Spaziergang zur Kunst am Wahlsonntag?
Nordhausen (psv) Warum
nicht den Weg ins Wahllokal mit einem Spaziergang ins Kunsthaus
Meyenburg verbinden, denn am kommenden Sonntag findet um 15 Uhr die
erste Führung durch die Ausstellung „Ilsetraut Glock –
Ein Leben für die Kunst“ statt.
Die Ausstellung, die
anlässlich des 100. Geburtstages von Ilsetraut Glock als Retrospektive
gezeigt wird, gibt in 95 Werken einen Einblick in das vielfältige
Schaffen der gebürtigen Nordhäuser Künstlerin. Zu sehen
sind sowohl bekannte Arbeiten, als auch noch nicht gezeigte Werke der
Künstlerin. Die frühesten Arbeiten stammen aus den 1930er Jahren, selbst
einige Kinderbilder sind in der Ausstellung zu finden.
Die Ausstellung zeigt
anhand verschiedener Motive – wie z.B. Landschaft, Mythos, Engel und
Poesie – die Vielseitigkeit der künstlerischen Ausdrucksmöglichkeiten
von Ilsetraut Glock. Stilistisch lässt sich Ilsetraut
Glock nicht in eine kunsthistorische „Schublade“ einordnen, sondern sie
war in ihrem langen Schaffen stets auf der Suche nach ihrem eigenen
künstlerischen Weg.
Ilsetraut Glock hat sich
mit ihrem intuitiv vorausspürenden Sensus intensiv mit den realen und
rationalen Gegebenheiten der Welt auseinandergesetzt und daraus Motive
geschaffen, die die Besonderheiten aber auch
die Faszination des Dargestellten zeigen. Sei es im heimischen Garten
oder in fernen Bergwelten. In ihren Landschaften geht es der Künstlerin
aber nicht um die reine Darstellung der Natur, sondern sie zeigt
Landschaften des Lebens, in denen die Künstlerin
das menschliche Schicksal ergründet.
Ihr Synonym als Künstlerin war die
Eule, deren rabenhafte Konturen sie mit den unterschiedlichsten
Charaktereigenschaften versehen hat und die stets ein Spiegel ihrer
Seele war. So bestehen „Der Künstler“
oder „Musentochter“ aus einem
stilisiertem Kopf mit Applikationen aus verschiedenen
Eulenmotiven. Diese Arbeiten zeigen durch die Verbindung verschiedener
grafischer Techniken – von Tuschezeichnung und Aquatinta bis zur Collage
– die außergewöhnlichen künstlerischen Fähigkeiten von Ilsetraut Glock.
Marcel Proust’s Werk „Auf der Suche nach der verlorenen Zeit“
regte die Künstlerin zu einem umfangreichen Zyklus aus 12 Blättern an,
zu dem aber insgesamt 74 Farbradierungen gehören. Diese Arbeiten, die
1974
ihren künstlerischen Erfolg begründeten, zeigen eine besonders
poetische und melancholische Grundstimmung in den durch ein filigranes
Liniengeflecht und eine sehr dezente Farbigkeit geprägten Blättern.
In vielen Arbeiten setzte
sich Ilsetraut Glock mit der Geschichte auseinander, sowohl mit den
eigenen Erlebnissen zweier Weltkriege, als auch der Angst vor erneutem
Krieg oder den Nachwirkungen von Krankheit und
Lebenskrisen. Diese spielen besonders in ihrem expressiven malerischen
Œuvre eine große Rolle. Mit intensiven Farben – vom kräftigen Rot bis
zum tiefen Schwarz – und mit einem kraftvollen Pinselstrich stellte sie
die Schrecken der
Hölle und die Aufruhr der Engel dar.
Die Ausstellung ist bis zum 21. Juni im Kunsthaus Meyenburg zu sehen.
Zum
Bild: Kunsthausleiterin Susanne Hinsching (Mitte), führt am Sonntag
durch Ausstellung von Ilsetraut Glock. Hier im Bild mit Tochter Roswitha
Tafertshofer
und Sohn Ludwig Glock vor verschiedenen Eulenmotiven. (Foto: Ilona
Bergmann, Pressestelle Stadtverwaltung Nordhausen)
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