Österliche Freiheit muss Auswirkung auf die Gesellschaft haben
Der
Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx,
hat Freiheit als das große Thema von Ostern bezeichnet: „Als Christen
bekennen wir, dass in der Auferweckung Jesu der Tod, die Sünde und die
Angst endgültig überwunden sind: Wir sind aus der Knechtschaft der
Verkrümmung in uns selbst und dem Eingemauertsein in eine Zivilisation
des Todes befreit. Der heilige Paulus sagt: In der Taufe sind wir mit
Christus gestorben und auferstanden. Keine Macht, auch nicht der Tod,
kann dieses neue Leben zerstören und vernichten“, so Kardinal Marx in
seiner Osterbotschaft.
Diese
österliche Freiheitserfahrung beziehe sich nicht nur auf den einzelnen
Menschen, sondern habe auch eine gesellschaftliche und politische
Dynamik. Das österliche Fest der Freiheit müsse Auswirkungen auf das
gesellschaftliche Miteinander, auf die Vorstellung vom Leben haben.
„Freiheit“, so Kardinal Marx, „ist das eigentliche Leitwort unserer
Epoche, die wir die Moderne nennen. Europa und der Westen sind geprägt
von immer neuen Schüben von Freiheitsbewegungen, von Emanzipation und
der Suche nach Selbstbestimmung und Autonomie für den Einzelnen und für
die Völker. Diese Bewegungen auf mehr Freiheit hin waren oft auch gegen
die etablierten Mächte und Strukturen gerichtet. Auch gegen die Kirche,
die manchmal zu wenig gesehen hat, wie sehr der Kampf für die Freiheit
auch inspiriert war durch die biblische, ja gerade auch durch die
österliche Botschaft.“
Kritisch
betonte Kardinal Marx, dass in Europa und im Westen das
gesellschaftliche Leitbild der Freiheit durch reines wirtschaftliches
Gewinnstreben und Egoismus korrumpiert werde: „Eine Freiheit, die sich
bindungslos entfaltet und die orientiert ist am ökonomischen Profit,
läuft ins Leere und schlägt um in Unfreiheit und blinde Anpassung. Ein
solches Verständnis von Freiheit kann nur in die Krise kommen und ist
letztlich zerstörerisch.“ Deshalb sei sowohl für die politische,
wirtschaftliche und soziale Zukunft Europas als auch für eine fruchtbare
Neuevangelisierung eine „Neuentdeckung der Idee der Freiheit von
überragender Bedeutung“, betonte Kardinal Marx: „Es braucht eine Idee
der Freiheit, die nicht um sich selber kreist, sondern die offen ist für
Verantwortung, ja, die sich vollendet in der Liebe.“
Der
größte Dienst, den die Kirche dem Gemeinwesen und Europa erweisen
könne, sei die „Verkündigung dieser Freiheit, die ihr Ziel findet in der
Begegnung, in der Solidarität, in der Hoffnung, in der Liebe“. Die
österliche Botschaft sei daher ein wichtiges Potenzial für das
Miteinander der Menschen. Kardinal Marx verwies in diesem Zusammenhang
auf den heiliggesprochenen Papst Johannes Paul II., der im Jahr 1996 am
Brandenburger Tor gesagt hat: „Es gibt keine Freiheit ohne Solidarität,
es gibt keine Freiheit ohne Liebe. Die Freiheit hat einen Namen: Jesus
Christus!“
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