Samstag, 25. April 2015

Zum Kunstschaffen der Ilsetraut Glock

Zur morgigen Führung durch die Sonderausstellung


Anlässlich der Eröffnung der Sonderausstellung „Ilsetraut Glock – Ein Leben für die Kunst“ im Meyenburg-Kunsthaus war in der „Nordhäuser Allgemeine“ das Bild der Künstlerin mit dem Titel „Erinnerungen an den Hades“ zu sehen. Davor, hinweisend und symbolhaft – es war ja vor der Vernissage - die Leiterin des Kunsthauses, Susanne Hinsching, in erklärender Pose vor diesem Bild.


Mir gefällt diese bildliche Darstellung aus mehreren Gründen: einmal scheint es ein Bild zu sein, das sygnifikant für die ausgereifte Kunst der Ilsetraut Glock steht und gleichzeitig die Kompetenz der Kunsthistorikerin Susanne Hinsching erkennen lässt, das Bild in seiner Sinn- und Farbgebung mythologisch und in der künstlerischen Wiedergabe zu deuten oder auch zu erklären. Sie sieht sich damit mit der Künstlerin und ihrer künstlerischen Gestaltung und Ausdruckskraft als Interpretin „auf Augenhöhe“, und lässt erkennen, was die Besucher der Ausstellung am Sonntag anlässlich einer ersten Führung durch die Ausstellung erwartet. Das, was Susanne Hinsching in ihrer Laudatio vor einer Woche vor versammelten Publikum darstellte, wird dann also morgen den interessierenden Besuchern im Rahmen dieser Führung erläutert werden.


Es ist im Vorfeld dieser Sonderausstellung anlässlich des 100. Geburtstages und auch seit der Eröffnung dieser Ausstellung viel über Ilsetraut Glock, ihr Leben und ihre Kunst einschließlich ihres Mäzenatentums gerade auch für Nordhausen geschrieben worden. Ich versuchte, mir am Eröffnungssonntag einen Eindruck von der Ausstellung zu vermitteln, musste mich allerdings aufgrund persönlicher Umstände mit dem begnügen, was im
Erdgeschoss zu sehen ist. Und im Grunde nach der Gestaltung dieser Ausstellung neugierig auf „mehr“ macht (siehe meinen Beitrag vom 20.04). Und auch in der Laudatio Susanne Hinschings sehr anschaulich zum Ausdruck kommt, wie mir in bestimmten Teilen danach bekannt wurde. In denen es heißt:


In vielen Arbeiten setzte sich Ilsetraut Glock mit der Geschichte auseinander, sowohl mit den eigenen Erlebnissen zweier Weltkriege, als auch der Angst vor erneutem Krieg oder den Nachwirkungen von Krankheit und Lebenskrisen. Diese spielen besonders in ihrem expressiven malerischen Œuvre eine große Rolle. Mit intensiven Farben – vom kräftigen Rot bis zum tiefen Schwarz – und mit einem kraftvollen Pinselstrich stellte sie die Schrecken der Hölle und die Aufruhr der Engel dar. In „Erinnerungen an den Hades“ von 1999 verarbeitet die Künstlerin einen Krankenhaus-Aufenthalt in einem beeindruckenden mehrteiligen Acryl-Bild.


Inspirationen aus der antiken Literatur führten die Grafikerin zu einer intensiven Auseinandersetzung mit der griechischen Mythologie.
Ihre bevorzugte grafische Technik war die Aquatinta-Radierung, wobei ihre Auflagen stets klein waren. Häufig sind ihre Grafiken sogar Unikate.
Die Verbindung ihrer Bilderwelt zur Literatur zeigt sich sowohl in den poetischen Bildtiteln als auch in den gewählten Themen, die häufig von der Bühnenliteratur angeregt wurden. Ausgangspunkt dafür war ihre Tätigkeit als Bühnenbildnerin am Theater Nordhausen Ende der 1940er Jahre. Wichtige Stoffe waren „Die Nibelungen“ und „Die Stühle“. Aber auch einzelne Schriftsteller inspirierten die Künstlerin, beispielsweise E.A. Poe oder H.C. Artmann, mit dem sie auch eine besondere Freundschaft verband.


Und zur räumlichen Gestaltung der Ausstellung vermittelte Susanne Hinsching schon mal Orientirung: „Die Ausstellung, die wir Ihnen heute präsentieren, zeigt einen Einblick in das langjährige künstlerische Schaffen von Ilsetraut Glock. Die Ausstellungskonzeption sieht eine thematische Ordnung der Ausstellungsräume nach einzelnen Motiven vor: so gibt es z.B. ZEIT; LANDSCHAFT; FLORA UND FAUNA; MYTHOS; ENGEL und natürlich POESIE. Da wir im vergangenen Jahr in der Ausstellung „Die Kunst ist weiblich“ ausschließlich das malerische Oeuvre von Ilsetraut gezeigt haben, sollen in dieser Ausstellung die grafischen Arbeiten im Mittelpunkt stehen.“



Wer diese Orientierung in der Zwischenzeit nutzte, hat also schon mal eine Vorstellung über die konzeptionelle Gestaltung der Ausstellung. Wer dabei ebenso neugierig auf „mehr“ wurde ist also eingeladen, an der ersten Führung durch die Ausstellung am kommenden Sonntag (26.04.) um 15 Uhr teil zu nehmen.Zu sehen sind sowohl bekannte Arbeiten, als auch noch nicht gezeigte Werke der Künstlerin. Die frühesten Arbeiten stammen aus den 1930er Jahren und selbst einige Kinderbilder sind in der Ausstellung zu finden, die die künstlerische Entwicklung Ilsetraut Glocks von ihrer Kindheit an erkennbar werden lassen. Susanne Hinsching wird diesen Weg sicher rhetorisch anschaulich erläutern. Man darf sich freuen.

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