebens
in Ehe und Familie unterstrichen hat, indem auch eine positivere Sicht
auf den Weg vor der Ehe diskutiert wurde. Beim Thema der
wiederverheiratet Geschiedenen sind notwendige Differenzierungen der
Situationen im Text aufgegriffen. Es ist gelungen, Pauschalierungen zu
vermeiden. Der Synode ist klar, dass es jede Lebenssituation individuell
zu betrachten gilt. Im Rückblick hätten wir uns manches Mal mehr Mut
gewünscht, sich intensiver mit den Realitäten zu befassen und sie als
Zeichen der Zeit anzuerkennen, in denen Gott uns etwas sagen will, aber
wir anerkennen auch, dass wir gelernt haben, uns auf andere Kulturen und
Erfahrungen einzulassen.
Die
Bischofssynode berät den Papst. Wir werden den weiteren Weg mit unseren
Gebeten begleiten. Vor Papst Franziskus liegt jetzt die Aufgabe, die
Fülle von Ergebnissen für die Kirche zu nutzen. Der Heilige Vater kann
nun Entscheidungen für die ganze Kirche treffen, wobei er immer für die
Einheit der Kirche steht und den weiteren synodalen Weg, wie er selbst
in seiner historischen Rede vor einer Woche gesagt hat.
Wir
werden das, was in der Synode bedacht wurde, zu Hause vertiefen und
nach Konkretionen suchen. Als Kirche gehen und leben wir mit den
Menschen, den Ehepaaren, den Familien, gerade auch mit den Bedrängten,
mit deren Freude und Hoffnung, Trauer und Angst. Fragen, die uns jetzt
begleiten, sind etwa: Wie öffnen wir Wege hin zu Christus und
verschließen sie nicht? Wie integrieren wir die Menschen ganz in die
Kirche? Wie werden wir eine Kirche mit offenen Türen? Und wie verhalten
wir uns gegenüber Familien in schwierigsten Lebenssituationen wie zum
Beispiel Flüchtlingsfamilien, um ihnen ein Leben in Würde zu
ermöglichen, wie es das Evangelium aufzeigt? Wie können wir die
Familienpastoral insgesamt mit neuem Schwung voranbringen?
Der
Abschlusstext der Bischofssynode eröffnet Handlungsperspektiven und
gibt Impulse zum theologischen Weiterdenken. Das wird auch in das Wort
der deutschen Bischöfe zu Ehe und Familie einfließen, an dem wir derzeit
arbeiten. Wichtig ist: Der synodale Weg der Kirche geht weiter.
Vielleicht hat er gerade erst begonnen. Die Kirche bleibt auf dem Weg
und bei den Menschen, auch in den Fragen von Ehe und Familie. Diesen Weg
werden wir als Kirche in Deutschland mit Papst Franziskus fortsetzen.
Wir fahren ermutigt und gestärkt in unsere Diözesen zurück.“
Mitteilung der Deutschen Bischofskonferenz am 25. Oktober 2015
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