Dienstag, 8. Juli 2014

Der König als Bettvorleger

Gerd Mackensen und seine Art mit den Herrschenden umzugehen

Es ist schon eine Freude den Maler – oder vielleicht besser den Künstler – Gerd Mackensen zu erleben – und viele Kunstinteressierte ließen sich von seinen Werken, aber auch seinem Wortwitz begeistern. Er kann und will den Schalk auch nicht verleugnen, der aus seinen Werken spricht, aber auch seine Zuhörer begeistert – so geschehen am vergangenen Sonntag, wo Gerd Mackensen persönlich durch „seine“ Ausstellung führte und die Zahl der an der Führung
Teilnehmenden fast die räumlichen Möglichkeiten sprengte. Über die Ausstellung und die Werke zu schreiben – dies würde an Wiederholung grenzen, denn wie es früher schön hieß „Funk und Fernsehen“ waren bereits da und auch in der Presse erfuhr diese „Superschau“ im Nordhäuser Kunsthaus schon mehrfache Würdigungen. Und dennoch – nur Wenigen ist bekannt, dass Gerd Mackensen nicht nur ein begnadeter Künstler und guter Unterhalter ist – manche Talkshow könnte sich mit ihm schmücken –, sondern auch ein Geschichtskenner per excellence. Und so verwundert es kaum, dass in vielen seiner Werke eben ein Seitenhieb auf die Herrschenden versteckt oder offen sichtbar ist. Er selbst kann dies auch kaum verhehlen, und so ging er auf ein Werk ein, dass einen Herrscher wie ein Bären- oder Tigerfell liegend, alle „Viere“ von sich gestreckt, zeigt. Das gekrönte Haupt lässt auf einen König schließen, den „es da hin geklatscht hat“ (Originalkommentar Gerd Mackensen). Und schon war der Schalk wieder übermächtig: “Stellen Sie sich mal vor, Sie steigen morgens aus dem Bett und treten auf Ihren Herrscher, der jetzt eine sehr wohltuende Funktion hat, nämlich die Füße vor dem kalten Boden zu bewahren!“ Und dass dieser
‚königliche Vorleger‘ sehr aktuell sein kann, bewies ein Kommentar in unserer Lokalpresse, wo glossiert wird, wie unsere Landesfürstin wie im „Dinner For One“ allein am Tisch sitzt und mit ihren ‚verblichenen‘ Gefährten - wie Gnauck, Zimmermann und, und, und …- die sie auf den Stationen ihres politischen Lebens verschlissen hatte, diniert und der Diener James mit dem in dieser Art hingestreckten Fell hadert.

Dass dieser künstlerische Umgang mit den Herrschenden nicht neu ist, belegt eine Grafik, die eine Teilnehmerin dieser Führung zeigte – ein Werk aus dem Jahr 1984 (!), das Mackensen anlässlich eines Klassentreffens des Abiturjahrgangs 1968, wo er selbst die Reifeprüfung an der altehrwürdigen, damals „EOS ‚Wilhelm von Humboldt‘“ ablegte, gestaltete. Links vielleicht ein Schüler, der vor einer schwarzen Tafel schon eigenständiges Profil zeigt und rechts ein ‚Betonkopf‘ – ein Lehrer, der eben nicht offen ist für die Fragen und die Diskussionen der Schülergeneration, die man heute zu den ‚68-ern‘ zählen muss, wenn auch in einer DDR-eigenen Prägung. Zur Ehrenrettung des Humboldt-Gymnasiums muss gesagt werden, dass es damals nur wenige ‚echte Betonköpfe‘ gab, vorrangig in den Fächern Staatsbürgerkunde und Geschichte. Der Verfasser dieses kleinen Artikels – Abi-Jahrgang 1967 – erlebte selbst diese starrköpfigen ‚Wissensvermittler‘, die heute nur noch zu mehr oder minder witzigen Episoden auf Klassenfesten taugen.
Wer mehr den Schalk Gerd Mackensens erfahren, aber auch und vorrangig seine Werke genießen möchte, der hat noch bis zum 31. August Gelegenheit.
An dieser Stelle sei aber bereits auf zwei Veranstaltungen am 30. Juli hingewiesen. Um 15 Uhr werden in der Reihe „KUNST & KAFFEE“ Werke von Gerd Mackensen vorgestellt und erläutert, die derzeitig nicht im Kunsthaus zu bewundern sind und die nur im diesem kleinen Rahmen gezeigt werden.
Um 19 Uhr – ebenfalls im KUNSTHAUS-KELLER – veranstaltet der KUNSTHAUS MEYENBURG Förderverein einen Abend mit und um Gerd Mackensen, der viele Facetten aus seinem künstlerischen, aber auch privaten Leben aufgreifen und im persönlichen Gespräch mit dem Künstler vertiefen wird.
Zu beiden Veranstaltungen wird noch gesondert und zeitnah in der Presse hingewiesen.


Dr. Wolfgang R. Pientka Vorsitzender des KUNSTHAUS MEYENBURG Förderverein

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