Verwandte besuchte und Gespräche führte, wünschte man nichts sehnlicher, als frei wählen und reisen zu dürfen. Im Gegensatz zu jenen Ländern und Menschen, von denen Lindner sprach, können die Menschen der früheren DDR seit 25 Jahren beides: frei Wählen und Reisen, wann und wohin immer man will. Letzteres tut man ungebrochen und bei jeder Gelegenheit. Beim Wählen aber scheint man vergessen zu haben, dass man einmal in einer Diktatur lebte und sich erst durch eine friedliche Revolution das Recht zur freien Wahl erkämpfte. Und man insoweit vergessen hat, was gewesen ist. Mit der Freiheit kam der Wohlstand und darüber haben Viele, allzu Viele vergessen, dass zu deren Erhalt zwar keine Revolutionen, wohl aber das Wählen demokratischer Parteien nötig ist. Christian Lindners Ausführungen gipfelten in der Feststellung: „Jede nicht abgegebene Stimme in Deutschland am kommenden Sonntag in Thüringen, meine Damen, meine Herren, eine jede nicht abgegebene Stimme ist in Wahrheit ein Schlag ins Gesicht der Millionen Menschen, die sich nichts sehnlicher wünschen als Demokratie. Deshalb gibt es nach meiner Auffassung nicht nur so etwas wie ein Wahlrecht, sondern durchaus auch eine bürgerliche Wahlpflicht, meine Damen und Herren sollten aufrütteln und bewusst werden lassen, dass viele Völker von Freiheit und freien Wahlen nur träumen können.“ Wie die Menschen in der früheren DDR.
Und dann kam tags darauf Bodo Ramelow auf den Theaterplatz. Und
seinen Appell, den leider keine Zeitung auch nur erwähnte (siehe
seine Ansprache, in meinem Blog vom 12.09.“Bodo Ramelow
beeindruckte in Nordhausen), und den ich für besonders bemerkenswert
halte. Er soll hier in Teilen noch einmal wiederholt werden: „ . .
.das ist mein letzter, letzter Wunsch, meine Damen und Herren: Gehen
Sie wählen, gehen Sie bitte wählen. Und ich werbe ausdrücklich
auch für die Menschen, die CDU wählen: gehen Sie auch Ihre CDU
wählen. . . . Aber tun Sie mir den Gefallen, gehen Sie wählen, weil
jeder, der nicht wählen geht, stärkt die Kräfte, die wir im
Landtag nicht brauchen. Und nicht wollen.“ (Ende des Auszugs). Man
weiß, wer gemeint ist, und schon deshalb kann auch ich mich diesem
Appell nur anschließen.

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