Dienstag, 21. April 2015

Rezension des „Requiem für einen polnischen Jungen“

Sie kam spät, aber immerhin kam sie


Am Montag, den 13. April wurde in St. Blasii im Rahmen des Gedenkens an den 70. Jahrestag der Befreiung des KZ Mittelbau Dora und der Zerstörung der Stadt Nordhausen von der Nordhäuser Kantorei das „Requiem für einen polnischen Jungen“ aufgeführt. Wer dieses Werk für gemischten Chor, Kammerorchester und Sopranstimmenj des Heidelberger Komponisten Dietrich Lohff kennt weiß, dass es auf Texten von Opfern des Faschismus basiert und 1997 zum Gedenken an die „Reichspogromnacht“ geschrieben wurde. Seine Eindringlichkeit verdankt es der Ausdruckskraft der acht vertonten Gedichte, sowie der einfühlsamen musikalischen Umsetzung. Verlangt also von den Interpreten höchste Konzentration Einfühlungsvermögen und musikalischen Anspruch.


Als Zuhörer hatte ich im Anschluss an die Aufführung geschrieben, dass deren Qualität einer möglichen Rezension überlassen sein mag. Und aufgrund meiner seinerzeitigen gesundheitlichen Einschränkungen sehr darauf hoffte. Die Aufführung des Werkes durch die Nordhäuser Kantorei jedenfalls wirkte auf mich höchst emotional und eindrucksvoll. Die sich mit ihrer Musik ganz in den Dienst des Wortes stellte, wie ich immerhin zu erkennen vermochte. Und sie fand, wie ich meine, stets den treffenden Ton, rüttelte auf und zog die Zuhörer ganz allgemein in ihren Bann. Der – nicht zuletzt auch durch seine jugendlichen Sopranstimmen - zum Herzen sprach. Ganz abgesehen von dem Mezzosopran Viola Kremzows. Man konnte den musikalischen Sätzen mit ihren verständlichen Aussagen folgen, auch wenn ich selbst damit gewisse Probleme hatte.
Und gerade deshalb erhoffte, ja, erwartete ich eine qualifizierte Rezension noch zu einer Zeit, in der man den musikalischen Ablauf noch „im Gehör“ hatte und seine Würdigung noch in Übereinstimmung mit den Texten zu bringen vermochte. Umso mehr, als ich doch unter den vielen Zuhörern Christel Laude erkannte, die ja nun wirklich qualifiziert zu rezensieren vermag.

Und diese Rezension erschien nun heute in der TA, mehr als eine Woche danach. Wer, so frage ich, kann wohl – außer vielleicht die mitwirkenden Chor-und Orchestermitglieder mit ihrem Leiter, Kantor Michael Kremzow – die Rezension heute noch mit dem tatsächlichen Verlauf nachvollziehen? Umso mehr, als eine Nachfrage ergab, dass diese Rezension schon wenige Tage danach verfasst und der TA-Redaktion zugeleitet wurde? Ich kann mich als Zuhörer des Werkes noch an die Begrüßung durch OB Dr. Klaus Zeh erinnern und seine Hochachtung vor den Überlebenden des Konzentrationslagers zu Beginn der Aufführung. Und ebenso an das Glockengeläut und das stille Innehalten am Schluss der Aufführung mit dem schweigenden Verlassen des Gotteshauses. Von allem aber, was dazwischen lag, blieb nur ein eindrucksvoller Gesamteindruck, der Herz und Sinne ansprach. Die Interpretation der Texte durch Instrumental- und Chormusik aber blieb nur noch verschwommen. Damit mag die Rezension für das Archiv der Kantorei von Bedeutung sein, vertiefendere Eindrücke vom Geschehen der Requiem-Aufführung von vor einer Woche zuvor konnte sie mir nicht mehr vermitteln. Schade drum.

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