Etwas ungewöhnlich mag ja
mein Anschluss an die „Jetztzeit klingen, nachdem ich vor genau
einer Woche eine notwendig gewordene mehrwöchige Auszeit beendete
und damit die Überlegung verband, ob ich diese Zeit überbrücken
oder aufarbeiten soll (oder kann). Vorgänge und Ereignisse hatte es
ja gerade in dieser Zeit genügend gegeben (ich komme gelegentlich
darauf zurück). Und nun, nach einer Woche, bleibt mir die Einsicht,
dass ich weder das eine, noch das andere zuwege brachte. Einige eher
formale Pressemitteilungen sind stattdessen das magere Ergebnis
dieser Woche, die auf aktuelle Vorgänge hinweisen und aufmerksam
machen.
Vielleicht aber auch für
mich ein Fingerzeig, mich ebenso mit aktuellen Ereignissen zu
beschäftigen. Von denen es ja auch in diesen Tagen allein in
Nordhausen eine ganze Anzahl gibt. Vor allen mit geschichtlichen und
historischen Erinnerungen, Gedanken und Ausstellungen. Die
„Nordhäuser Allgemeine“ berichtete ja bereits mehr und auch
weniger ausführlich.
Bei denen mir vor allem zwei
Berichte auffielen, die sich mit einem Kreuz befassten, das einstens
den Altar der Nordhäuser Nicolaikirche schmückten, bis diese im
Bombeninferno im April 1945 in Schutt und Asche sank. Dieses Kreuz
als letztes Erinnerungsstück an dieses Gotteshaus kehrte nun nach 70
Jahren nach Nordhausen zurück. Worüber man sich natürlich freuen
darf.
Nun heißt es in diesem
Bericht, der Sohn des einstigen Pfarrers der Nicolaikirche,
Klaus-Jürgen Wartenberg, habe das Kreuz „aus der Auflösung des
Nachlasses meiner Eltern“ aus Bad Sachsa zurückgebracht. Und ich
lese zuvor, dass die Familie Wartenberg dieses Kreuz 1945 aus den
Trümmern der Nicolaikirche geborgen hatte.
Und das wirft für mich
Fragen auf, die durch die beiden NA-Berichte nicht beantwortet
werden. Und die mich beschäftigen. Wenn nämlich der Pfarrer der
Nicolaikirche – oder dessen Frau - dieses Kreuz 1945 aus den
Trümmern der Nicolaikirche barg, musste er es dann nicht der
Kirchengemeinde mitteilen? Und deren Verwaltung übergeben, statt es
zu vereinnahmen? Wusste der Kirchenvorstand oder die Kirchengemeinde
von diesem Fund und wie kommt es dann zu der Vereinnahmung durch
Pfarrer Wartenberg, bis es nun, nach 70 Jahren, sein Sohn „aus dem
Nachlass der Eltern“ zurückgab? Ich lese, dass die Kirchengemeinde
St. Blasii Rechtsnachfolgerin der früheren Nicolaikirche und damit
Eigentümer des Kreuzes ist. Aber doch nicht erst seit 2015?
Aus den NA-Berichten ergibt
sich schließlich, dass die Familie Wartenberg damals „mit dem
Kreuz“ nach Liebenrode zog. Spätere Stationen waren Magdeburg,
Meißen und 1994 schließlich Bad Sachsa. Dort erfuhr Klaus-Jürgen
Wartenberg vom Bau der Kulturbibliothek am Ort der früheren
Nicolaikirche, von den Plänen, die Himmelgartenbibliothek hier zu
integrieren. Warum nicht auch das Kreuz, dachte er und nahm Kontakt
zur Bibliothekschefin Hildegard Seidel auf. "Die Bibliothek ist
ein säkularer Raum, aber die Stadt Nordhausen ist der natürliche
Platz für das Kreuz", zeigte sich Seidel begeistert von dem
Ansinnen, das Kreuz zurückzugeben.
„Es ist ein
Erinnerungsstück, das aus der alten Zeit in die heutige Zeit
hinüberragt“, sagt die Bibliothekschefin. „Die Geschichte des
Kreuzes ist wie eine eigene Auferstehungsgeschichte“, meint Barbara
Rinke, Mitglied des Kirchengemeinderates von St. Blasii. Sie machte
sich mit Hildegard Seidel vor drei Wochen auf den Weg nach Bad
Sachsa, das Kreuz zu holen.
Für mich ergibt sich die
Vorstellung, dass manche „Fundstücke“ aus den Trümmern der
damaligen Zeit abenteuerlichere Wege hinter sich brachten. Und auch
nicht so „unspektakulär“ den Weg zurück fanden. Und vielleicht
noch finden. Auch für das Original des Meyenburg-Epitaph bleibt ja diese Hoffnung, das seit den Bombardements im April 1945 als verschollen gilt.
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