Zwei Wahlveranstaltungen besuchte ich in dieser letzten Woche vor
der Landtagswahl: am Dienstag war es die FDP, die in die Gaststätte
„Sonneneck“ eingeladen hatte und dort ihren Bundesvorsitzenden
Christian Lindner begrüßte, der sich dann in seiner Ansprache in
ausgesprochener Oppositionsmanier mit der Bundespolitik der
schwarz-roten Koalition beschäftigte (mein Eintrag vom
12.09.“Christian Lindner kam als Hoffnungsträger“). Bevor er
aber zum eigentlichen Thema seiner Ausführungen kam, warf er einen
Blick zurück auf die Wahlbeteiligung der kürzlich stattgefundenen
Landtagswahl in Sachsen (siehe den erwähnten Eintrag). Was er dazu
ausführte, erinnerte mich an frühere DDR-Zeiten: wenn immer ich
Verwandte besuchte und Gespräche führte, wünschte man nichts
sehnlicher, als frei wählen und reisen zu dürfen. Im Gegensatz zu
jenen Ländern und Menschen, von denen Lindner sprach, können die
Menschen der früheren DDR seit 25 Jahren beides: frei Wählen und
Reisen, wann und wohin immer man will. Letzteres tut man ungebrochen
und bei jeder Gelegenheit. Beim Wählen aber scheint man vergessen zu
haben, dass man einmal in einer Diktatur lebte und sich erst durch
eine friedliche Revolution das Recht zur freien Wahl erkämpfte. Und
man insoweit vergessen hat, was gewesen ist. Mit der Freiheit kam der
Wohlstand und darüber haben Viele, allzu Viele vergessen, dass zu
deren Erhalt zwar keine Revolutionen, wohl aber das Wählen
demokratischer Parteien nötig ist. Christian Lindners Ausführungen
gipfelten in der Feststellung: „Jede
nicht abgegebene Stimme in Deutschland am kommenden Sonntag in
Thüringen, meine Damen, meine Herren, eine jede nicht abgegebene
Stimme ist in Wahrheit ein Schlag ins Gesicht der Millionen Menschen,
die sich nichts sehnlicher wünschen als Demokratie. Deshalb gibt es
nach meiner Auffassung nicht nur so etwas wie ein Wahlrecht, sondern
durchaus auch eine bürgerliche Wahlpflicht, meine Damen und Herren
sollten aufrütteln und bewusst werden lassen, dass viele
Völker von Freiheit und freien Wahlen nur träumen können.“ Wie
die Menschen in der früheren DDR.
Und dann kam tags darauf Bodo Ramelow auf den Theaterplatz. Und
seinen Appell, den leider keine Zeitung auch nur erwähnte (siehe
seine Ansprache, in meinem Blog vom 12.09.“Bodo Ramelow
beeindruckte in Nordhausen), und den ich für besonders bemerkenswert
halte. Er soll hier in Teilen noch einmal wiederholt werden: „ . .
.das ist mein letzter, letzter Wunsch, meine Damen und Herren: Gehen
Sie wählen, gehen Sie bitte wählen. Und ich werbe ausdrücklich
auch für die Menschen, die CDU wählen: gehen Sie auch Ihre CDU
wählen. . . . Aber tun Sie mir den Gefallen, gehen Sie wählen, weil
jeder, der nicht wählen geht, stärkt die Kräfte, die wir im
Landtag nicht brauchen. Und nicht wollen.“ (Ende des Auszugs). Man
weiß, wer gemeint ist, und schon deshalb kann auch ich mich diesem
Appell nur anschließen.
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