Dienstag, 29. Juli 2014

Merkwürdige „Selbstgespräche“

Ich muss hier wieder einmal vorausschicken, dass diese, meine Einträge, im Grunde nur der eigenen Meinungsbildung dienen. Man hat mir schon gelegentlich vorgehalten, dass ich ja dann kein öffentliches Forum brauchte, das jedermann zugänglich ist. Gerade das aber ist für mich das entscheidende Kriterium: im Gegensatz zu einer mir unbekannten Anzahl von Leuten, die Google, Twitter oder das Netzwerk Facebook nutzen, um Erzählungen, Meinungen und Bilder öffentlich zu machen, die einer späteren Selbst(be)findung nicht standhalten (oder gar strafrechtlich relevant sind), die sie besser gar nicht gemacht hätten und deren Löschung sie anstreben und teilweise auch zu bewirken vermögen, ist Öffentlichkeit für mich nur mit dem eigenen Anspruch verbunden, hier Gedanken, Überlegungen und Beiträge einzustellen, die in Inhalt und Schrift mit der Vorstellung verbunden sind, dass sie auch einer späteren Nachschau und -prüfung standhalten. Ich will mit einem klaren Kopf klare Gedanken fassen und tunlichst jetzt und auch später dazu stehen können. Dazu brauche ich lediglich die Fähigkeit einer klaren – auch selbstkritischen - ausgewogenen Denkweise, und sorgfältiger Formulierung.

Und nun also zu oben angedeuteter Problematik: ich bin sehr froh, dass es seit Jahren die Möglichkeit des Surfens durch die Zeitungslandschaft im Lande gibt. Das gibt mir einmal die Möglichkeit über den Tellerrand des lokalen Geschehens hinauszublicken – das hier oft genug lediglich wiedergegeben wird mit umfangreichen Bildergalerien und kaum Texten. Oder mit Tickern, für die man (auch) keinerlei eigene Überlegung braucht. Nun gibt es ja Themen und Probleme, die zu einer eigenen Vorstellung und Überlegung führen. Und nun sehe ich mich vielfach angeregt, für diese Vorstellung und Überlegung – vergleichbar einem Puzzle – im großen Angebot der Zeitungen Beiträge oder Kommentare zu suchen, die in das Schema dieses Puzzles passen. Wodurch dann die ursprüngliche eigene Vorstellung bestätigt, oder auch widerlegt wird. Ich zitiere dann ja gern aus Zeitungen, um meine Auffassung, zu der ich gelangt bin, zu begründen und zu untermauern.

Nun stieß ich da aktuell auf einen Vorgang, der sich in den vergangenen Tagen in BamS und Bild abspielte. Ich surfe weder durch die eine, noch die andere Zeitung. Mit der Bewertung dieses Vorgangs beschäftigen sich allerdings eine ganzen Anzahl als seriös geltende überregionale Zeitungen: In der BamS also schreibt dessen stellvertretender Chefredakteur Nicolaus Fest einen Kommentar, in dem er den Islam mit Islamismus und Kriminalität gleichgesetzt. Dazu schreibt die ZEIT (Auszug): „Er hatte sich als nicht religiös bezeichnet und geschrieben, dass ihn zunehmend der Islam störe und die "totschlagbereite Verachtung des Islam für Frauen und Homosexuelle", weiterhin "Zwangsheiraten, 'Friedensrichter', 'Ehrenmorde'". Fest kam zu dem Schluss, der Islam sei ein Integrationshindernis und forderte: "Das sollte man bei Asyl und Zuwanderung ausdrücklich berücksichtigen!" (Endes des Auszugs) Der Bericht in der ZEIT zog hunderte anonymer (natürlich) Leserkommentare nach sich.

Dazu der „Tagesspiegel“ (Auszug): „Bild“-Chefredakteur Kai Diekmann zog In einem Kommentar für „Bild“ und den Springer-Verlag eine „klare, unverrückbare Trennlinie zwischen der Weltreligion des Islam und der menschenverachtenden Ideologie des Islamismus“. Bei „Bild“ und dem Verlag Axel Springer sei „kein Raum für pauschalisierende, herabwürdigende Äußerungen gegenüber dem Islam und den Menschen, die an Allah glauben“, so Diekmann (Ende des Auszugs). Und bei Meedia heißt es zusätzlich (Auszug): BamS-Chefin Marion Horn stellte sich am Sonntagabend auf die Seite Diekmanns und twitterte, die BamS habe “Gefühle verletzt” (Ende des Auszugs).


Ganz anders die „Frankfurter Rundschau“ (Auszug): „Es soll Leute geben, die die "Bild" und ihre Sonntagsschwester "BamS" für journalistische Produkte halten. Tatsächlich verstecken sich ja zwischen Werbung, Verlagsmarketing und "Volks"-Produkten aller Art hier und da Texte, die mit Journalismus gewisse Ähnlichkeiten aufweisen. Aber alles, ausnahmslos alles, was die Boulevardblätter tun, dient zumindest auch dem Marketing.“ (Ende des Auszugs) Nach ihrer Version war alles inszeniert. „Springer im Selbstgespräch“ lautet die Titelzeile ihres Berichtes. Und in der Einführung (Zitat): „Ein Islamhasser-Kommentar in "Bild am Sonntag", ein Gegenkommentar in "Bild": So geht Marketing, aber Journalismus ist etwas anderes.“(Ende des Zitats). Gehört das dann wohl mit zum Zeitgeist?

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