Zur morgigen Führung durch die Sonderausstellung
Anlässlich der Eröffnung
der Sonderausstellung „Ilsetraut Glock – Ein Leben für die
Kunst“ im Meyenburg-Kunsthaus war in der „Nordhäuser Allgemeine“
das Bild der Künstlerin mit dem Titel „Erinnerungen an den Hades“
zu sehen. Davor, hinweisend und symbolhaft – es war ja vor der
Vernissage - die Leiterin des Kunsthauses, Susanne Hinsching, in
erklärender Pose vor diesem Bild.
Mir gefällt diese bildliche
Darstellung aus mehreren Gründen: einmal scheint es ein Bild zu
sein, das sygnifikant für die ausgereifte Kunst der Ilsetraut Glock
steht und gleichzeitig die Kompetenz der Kunsthistorikerin Susanne
Hinsching erkennen lässt, das Bild in seiner Sinn- und Farbgebung
mythologisch und in der künstlerischen Wiedergabe zu deuten oder
auch zu erklären. Sie sieht sich damit mit der Künstlerin und ihrer
künstlerischen Gestaltung und Ausdruckskraft als Interpretin „auf
Augenhöhe“, und lässt erkennen, was die Besucher der Ausstellung
am Sonntag anlässlich einer ersten Führung durch die Ausstellung
erwartet. Das, was Susanne Hinsching in ihrer Laudatio vor einer
Woche vor versammelten Publikum darstellte, wird dann also morgen den
interessierenden Besuchern im Rahmen dieser Führung erläutert
werden.
Es ist im Vorfeld dieser
Sonderausstellung anlässlich des 100. Geburtstages und auch seit der
Eröffnung dieser Ausstellung viel über Ilsetraut Glock, ihr Leben
und ihre Kunst einschließlich ihres Mäzenatentums gerade auch für
Nordhausen geschrieben worden. Ich versuchte, mir am
Eröffnungssonntag einen Eindruck von der Ausstellung zu vermitteln,
musste mich allerdings aufgrund persönlicher Umstände mit dem
begnügen, was im
Erdgeschoss zu sehen ist. Und im Grunde nach der
Gestaltung dieser Ausstellung neugierig auf „mehr“ macht (siehe
meinen Beitrag vom 20.04). Und auch in der Laudatio Susanne
Hinschings sehr anschaulich zum Ausdruck kommt, wie mir in bestimmten
Teilen danach bekannt wurde. In denen es heißt:
„In
vielen Arbeiten setzte sich Ilsetraut Glock mit der Geschichte
auseinander, sowohl mit den eigenen Erlebnissen zweier Weltkriege,
als auch der Angst vor erneutem Krieg oder den Nachwirkungen von
Krankheit und Lebenskrisen. Diese spielen besonders in ihrem
expressiven malerischen Œuvre eine große Rolle. Mit intensiven
Farben – vom kräftigen Rot bis zum tiefen Schwarz – und mit
einem kraftvollen Pinselstrich stellte sie die Schrecken der Hölle
und die Aufruhr der Engel dar. In „Erinnerungen an den
Hades“ von 1999 verarbeitet die Künstlerin einen
Krankenhaus-Aufenthalt in einem beeindruckenden mehrteiligen
Acryl-Bild.
Inspirationen
aus der antiken Literatur führten die Grafikerin zu einer intensiven
Auseinandersetzung mit der griechischen Mythologie.
Ihre
bevorzugte grafische Technik war die Aquatinta-Radierung, wobei ihre
Auflagen stets klein waren. Häufig sind ihre Grafiken sogar Unikate.
Die
Verbindung ihrer Bilderwelt zur Literatur zeigt sich sowohl in den
poetischen Bildtiteln als auch in den gewählten Themen, die häufig
von der Bühnenliteratur angeregt wurden. Ausgangspunkt dafür war
ihre Tätigkeit als Bühnenbildnerin am Theater Nordhausen Ende der
1940er Jahre. Wichtige Stoffe waren „Die Nibelungen“ und
„Die Stühle“. Aber auch einzelne Schriftsteller
inspirierten die Künstlerin, beispielsweise E.A. Poe oder H.C.
Artmann, mit dem sie auch eine besondere Freundschaft verband.
Und zur räumlichen
Gestaltung der Ausstellung vermittelte Susanne Hinsching schon mal
Orientirung: „Die Ausstellung, die wir Ihnen heute präsentieren,
zeigt einen Einblick in das langjährige künstlerische Schaffen von
Ilsetraut Glock. Die Ausstellungskonzeption sieht eine thematische
Ordnung der Ausstellungsräume nach einzelnen Motiven vor: so gibt es
z.B. ZEIT; LANDSCHAFT; FLORA UND FAUNA; MYTHOS; ENGEL und natürlich
POESIE. Da wir im vergangenen Jahr in der Ausstellung „Die Kunst
ist weiblich“ ausschließlich das malerische Oeuvre von Ilsetraut
gezeigt haben, sollen in dieser Ausstellung die grafischen Arbeiten
im Mittelpunkt stehen.“
Wer diese Orientierung in der
Zwischenzeit nutzte, hat also schon mal eine Vorstellung über die
konzeptionelle Gestaltung der Ausstellung. Wer dabei ebenso neugierig
auf „mehr“ wurde ist also eingeladen, an der ersten Führung
durch die Ausstellung am kommenden Sonntag (26.04.) um 15 Uhr teil zu
nehmen.Zu sehen sind sowohl bekannte Arbeiten, als auch noch nicht
gezeigte Werke der Künstlerin. Die frühesten Arbeiten stammen aus
den 1930er Jahren und selbst einige Kinderbilder sind in der
Ausstellung zu finden, die die künstlerische Entwicklung Ilsetraut
Glocks von ihrer Kindheit an erkennbar werden lassen. Susanne
Hinsching wird diesen Weg sicher rhetorisch anschaulich erläutern.
Man darf sich freuen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen