Oft genug habe ich ja
eigentlich auf dieser Seite schon betont, dass sie vornehmlich der
eigenen Meinungsbildung dient, meine geistige Beweglichkeit intakt
halten soll, keineswegs aber den Anspruch erhebt, mit meinen
Überlegungen und Aussagen beachtet zu werden. Wie sehr das aber
gerade jetzt der Fall ist, wird mir selber gerade einmal mehr
wirklich bewusst.
Das ist dem Umstand
zuzuschreiben, dass ich im Februar – bedingt durch Krankenhaus- und
Kuraufenthalt - eine notwendige Auszeit nahm, die ich in ihrer
Auswirkung allerdings nicht viel anders einschätzte als einen
mehrwöchigen Urlaub vom Ich. Und glaubte, hinsichtlich lokaler
Politik nicht mehr versäumen würde als das bis dahin stattgefundene
Hick-hack ohne nennenswerte Entscheidungen. Ganz abgesehen von den
überregionalen Ereignissen, die man in dem Bestreben zur Kenntnis
nimmt, sich zu informieren, ohne etwas ändern zu wollen. Oder gar zu
können.
Dass es ganz anders kam lag
nicht so sehr an den zwischenzeitlich eingetretenen Ereignissen im
lokalen und überregionalem Bereich – so gravierend sie auch
teilweise gewesen sein mögen - als mehr noch an der Überschätzung
meiner körperlichen und geistigen Robustheit. Die mir ungewohnte
Duldsamkeit aufnötigte, die auch heute noch anhält. Und nach
Orientierung verlangt.
Und die hoffe ich nun auf
eine Weise zu finden, die zwar ungewöhnlich sein mag, für mich aber
jedenfalls hilfreich: ich erlebe mich in Nordhausen derzeit in einer
zeitgeschichtlichen Phase des Gedenkens an das Bombeninferno Anfang
April 1945, in dem Nordhausen in Schutt und Asche sank mit tausenden
Toten. Und gleichermaßen an das Gedenken der Befreiung der Häftlinge
im KZ Mittelbau-Dora. Viele Veranstaltungen, Ausstellungen und
Vorträge sind diesen Gedenken gewidmet, an denen ich ob meiner
gegenwärtigen körperlichen Einschränkungen nicht teilnehmen und
bisher nur durch die entsprechenden Verlautbarungen und Berichte in
der „Nordhäuser Allgemeine“ folgen konnte.
Und dazu kommt nun ein
Hinweis der Kantorei Nordhausen und ihres Leiters, Kantor Michael
Kremzow, auf das am Montag in St. Blasii stattfindende Requiem für
einen polnischen Jungen. Nach Texten von Opfern des Faschismus, das
mir aus einer Feierstunde des Bundestages 1999 noch in schwacher
Erinnerung ist. Das ich damals aber so eindrucksvoll fand, dass mich
schon die Vorschau auf Montag mobilisiert. Ich bedanke mich deshalb
ausdrücklich bei Kantor Kremzow für den Hinweis, der mich
veranlasste, mir zur Einstimmung die Einführung in dieses Werk zu
besorgen.
Das gelang mir zwar, wie ich
meine, nur diese hier auch zu formulieren, das will mir noch nicht
gelingen, es mangelt mir einfach noch an der nötigen Konzentration,
die ich für nötig erachte, um dies anschaulich tun zu können.
Immerhin: ich bin sensibilisiert und möchte dieses Werk am Montag
erleben. Als herausragenden musikalischen Höhepunkt im Rahmen der
zahlreichen Veranstaltungen anlässlich des 70. Jahrestages der
Befreiung des KZ Mittelbau-Dora. Die mir ganz persönlich zu meiner
körperlichen Beweglichkeit auch mein geistiges Gleichgewicht
zurückbringen soll.
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