Freitag, 9. Oktober 2015

GEW: „Bildung kann nicht warten!“


Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) hat gestern in Berlin ein Paket bildungspolitischer (Sofort-)Maßnahmen für Flüchtlinge und Asylsuchende vorgestellt. Die Vermittlung der deutschen Sprache als Schlüssel zur Integration steht im Mittelpunkt der Vorschläge. Die GEW sieht den Bund in der Pflicht, den größten Teil der Kosten für die Programme zu stemmen. „Bildung kann nicht warten. Das Menschenrecht auf Bildung gilt für alle Kinder, Jugendlichen und Erwachsenen - ohne Ausnahme und ungeachtet ihres Aufenthaltsstatus'. Alle Flüchtlinge und Asylsuchenden müssen von Anfang an Zugang zu Bildung bekommen“, sagte GEW-Vorsitzende Marlis Tepe während einer Pressekonferenz ihrer Organisation.

Die GEW Thüringen steht an der Seite all derer, die Flüchtlinge hier in Thüringen willkommen heißen und dank deren ehrenamtlicher Unterstützung Unterkünfte hergerichtet, Verpflegung und Ausstattung mit Notwendigem ermöglicht und erste Schritte zur Integration gemeistert werden.

„Mit Sorge jedoch beobachten wir, dass die Kolleginnen und Kollegen in der Kindertageseinrichtungen und Schulen zunehmend an ihre Belastungsgrenzen“, stellt der stellvertretende Landesvorsitzende Thomas Hoffmann fest.

Deshalb ist der Stellenabbaupfad, zu dem sich die Landesregierung nach der Wahl im letzten Herbst entschieden hat, das falsche Signal.

Mehr denn je brauchen wir Erzieherinnen und Erzieher in den Kindergärten, Lehrerinnen und Lehrer in den Schulen, Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter in schulischen und außerschulischen Einrichtungen, um Integration der Kinder und Jugendlichen zu ermöglichen.


Die GEW-Thüringen begrüßt ausdrücklich die Handlungsempfehlungen zur Gewährleistung von Bildungszugängen und –teilhabe für Flüchtlinge und Asylsuchende(anbei) zu denen beispielsweise :

·        Der Ausbau des Bundesprogramm „Sprach-Kitas“,

·        Ein Sofortprogramm Lehrkräfte für „Deutsch als Fremd- bzw. Zweitsprache“,

·        Der Abbau bürokratischer Hürden hinsichtlich einer zügigen Umsetzung der Schulpflicht

gehören.


Die GEW rechnet in den nächsten zwölf Monaten bundesweit mit rund 300.000 zusätzlichen Schülerinnen und Schülern, die allein oder mit ihren Eltern geflüchtet sind.

Das bedeutet für Thüringen laut der Verteilung der Flüchtlinge nach dem „Königsteiner Schlüssel“ einen Mehrbedarf von 680 Lehrkräften für „Willkommensklassen“.

Die Schulen brauchen aber nicht nur mehr Lehrkräfte, sondern multiprofessionelle Teams, um den unterschiedlichen Problemlagen der Kinder gerecht zu werden. Zu diesen Teams gehörten beispielsweise Schulpsychologen, -sozialarbeiter und -pädagogen sowie Erzieherinnen und Erzieher.

In den Kitas erwarte die GEW bundesweit bis zu 100.000 geflüchtete Kinder. Das bedeutet für Thüringen laut der Verteilung der Flüchtlinge nach dem „Königsteiner Schlüssel“ einen Mehrbedarf von 280 Erzieherinnen und Erzieher.

Zahlreiche Geflohene möchten studieren bzw. ein im Heimatland begonnenes Hochschulstudium in Thüringen fortsetzen. Aus Sicht der GEW müssen zusätzliche Kapazitäten „Deutsch als Fremdsprache“ und zur Betreuung internationaler Studierender an allen Hochschulen geschaffen werden. Als Sofortmaßnahme fordert die GEW eine kostenlose Gasthörerschaft für  Geflohene, wie es bereits einige Hochschulen eingeführt haben. Das ermöglicht eine sinnvolle Überbrückung der Wartezeit und dient zugleich der Vorbereitung auf ein späteres Studium.

Bildung ist der Schlüssel für die Integration von Flüchtlingen. Damit die Menschen in den Bildungseinrichtungen ihren Beitrag leisten und die großen Herausforderungen meistern können, hat die GEW Thüringen auf ihrer Homepage eine Kampagne zur Unterstützung der Beschäftigten unter dem Motto “Sagen Sie nicht ´Es geht nicht.` Sagen Sie uns, was Sie brauchen, damit es geht“ gestartet.
Mitteilung der GEW Thüringen am 09. Oktober 2015

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