Dienstag, 22. Juli 2014

„Speeddating“ als Mittel politischer Kommunikation?

So langsam muss ich wohl einsehen, nicht mehr auf der Höhe gesellschaftlichen und politischen Umgangs zu sein. Schon weil dazu ein Umgang miteinander gehört, der mir fremd ist. Frage mich aber doch, ob das wirklich am Alter liegt?

„Speeddating“ ist mir Anregung solcher Überlegungen. Bewusst begegnete mir diesen Begriff gerade in der „Nordhäuser Allgemeine“ als Auftakt zu einer Podiumsdiskussion am 4. September mit Kandidaten aus dieser Region zur Landtagswahl . Und da heißt es (Auszug): „Beim Politiker-Speed-Dating kommt es genauso wie beim Original aus der Partnervermittlung auch auf schnelles Fragen und kurze Antworten an...“(Ende des Auszugs). Ich wusste also bisher auch nicht, dass Speed-Dating heute eine offenbar gängige Möglichkeit Alleinstehender ist, einen Partner oder Partnerin kennen zu lernen. (Wikipedia half mir.) Und ich kann den Reiz nicht widerstehen, angesichts der dort angebotenen Erklärung zurückzudenken an „meine“ Zeit. Ohne weiter darauf einzugehen, kommt mir dann stets das Gedicht Kurt Tucholsky's ins Gedächtnis: „Augen in der Großstadt“. Und das dort geäußerte „nie wieder“ gilt dann wohl im übertragenen Sinne für die heutige Zeit. In der Speed Dating jene reizvolle Möglichkeit der Begegnung ersetzt.

Und das jetzt also auch für die Kontaktierung im politischen Bereich. Kurz und bündig. Keine langen Erklärungen oder Begründungen, kurze Fragen und ebenso kurze Antworten. Und dann? Folgt die Auswertung in der Podiumsdiskussion, oder diskutiert man dort dann wenigstens ausführlicher und sachbezogen? Ich denke, das wird auf den Moderator ankommen, dem TA-Redaktionsleiter Thomas Müller.

Dabei denke ich noch einmal zurück an die Berichte über die Podiumsdiskussion des „Nordhäuser Unternehmerverbandes“ NUV am Montag der vergangenen Woche mit den Kandidaten zur Landtagswahl. In der nach einem Vorbericht der nnz „munter diskutiert“ worden sein soll. Und nach dem Internet-Bericht der NA Hans-Joachim Junker, NUV-Chef, im Schlusswort die Debatte abrundete (Auszug): „Es sei wichtig gewesen, auch die neuen Gesichter gesehen zu haben.“ (Ende des Auszugs). Ein etwas dürftiges Ergebnis, finde ich, für den Anspruch eines Vereins, der die Wirtschaft im Landkreis dominiert. Da bin ich wirklich gespannt, wie die Podiumsdiskussion der TA verlaufen wird, in der sich die Direktkandidaten unserer Region für die Landtagswahl am 14. September den Fragen der Bürger stellen werden. Und hoffentlich auch das Ergebnis des Speed Dating mit ihnen in der Kreisvolkshochschule bekanntgegeben wird. Es sollte wirkliche Aufschlüsse vermitteln.

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