Sonntag, 12. April 2015

Erst einmal den Einstieg schaffen

Oft genug habe ich ja eigentlich auf dieser Seite schon betont, dass sie vornehmlich der eigenen Meinungsbildung dient, meine geistige Beweglichkeit intakt halten soll, keineswegs aber den Anspruch erhebt, mit meinen Überlegungen und Aussagen beachtet zu werden. Wie sehr das aber gerade jetzt der Fall ist, wird mir selber gerade einmal mehr wirklich bewusst.


Das ist dem Umstand zuzuschreiben, dass ich im Februar – bedingt durch Krankenhaus- und Kuraufenthalt - eine notwendige Auszeit nahm, die ich in ihrer Auswirkung allerdings nicht viel anders einschätzte als einen mehrwöchigen Urlaub vom Ich. Und glaubte, hinsichtlich lokaler Politik nicht mehr versäumen würde als das bis dahin stattgefundene Hick-hack ohne nennenswerte Entscheidungen. Ganz abgesehen von den überregionalen Ereignissen, die man in dem Bestreben zur Kenntnis nimmt, sich zu informieren, ohne etwas ändern zu wollen. Oder gar zu können.


Dass es ganz anders kam lag nicht so sehr an den zwischenzeitlich eingetretenen Ereignissen im lokalen und überregionalem Bereich – so gravierend sie auch teilweise gewesen sein mögen - als mehr noch an der Überschätzung meiner körperlichen und geistigen Robustheit. Die mir ungewohnte Duldsamkeit aufnötigte, die auch heute noch anhält. Und nach Orientierung verlangt.


Und die hoffe ich nun auf eine Weise zu finden, die zwar ungewöhnlich sein mag, für mich aber jedenfalls hilfreich: ich erlebe mich in Nordhausen derzeit in einer zeitgeschichtlichen Phase des Gedenkens an das Bombeninferno Anfang April 1945, in dem Nordhausen in Schutt und Asche sank mit tausenden Toten. Und gleichermaßen an das Gedenken der Befreiung der Häftlinge im KZ Mittelbau-Dora. Viele Veranstaltungen, Ausstellungen und Vorträge sind diesen Gedenken gewidmet, an denen ich ob meiner gegenwärtigen körperlichen Einschränkungen nicht teilnehmen und bisher nur durch die entsprechenden Verlautbarungen und Berichte in der „Nordhäuser Allgemeine“ folgen konnte.


Und dazu kommt nun ein Hinweis der Kantorei Nordhausen und ihres Leiters, Kantor Michael Kremzow, auf das am Montag in St. Blasii stattfindende Requiem für einen polnischen Jungen. Nach Texten von Opfern des Faschismus, das mir aus einer Feierstunde des Bundestages 1999 noch in schwacher Erinnerung ist. Das ich damals aber so eindrucksvoll fand, dass mich schon die Vorschau auf Montag mobilisiert. Ich bedanke mich deshalb ausdrücklich bei Kantor Kremzow für den Hinweis, der mich veranlasste, mir zur Einstimmung die Einführung in dieses Werk zu besorgen.


Das gelang mir zwar, wie ich meine, nur diese hier auch zu formulieren, das will mir noch nicht gelingen, es mangelt mir einfach noch an der nötigen Konzentration, die ich für nötig erachte, um dies anschaulich tun zu können. Immerhin: ich bin sensibilisiert und möchte dieses Werk am Montag erleben. Als herausragenden musikalischen Höhepunkt im Rahmen der zahlreichen Veranstaltungen anlässlich des 70. Jahrestages der Befreiung des KZ Mittelbau-Dora. Die mir ganz persönlich zu meiner körperlichen Beweglichkeit auch mein geistiges Gleichgewicht zurückbringen soll.

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