Ausführungen
zu der Eröffnung der momentanen Ausstellung „9.
Nordhäuser Grafikpreis der Ilsetraut Glock-Grabe-Stiftung“ und
vor allem Würdigungen der Werke der beiden Preisträger fanden sich
in den meisten der regionalen Presseerzeugnisse, ob als Printmedium
oder auch digital zu lesen. Da aber diese bis zum 15.11.2015 zu
sehende Schau
gewissermaßen ein Spiegelbild der aktuellen
Grafikszene fast Deutschland weit ist – ob in der Technik, der
Motivwahl bis hin zur Stellung der Künstler und ihrem
Selbstverständnis – seien in einer losen Auswahl auch die Künstler
vorgestellt, die sich in der engeren Auswahl befanden, aber nicht mit
einem Preis bedacht wurden. Und wenn das Kunsthaus momentan als eine
Art Kosmos der Grafik betrachtet werden kann, so findet man in diesen
unterschiedlichen Welten der grafischen Umsetzungen wieder einen
eigenen Kosmos, nämlich den von Anja Kaufhold, einer Künstlerin aus
Dresden, die aber zu Studien fast ganz Europa, aber auch Singapur und
Florida bereist hat und deren Ruf auch zu Einladungen führte, wie
die zu einem einmonatigen „Art in Residence“ in Malmö/Schweden
im Sommer dieses Jahres. In Nordhausen ist sie mit Arbeiten
vertreten, die in ihrer Art seit 2012 konsequent weiterentwickelt
wurden und die sich in informellen
und abstrakten Strukturen, die sie zunächst in der Farbzeichnung mit
Bunt-und Tuschestift abklärt, äußern. Die so entstehenden
großformatigen Arbeiten könnte man als Kosmogonien bezeichnen, die
sowohl die von der Natur vorgegebenen Strukturen im Makro- als auch
Mikrokosmos umfassen, die ein wenig an die Fraktale erinnern, die in den 80er und 90er Jahren die IT-Welt bezauberten. Die zunehmende Abstraktion lässt sich auch in den Bezeichnungen der Werke erkennen: Von ‚Sichtwechsel‘ (2012) über ‚Formbildung‘ (2013) ‚KOSOMO‘ (2013) zu „Von Kosmos zu Kosmos (2014) und schließlich ‚O.T.‘ . Kaum lassen sich die Werke besser beschreiben als in einer Kritik, die im September in den „Dresdner Neuesten Nachrichten“ erschien:“ Die Zeichnungen verdeutlichen schwebende Wachstumsprozesse, in denen sowohl Naturerfahrungen, Wahrnehmungen gesellschaftlicher Verhältnisse, zwischenmenschliche Beziehungen, Erinnerungen und Sehnsüchte miteinander zu Klangbildern verschmelzen.“ Als Betrachter steht man mit diesen großformatigen Grafiken einer heiteren und gelösten Welt gegenüber, in der Kreis- und Ovalformen dominieren und die ohne Kanten und Konflikte auskommt, gewissermaßen ein ewiges Werden, Wachsen und Vergehen, eine Welt in Ganzheitlichkeit und Harmonie. Spricht man mit der Künstlerin, dann ist es, als ob eine Brücke besteht zwischen ihrer Ungezwungenheit, ihrer heiteren Ausstrahlung und ihren Bildern – oder auch umgekehrt. Eine schöne Symbiose in einer Zeit, wo in der Umgebung ihres Ateliers rechte Kräfte und PEGIDA versuchen, das schöne Antlitz Dresdens zu einer hässlichen Fratze verkommen zu lassen. Wer mehr Werke schauen möchte und auch das Gespräch mit dieser Künstlerin sucht, der sei eingeladen zum ‚Radebeuler Grafikmarkt‘ am 8. November 2015 in Altkötzschenbroda, diesem bezaubernden Kleinod am Rande von Radebeul und am Ufer der Elbe – fast schon eine Künstler-Kolonie und auch zu jeder Jahreszeit einen Besuch wert. Und ganz nebenbei: Da die Welt der Grafik überschaubar ist, findet man dort auch Werke anderer Aussteller des Nordhäuser Kunsthauses, unter anderem die von Tanja Pohl, die vor zwei Jahren ausgezeichnet werden konnte.
Dr.
Wolfgang R. Pientka Vorsitzender des Kunsthaus
Meyenburg
Fördervereins
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