Mittwoch, 15. April 2015

Ein Requiem, bedrückend und die Sinne beanspruchend

Für mich also war dieses Requiem für einen polnischen Jungen von Dietrich Lohff, das am Montag von der Nordhäuser Kantorei in St. Blasii aufgeführt wurde, die einzige von zahlreichen weiteren Veranstaltungen anlässlich des 70. Jahrestages der Befreiung des KZ Mittelbau Dora und der Zerstörung der Stadt Nordhausen, an der ich wirklich teilnehmen konnte. Und ich bin dankbar, dass mir das durch meine Bekannten aufgrund meiner derzeitigen körperlichen Einschränkungen ermöglicht wurde. Zwar vermochte ich die Chorvorträge, begleitet von der Instrumentalmusik der Mitglieder des Loh-Orchesters und der Nordhäuser Kantorei, mit den vertonten Texten nicht so recht in Übereinstimmung zu bringen, wie das eigentlich notwendig gewesen wäre, aber ich hatte mir ja von vornherein vornehmlich von Musik und Gesang Eindrücke erhofft, die meine derzeitige Verfassung ansprechen und mich aufrütteln sollten. Und
das wurde auch tatsächlich bewirkt, wie ich meine. Und abgesehen von meinen ganz persönlichen emotionalen Eindrücken war dieses Requiem ja auch darauf angelegt, die Zuhörer in ihren Bann zu ziehen und ihnen die Eindringlichkeit der vertonten Gedichte bewusst werden zu lassen.



Die Aufführung der Kantorei war vor allen den Angehörigen der Gedenkstätte Mittelbau Dora gewidmet, wie in der Einführungsphase leicht zu erkennen war. Alle anderen Zuhörer suchten und fanden Platz hinter den reservierten Bankreihen. Die Qualität der Aufführung selbst mag einer möglichen Rezension überlassen sein, die Aufführung des Werkes durch die Nordhäuser Kantorei wirkte jedenfalls höchst emotional und eindrucksvoll. Die sich mit ihrer Musik ganz in den Dienst des Wortes stellte, wie immerhin leicht zu
erkennen war. Und sie fand, wie ich meine, stets den treffenden Ton, rüttelte auf und zog die Zuhörer in ihren Bann, der – nicht zuletzt auch durch seine jugendlichen Sopranstimmen - zum Herzen sprach. Ganz abgesehen von dem Mezzosopran Viola Kremzows. Man konnte den musikalischen Sätzen mit ihren verständlichen Aussagen leicht folgen, auch wenn ich selbst damit gewisse Probleme hatte (siehe oben). 
Ein insgesamt höchst anspruchsvolles Werk, dem die Kantorei unter ihrem Leiter Michael Kremzow bravourös gerecht wurde. Dass dieser Eindruck zum Ausklang durch das Abwenden der Chormitglieder von ihrem Leiter nach allen Seiten des Raumes hin dem abschließenden Gedicht „Ein jüdisch Kind“ der Deutung anheim stellte und man diesen Eindruck nach Beendigung still auf sich wirken ließ, erhöhte noch diesen Eindruck. Es sollte dies ohne ausdrücklichen Hinweis auch bei anderen Aufführungen der Kantorei möglich sein.

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