Samstag, 13. September 2014

Thüringer Landtagswahl 2014: Nun wird es ernst

Zwei Wahlveranstaltungen besuchte ich in dieser letzten Woche vor der Landtagswahl: am Dienstag war es die FDP, die in die Gaststätte „Sonneneck“ eingeladen hatte und dort ihren Bundesvorsitzenden Christian Lindner begrüßte, der sich dann in seiner Ansprache in ausgesprochener Oppositionsmanier mit der Bundespolitik der schwarz-roten Koalition beschäftigte (mein Eintrag vom 12.09.“Christian Lindner kam als Hoffnungsträger“). Bevor er aber zum eigentlichen Thema seiner Ausführungen kam, warf er einen Blick zurück auf die Wahlbeteiligung der kürzlich stattgefundenen Landtagswahl in Sachsen (siehe den erwähnten Eintrag). Was er dazu ausführte, erinnerte mich an frühere DDR-Zeiten: wenn immer ich
Verwandte besuchte und Gespräche führte, wünschte man nichts sehnlicher, als frei wählen und reisen zu dürfen. Im Gegensatz zu jenen Ländern und Menschen, von denen Lindner sprach, können die Menschen der früheren DDR seit 25 Jahren beides: frei Wählen und Reisen, wann und wohin immer man will. Letzteres tut man ungebrochen und bei jeder Gelegenheit. Beim Wählen aber scheint man vergessen zu haben, dass man einmal in einer Diktatur lebte und sich erst durch eine friedliche Revolution das Recht zur freien Wahl erkämpfte. Und man insoweit vergessen hat, was gewesen ist. Mit der Freiheit kam der Wohlstand und darüber haben Viele, allzu Viele vergessen, dass zu deren Erhalt zwar keine Revolutionen, wohl aber das Wählen demokratischer Parteien nötig ist. Christian Lindners Ausführungen gipfelten in der Feststellung: „Jede nicht abgegebene Stimme in Deutschland am kommenden Sonntag in Thüringen, meine Damen, meine Herren, eine jede nicht abgegebene Stimme ist in Wahrheit ein Schlag ins Gesicht der Millionen Menschen, die sich nichts sehnlicher wünschen als Demokratie. Deshalb gibt es nach meiner Auffassung nicht nur so etwas wie ein Wahlrecht, sondern durchaus auch eine bürgerliche Wahlpflicht, meine Damen und Herren sollten aufrütteln und bewusst werden lassen, dass viele Völker von Freiheit und freien Wahlen nur träumen können.“ Wie die Menschen in der früheren DDR.



Und dann kam tags darauf Bodo Ramelow auf den Theaterplatz. Und seinen Appell, den leider keine Zeitung auch nur erwähnte (siehe seine Ansprache, in meinem Blog vom 12.09.“Bodo Ramelow beeindruckte in Nordhausen), und den ich für besonders bemerkenswert halte. Er soll hier in Teilen noch einmal wiederholt werden: „ . . .das ist mein letzter, letzter Wunsch, meine Damen und Herren: Gehen Sie wählen, gehen Sie bitte wählen. Und ich werbe ausdrücklich auch für die Menschen, die CDU wählen: gehen Sie auch Ihre CDU wählen. . . . Aber tun Sie mir den Gefallen, gehen Sie wählen, weil jeder, der nicht wählen geht, stärkt die Kräfte, die wir im Landtag nicht brauchen. Und nicht wollen.“ (Ende des Auszugs). Man weiß, wer gemeint ist, und schon deshalb kann auch ich mich diesem Appell nur anschließen.

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