Ich muss hier wieder einmal
vorausschicken, dass diese, meine Einträge, im Grunde nur der
eigenen Meinungsbildung dienen. Man hat mir schon gelegentlich
vorgehalten, dass ich ja dann kein öffentliches Forum brauchte, das
jedermann zugänglich ist. Gerade das aber ist für mich das
entscheidende Kriterium: im Gegensatz zu einer mir unbekannten Anzahl
von Leuten, die Google, Twitter oder das Netzwerk Facebook nutzen, um
Erzählungen, Meinungen und Bilder öffentlich zu machen, die einer
späteren Selbst(be)findung nicht standhalten (oder gar
strafrechtlich relevant sind), die sie besser gar nicht gemacht
hätten und deren Löschung sie anstreben und teilweise auch zu
bewirken vermögen, ist Öffentlichkeit für mich nur mit dem eigenen
Anspruch verbunden, hier Gedanken, Überlegungen und Beiträge
einzustellen, die in Inhalt und Schrift mit der Vorstellung verbunden
sind, dass sie auch einer späteren Nachschau und -prüfung
standhalten. Ich will mit einem klaren Kopf klare Gedanken fassen und
tunlichst jetzt und auch später dazu stehen können. Dazu brauche
ich lediglich die Fähigkeit einer klaren – auch selbstkritischen
- ausgewogenen Denkweise, und sorgfältiger Formulierung.
Und nun also zu oben angedeuteter
Problematik: ich bin sehr froh, dass es seit Jahren die Möglichkeit
des Surfens durch die Zeitungslandschaft im Lande gibt. Das gibt mir
einmal die Möglichkeit über den Tellerrand des lokalen Geschehens
hinauszublicken – das hier oft genug lediglich wiedergegeben wird
mit umfangreichen Bildergalerien und kaum Texten. Oder mit Tickern,
für die man (auch) keinerlei eigene Überlegung braucht. Nun gibt es
ja Themen und Probleme, die zu einer eigenen Vorstellung und
Überlegung führen. Und nun sehe ich mich vielfach angeregt, für
diese Vorstellung und Überlegung – vergleichbar einem Puzzle –
im großen Angebot der Zeitungen Beiträge oder Kommentare zu suchen,
die in das Schema dieses Puzzles passen. Wodurch dann die
ursprüngliche eigene Vorstellung bestätigt, oder auch widerlegt
wird. Ich zitiere dann ja gern aus Zeitungen, um meine Auffassung, zu
der ich gelangt bin, zu begründen und zu untermauern.
Nun stieß ich da aktuell auf einen
Vorgang, der sich in den vergangenen Tagen in BamS und Bild
abspielte. Ich surfe weder durch die eine, noch die andere Zeitung.
Mit der Bewertung dieses Vorgangs beschäftigen sich allerdings eine
ganzen Anzahl als seriös geltende überregionale Zeitungen: In der
BamS also schreibt dessen stellvertretender Chefredakteur Nicolaus
Fest einen Kommentar, in dem er den Islam mit Islamismus und
Kriminalität gleichgesetzt. Dazu schreibt die ZEIT (Auszug): „Er
hatte sich als nicht religiös bezeichnet und geschrieben, dass ihn
zunehmend der Islam störe und die "totschlagbereite Verachtung
des Islam für Frauen und Homosexuelle", weiterhin
"Zwangsheiraten, 'Friedensrichter', 'Ehrenmorde'". Fest kam
zu dem Schluss, der Islam sei ein Integrationshindernis und forderte:
"Das sollte man bei Asyl und Zuwanderung ausdrücklich
berücksichtigen!" (Endes des Auszugs) Der Bericht in der ZEIT
zog hunderte anonymer (natürlich) Leserkommentare nach sich.
Dazu der „Tagesspiegel“ (Auszug):
„Bild“-Chefredakteur Kai Diekmann zog In einem Kommentar für
„Bild“ und den Springer-Verlag eine „klare, unverrückbare
Trennlinie zwischen der Weltreligion des Islam und der
menschenverachtenden Ideologie des Islamismus“. Bei „Bild“ und
dem Verlag Axel Springer sei „kein Raum für pauschalisierende,
herabwürdigende Äußerungen gegenüber dem Islam und den Menschen,
die an Allah glauben“, so Diekmann (Ende des Auszugs). Und bei
Meedia heißt es zusätzlich (Auszug): BamS-Chefin
Marion Horn stellte sich am Sonntagabend auf die Seite Diekmanns und
twitterte, die BamS habe “Gefühle verletzt” (Ende des Auszugs).
Ganz anders die „Frankfurter
Rundschau“ (Auszug): „Es soll Leute geben, die die "Bild"
und ihre Sonntagsschwester "BamS" für journalistische
Produkte halten. Tatsächlich verstecken sich ja zwischen Werbung,
Verlagsmarketing und "Volks"-Produkten aller Art hier und
da Texte, die mit Journalismus gewisse Ähnlichkeiten aufweisen. Aber
alles, ausnahmslos alles, was die Boulevardblätter tun, dient
zumindest auch dem Marketing.“ (Ende des Auszugs) Nach ihrer
Version war alles inszeniert. „Springer im Selbstgespräch“
lautet die Titelzeile ihres Berichtes. Und in der Einführung
(Zitat): „Ein
Islamhasser-Kommentar in "Bild am Sonntag", ein
Gegenkommentar in "Bild": So geht Marketing, aber
Journalismus ist etwas anderes.“(Ende des Zitats). Gehört das dann
wohl mit zum Zeitgeist?
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