Gerade weil ich erst jüngst
meine Vorbehalte gegenüber den Medien und vornehmlich gegenüber der (Internet-)Presse zum Ausdruck brachte, und mich dabei auf kompetente Stimmen
und Kommentare berufen kann, meine ich, hier auch meine Einstellung
zu den schrecklichen Morden an Journalisten des französischen
Satire-Magazins "Charlie
Hebdo" zum Ausdruck bringen zu
dürfen. Wobei mich dieses Geschehen sogar so beschäftigt, dass ich
andere (lokale) Ereignisse zunächst hintan stelle.
Dieser
Anschlag auf das Wochenmagazin „Charlie Hebdo“ ist meines Wissens
zwar der bislang blutigste Angriff auf die Pressefreiheit. Aber so
ganz unerwartet kam er sicher nicht, werden Satiriker doch seit
langem angefeindet, wenn sie unter dem Aspekt der Kunst an religiöse
und gesellschaftliche Tabus rühren. Das begann ja doch schon auf
makabre Weise mit der Geschichte der Anschläge auf Islamkritiker
1989 mit der Fatwa gegen Salman Rushdie, den britisch-indischen Autor
der „Satanischen Verse“. Und setzte sich fort mit der
Ausstrahlung des Dokumentarfilms „Submission – Unterwerfung“
über die Unterdrückung islamischer Frauen, den der niederländische
Regisseur Theo van Gogh 2004 gedreht hatte. Mit der Konsequenz, dass van
Gogh 2004 von einem islamischen Fundamentalisten ermordet
wurde.Seitdem lautet die Frage immer wieder, was Satire als Kunstform
darf. Wobei ich schon da meine Probleme habe, heißt es doch in der
aktuellen Fassung des Pressekodex: „Veröffentlichungen in Wort und
Bild, die das sittliche oder religiöse Empfinden einer
Personengruppe nach Form und Inhalt wesentlich verletzen können,
sind mit der Verantwortung der Presse nicht zu vereinbaren“ (Ziff.
10 der Grundsätze).
Die
Öffentlichkeit nahm das bisher eher beiläufig zur Kenntnis, und
Besucher von Kabarettveranstaltungen mit Auftritten von Satirikern
oder Comedian wie Urban Priol oder Dieter Nuhr amüsieren sich über
deren Vorträge, wann immer jemand oder etwas „durch den Kakao“
gezogen wird. Ohne mögliche tiefere Inhalte zu erkennen oder darüber
nachzudenken. Und auch nicht darüber, wie der Spott oder Sarkasmus
auf die Betroffenen wirkt. Deshalb auch in den Morden der
Journalisten in Frankreich vorwiegend das Verbrechen sehen und
weniger die Problematik, die dahinter steht. Wenn nicht nur befragte
Leute auf der Straße mit einer Art Trotz und „jetzt erst recht“
reagieren, sondern auch der Chefredakteur von „Titanic“, Tim
Wolff meint „Wir
müssen jetzt erst recht Witze machen“, dann ist das meines
Erachtens keine Satire mehr, sondern bewusste Provokation.
Beansprucht man dafür dann noch Polizeischutz, ist das eine Art der
Presse- oder auch Meinungsfreiheit, die ich nicht mehr nachvollziehen
könnte.
Richtig
ist ja wohl, dass die Frage, wo die Grenze der Satirik zu sehen ist,
gar nicht eindeutig zu bestimmen ist. Und wenn Dieter Nuhr meint,
dass er auch
aus dem Terror der islamistischen Terrormiliz IS noch etwas Komisches
herausholen könne (Zitat): "Diese völlige Unzivilisation, die
Rückkehr zur kompletten Barbarei, die sich paart mit Salafisten in
Deutschland, die das prima finden und diese Gewalt unter Ausnutzung
unserer Freiheit verteidigen – das ist ein Thema, weil es natürlich
lustig ist, weil es absurd ist. Daraus entsteht auch Komik."
(Zitat-Ende) dann kann ich dem schon gar nicht mehr folgen. Wie dem
aber auch sei, dürfte selbst das größte Unverständnis für eine
so geartete Komik und die größte Verletzung religiöser oder auch
persönlicher Gefühle nie zu Gewalt oder gar Mord führen.
Demgegenüber
kann ich dem Kommentator von „Deutschlandfunk“ zustimmen. Dort
nämlich heißt es (Auszug): „Die
weltweite Solidarisierung mit den ermordeten Journalisten des
Satiremagazins "Charlie Hebdo" sollte nicht darüber
hinwegtäuschen, dass es eine tiefe Entfremdung zwischen den Medien
und großen Bevölkerungsteilen gibt, kommentiert Stephan Detjen. . .
Der
Anschlag auf Charlie Hebdo wird sich auch für Deutschland noch mehr,
als das am Tag danach wahrnehmbar ist, als ein im Wortsinne
einschneidendes Ereignis erweisen. Auch hier werden Brüche in der
Gesellschaft sichtbar. . . Die politischen und sozialen Spaltungen,
die in diesen Tagen deutlich werden, betreffen auch die Medien. Dass
sich der Anschlag in Paris gegen eine Zeitung richtete, ist das
Symptom einer Medienfeindlichkeit, die sich nicht allein gegen
scharfzüngige Polemiker und respektlose Karikaturisten richtet. Die
weltweite Solidarisierung mit den ermordeten Zeichnern und
Redakteuren von "Charlie Hebdo" täuscht leicht darüber
hinweg, dass es eine viel tiefer gehende Entfremdung von
traditionellen, journalistisch arbeitenden Medien gibt, die breite
Bevölkerungsteile bis in die Politik hinein betrifft.(Ende des
Auszugs). Dass das seine Gründe hat, wird aktuell durch die
Berichterstattung zu „Pegida“ erkennbar. Journalisten seien
Vermittler der Wirklichkeit, heißt es im Deutschlandfunk. Dazu aber
gehören weder Mutmaßungen noch unbewiesene Unterstellungen und
Verdächtigungen. Dass sie dann leicht ins Zwielicht geraten, ist
meines Erachtens verständlich. Der kommende Montag wird es erneut
zeigen.
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