Mittwoch, 22. April 2015

Erste Führung durch die Sonderausstellung „Ilsetraut Glock – Ein Leben für die Kunst“:

Spaziergang zur Kunst am Wahlsonntag?

Nordhausen (psv) Warum nicht den Weg ins Wahllokal mit einem Spaziergang ins Kunsthaus Meyenburg verbinden, denn am kommenden Sonntag findet um 15  Uhr die erste Führung durch die Ausstellung „Ilsetraut Glock – Ein Leben für die Kunst“ statt.

Die Ausstellung, die anlässlich des 100. Geburtstages von Ilsetraut Glock als Retrospektive gezeigt wird, gibt in 95 Werken einen Einblick in das vielfältige Schaffen der gebürtigen Nordhäuser Künstlerin. Zu sehen sind sowohl bekannte Arbeiten, als auch noch nicht gezeigte Werke der Künstlerin. Die frühesten Arbeiten stammen aus den 1930er Jahren, selbst einige Kinderbilder sind in der Ausstellung zu finden.

Die Ausstellung zeigt anhand verschiedener Motive – wie z.B. Landschaft, Mythos, Engel und Poesie – die Vielseitigkeit der künstlerischen Ausdrucksmöglichkeiten von Ilsetraut Glock. Stilistisch lässt sich Ilsetraut Glock nicht in eine kunsthistorische „Schublade“ einordnen, sondern sie war in ihrem langen Schaffen stets auf der Suche nach ihrem eigenen künstlerischen Weg.

Ilsetraut Glock hat sich mit ihrem intuitiv vorausspürenden Sensus intensiv mit den realen und rationalen Gegebenheiten der Welt auseinandergesetzt und daraus Motive geschaffen, die die Besonderheiten aber auch die Faszination des Dargestellten zeigen. Sei es im heimischen Garten oder in fernen Bergwelten. In ihren Landschaften geht es der Künstlerin aber nicht um die reine Darstellung der Natur, sondern sie zeigt Landschaften des Lebens, in denen die Künstlerin das menschliche Schicksal ergründet.

Ihr Synonym als Künstlerin war die Eule, deren rabenhafte Konturen sie mit den unterschiedlichsten Charaktereigenschaften versehen hat und die stets ein Spiegel ihrer Seele war. So bestehen „Der Künstler“
oder „Musentochter“ aus einem stilisiertem Kopf mit Applikationen aus verschiedenen Eulenmotiven. Diese Arbeiten zeigen durch die Verbindung verschiedener grafischer Techniken – von Tuschezeichnung und Aquatinta bis zur Collage – die außergewöhnlichen künstlerischen Fähigkeiten von Ilsetraut Glock.

Marcel Proust’s Werk „Auf der Suche nach der verlorenen Zeit“ regte die Künstlerin zu einem umfangreichen Zyklus aus 12 Blättern an, zu dem aber insgesamt 74 Farbradierungen gehören. Diese Arbeiten, die 1974 ihren künstlerischen Erfolg begründeten, zeigen eine besonders poetische und melancholische Grundstimmung in den durch ein filigranes Liniengeflecht und eine sehr dezente Farbigkeit geprägten Blättern.

In vielen Arbeiten setzte sich Ilsetraut Glock mit der Geschichte auseinander, sowohl mit den eigenen Erlebnissen zweier Weltkriege, als auch der Angst vor erneutem Krieg oder den Nachwirkungen von Krankheit und Lebenskrisen. Diese spielen besonders in ihrem expressiven malerischen Œuvre eine große Rolle. Mit intensiven Farben – vom kräftigen Rot bis zum tiefen Schwarz – und mit einem kraftvollen Pinselstrich stellte sie die Schrecken der Hölle und die Aufruhr der Engel dar.

Die Ausstellung ist bis zum 21. Juni im Kunsthaus Meyenburg zu sehen.


Zum Bild: Kunsthausleiterin Susanne Hinsching (Mitte), führt am Sonntag durch Ausstellung von Ilsetraut Glock. Hier im Bild mit Tochter Roswitha Tafertshofer und Sohn Ludwig Glock  vor verschiedenen Eulenmotiven.  (Foto: Ilona Bergmann, Pressestelle Stadtverwaltung Nordhausen)

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