Interreligiöses Gespräch mit Muslimen zum 50. Jahrestag der Konzilserklärung „Nostra aetate“
„Der
Dialog der Religionen ist eine heilige Pflicht.“ Mit diesen Worten
charakterisierte der Vorsitzende der Unterkommission für den
interreligiösen Dialog der Deutschen Bischofskonferenz, Weihbischof Dr.
Hans-Jochen Jaschke (Hamburg), Erbe und Auftrag der Erklärung „Nostra
aetate“, die das Zweite Vatikanische Konzil vor genau 50 Jahren – am 28.
Oktober 1965 – verabschiedet hatte.
Weihbischof
Jaschke äußerte sich vor rund 100 Besuchern bei einem „interreligiösen
Gespräch über das Verhältnis der Kirche zum Islam“, das gestern Abend in
Frankfurt veranstaltet wurde. Dazu hatten die Christlich-Islamische
Begegnungs- und Dokumentationsstelle (CIBEDO), die Fachstelle der
Deutschen Bischofskonferenz für den interreligiösen Dialog, die
Philosophisch-Theologische Hochschule Sankt Georgen und das Haus am Dom
des Bistums Limburg eingeladen. Bei der Veranstaltung wurde die
Erklärung „Nostra aetate“ von sunnitischen, schiitischen und
alevitischen Wissenschaftlern sowie von katholischen und
protestantischen Theologen als epochales Ereignis gewürdigt.
„Nostra
aetate“ hat die Haltung der katholischen Kirche zu den
nichtchristlichen Religionen auf eine neue verpflichtende Grundlage
gestellt. Nicht selten wird die Erklärung als kopernikanische Wende im
Dialog der Kirche mit den Religionen bezeichnet. Das Konzil hat
einerseits den Wahrheitsanspruch des Christentums und der katholischen
Kirche erneut herausgestellt, andererseits aber Wertschätzung für alles
Wahre und Gute in den anderen Religionen zum Ausdruck gebracht und den
Weg des Dialogs gefordert. Juden, Christen und Muslime verbindet
demnach nicht nur die Bezugnahme auf Abraham, sondern vor allem, wie
„Nostra aetate“ sagt, der Glaube an „den alleinigen Gott, den lebendigen
und in sich seienden, barmherzigen und allmächtigen, den Schöpfer
Himmels und der Erde“ (Nostra aetate 3).
Für
die katholische Kirche waren Weihbischof Jaschke und der international
renommierte Islam-Experte P. Prof. Dr. Christian Troll SJ die
Hauptredner. Der Sunnit Prof. Dr. Erdal Toprakyaran (Tübingen), der
Schiit Dr. Hussein Hamdan (Tübingen) und der Alevit Prof. Dr. Handan
Aksünger (Hamburg) sowie der evangelische Theologe Dr. Friedmann Eißler
(Berlin) würdigten in ihren Beiträgen die „Hochachtung“, die die
katholische Kirche in der Erklärung „Nostra aetate“ gegenüber den
Muslimen zum Ausdruck bringt, als wegweisenden Schritt hin zu einem
gemeinsamen Weg der Religionen.
Allerdings
– so machte die Tagung deutlich – steht das interreligiöse Gespräch in
einem gegenüber 1965 stark veränderten politischen und
gesellschaftlichen Kontext. Besonders die Zunahme religiös motivierter
Gewalt in vielen Teilen der Welt stellt eine dramatische Herausforderung
dar. Vor diesem Hintergrund wurde die Berechtigung einer Unterscheidung
zwischen „Gläubigen“ und „Ungläubigen“ diskutiert. P. Prof. Troll rief
die Goldene Regel („Behandle andere so, wie du von ihnen behandelt werden willst“)
als Kriterium für wahre Religiosität in Erinnerung. Deutlich wurde bei
der Veranstaltung, dass sowohl unter Muslimen als auch in den
katholischen Gemeinden die Erklärung „Nostra aetate“ noch nicht
ausreichend bekannt ist und einer weiteren Rezeption bedarf.
Der
Abend stand im Rahmen einer Reihe von Veranstaltungen, mit denen die
Deutsche Bischofskonferenz an den Abschluss des Zweiten Vatikanischen
Konzils vor 50 Jahren erinnert.
Hinweis:
Weitere Informationen zum Zweiten Vatikanischen Konzil sind unter www.dbk.de im Dossier „Zweites Vatikanisches Konzil“ verfügbar.
Mitteilung Deutsche Bischofskonferenz am 29. Oktober 2015
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