Zur Vorstellung des Kindermusicals „Die coole Arche“ kamen Großeltern, Eltern und Kinder in
einer solchen Zahl in die Ellricher St. Johanniskriche, dass man meinen konnte, auch in Ellrich drohe eine neue Sintflut und wer kann und darf, der möchte noch auf das Schiff, das bereits voller sing- und lebenslustiger Kinder war. Es war nicht nur eine Augenweide, diese „Tierkinder“ in ihren von den Eltern und vielen ‚Helferlein‘ selbstgebastelten Tierkostümen zu sehen, sondern sie auch singen zu hören. Und es blieb nicht beim Singen, sondern die Kommentare – gewissermaßen von Tier zu Tier – einfach köstlich. So beschwerte sich die Giraffe über
nicht ausreichende Raumhöhe in der Arche; man wolle ja auch nach der Zeit der Flut ohne bleibende Schäden am Rücken durch die Savanne wandeln. Die Mäuse hatten Probleme, denn ihre kleinen Schwänze wurden oft übersehen, was man verstehen kann, denn ein Elefant hat andere Sorgen, als beim Laufen auf der in hoher See schaukelnden Arche auf Mäuseschwänze zu achten. Und so war diese Aufführung von Anfang bis zum leider viel zu frühen Ende – die Zuschauer hätten sich eine weitere Stunde mit der bunten und lustigen Schar auf der Bühne gewünscht - einfach ein Genuss. Staunen durfte man auch über die Lockerheit der kleinen Akteure auf der Bühne und am Mikrofon: lange Texte – kein Problem; Stocken, Stottern, Aufregung – nicht vorhanden oder nicht zu merken; kleine Hindernisse – beim Schwenken der Fahne mit dem Regenbogen und „PACE“ legte es der Fahnenträger regelrecht an, die großen, hier aber doch kleinen Giraffen zum Ducken zu bringen – wurden locker hingenommen und mit vielleicht nicht ganz zum Text passenden Kommentaren begegnet. Sicher – das Thema mit und um die Arche ist (fast) so alt wie die Menschheit und nicht nur in der Bibel, sondern auch in vielen Dokumentationen, Romanen und Filmen thematisiert, oft leider ein wenig oder auch weit entfernt von der eigentlichen Geschichte und dem dahinter stehenden tiefen Sinn. Man denke nur an „Lautlos im Weltraum“ (US 1972) oder „Noah“ mit Russel Crowe und Jennifer Connelly (US 2014) oder an den Arche-Noah-Roman „Nicht das Ende der Welt“, 2004 mit dem renommierten Whitbread Award ausgezeichnet. Aber hier, in der Ellricher Kirche und vielleicht auch dargestellt durch diese Kinder mit ihrer Spielfreude und ihrer Natürlichkeit konnte man fühlen, wie dieser Stoff auf die Menschen wirkte. Ob gläubige Christen oder – sicher die Mehrzahl – einfach Menschen oder ganze Familien, die diese Aufführung sehen und genießen wollten, alle waren auch im Innern dabei, wie die Arche gefüllt wurde, wie die Sintflut kam und dann doch alles ein gutes Ende fand. Das Publikum - die Kinder vielleicht auch innerlich ein wenig mit auf der Bühne, die Erwachsenen ebenso, denn keiner beschäftigte sich mit seinem Smartphone – alle waren gebannt von diesem Spiel vorn im Altarraum. Mit lang anhaltendem Beifall wurden nicht nur die Darsteller belohnt, sondern auch die beiden Kantorinnen – Frau Kremzow und Frau Heimrich – und die vielen Helfer vor und hinter der Bühne, auch für die viele Arbeit an den Kostümen und die sicher vielen Stunden, bis der Text sicher saß und auch das Singen allein oder im Chor aufführungsreif klappte. Bleibt zum Abschluss noch zu klären, wie die Sintflut in die Kirche kam, denn dieses Geheimnis wollte man im Vorfeld nicht lüften: Ganz einfach – viele Kinder mit „Regenmachern“ – einer langen, selbstgebastelten Röhre, gefüllt mit Erbsen oder Linsen, vorn und hinten verschlossen – drehten diese ‚Instrumente‘ nach Regie von Frau Heimrich. Und ganz erstaunlich, wenn man die Augen schloss, dann hörte man den Regen rauschen und war dann doch froh im Trockenen zu sitzen.
Dr. Wolfgang R. Pientka Förderkreis zum Wiederaufbau der St.Johanniskirche in Ellrich e.V.
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