Sie
kam spät, aber immerhin kam sie
Am
Montag, den 13. April wurde in St. Blasii im Rahmen des Gedenkens an
den 70. Jahrestag der Befreiung des KZ Mittelbau Dora und der
Zerstörung der Stadt Nordhausen von der Nordhäuser Kantorei das
„Requiem für einen polnischen Jungen“ aufgeführt. Wer dieses
Werk für gemischten Chor, Kammerorchester und Sopranstimmenj des
Heidelberger Komponisten Dietrich Lohff kennt weiß, dass es auf
Texten von Opfern des Faschismus basiert und 1997 zum Gedenken an die
„Reichspogromnacht“ geschrieben wurde. Seine Eindringlichkeit
verdankt es der Ausdruckskraft der acht vertonten Gedichte, sowie der
einfühlsamen musikalischen Umsetzung. Verlangt also von den
Interpreten höchste Konzentration Einfühlungsvermögen und
musikalischen Anspruch.
Als
Zuhörer hatte ich im Anschluss an die Aufführung geschrieben, dass
deren Qualität einer möglichen Rezension überlassen sein mag. Und
aufgrund meiner seinerzeitigen gesundheitlichen Einschränkungen sehr
darauf hoffte. Die Aufführung des Werkes durch die Nordhäuser
Kantorei jedenfalls wirkte auf mich höchst emotional und
eindrucksvoll. Die sich mit ihrer Musik ganz in den Dienst des Wortes
stellte, wie ich immerhin zu erkennen vermochte. Und sie fand, wie
ich meine, stets den treffenden Ton, rüttelte auf und zog die
Zuhörer ganz allgemein in ihren Bann. Der – nicht zuletzt auch
durch seine jugendlichen Sopranstimmen - zum Herzen sprach. Ganz
abgesehen von dem Mezzosopran Viola Kremzows. Man konnte den
musikalischen Sätzen mit ihren verständlichen Aussagen folgen, auch
wenn ich selbst damit gewisse Probleme hatte.
Und
gerade deshalb erhoffte, ja, erwartete ich eine qualifizierte
Rezension noch zu einer Zeit, in der man den musikalischen Ablauf
noch „im Gehör“ hatte und seine Würdigung noch in
Übereinstimmung mit den Texten zu bringen vermochte. Umso mehr, als
ich doch unter den vielen Zuhörern Christel Laude erkannte, die ja
nun wirklich qualifiziert zu rezensieren vermag.
Und
diese Rezension erschien nun heute in der TA, mehr als eine Woche
danach. Wer, so frage ich, kann wohl – außer vielleicht die
mitwirkenden Chor-und Orchestermitglieder mit ihrem Leiter, Kantor
Michael Kremzow – die Rezension heute noch mit dem tatsächlichen
Verlauf nachvollziehen? Umso mehr, als eine Nachfrage ergab, dass
diese Rezension schon wenige Tage danach verfasst und der
TA-Redaktion zugeleitet wurde? Ich kann mich als Zuhörer des Werkes
noch an die Begrüßung durch OB Dr. Klaus Zeh erinnern und seine
Hochachtung vor den Überlebenden des Konzentrationslagers zu Beginn
der Aufführung. Und ebenso an das Glockengeläut und das stille
Innehalten am Schluss der Aufführung mit dem schweigenden Verlassen
des Gotteshauses. Von allem aber, was dazwischen lag, blieb nur ein
eindrucksvoller Gesamteindruck, der Herz und Sinne ansprach. Die
Interpretation der Texte durch Instrumental- und Chormusik aber blieb
nur noch verschwommen. Damit mag die Rezension für das Archiv der
Kantorei von Bedeutung sein, vertiefendere Eindrücke vom Geschehen
der Requiem-Aufführung von vor einer Woche zuvor konnte sie mir
nicht mehr vermitteln. Schade drum.
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