Ab 1. August im Museum „Flohburg“:
Nordhausen (psv)
Den 1. Weltkrieg in Nordhausen
thematisiert ab 1. August 2014 eine Sonderausstellung im Nordhäuser
Stadthistorischen Museum, der „Flohburg“. Die Schau entstand in
Kooperation mit der Vereinigung „Gegen Vergessen – Für Demokratie e. V.“
und der staatlichen Regelschule „Petersbergschule“.
„Die
Objekte für die Ausstellung kommen zum einen aus dem Stadtarchiv
Nordhausen bzw. aus dem Museumsdepot, aber zum anderen hat die FLOHBURG
zahlreiche
Erinnerungsstücke von privaten Leihgebern erhalten. Daneben wird ein
Begleitprogramm angeboten, dass aus Lesungen, Filmvorführung, Führungen
und einer musikalischen Veranstaltung besteht, die Lieder aus der Zeit
des Ersten Weltkrieges vorstellt“, sagte Museumsleiterin
Dr. Cornelia Klose.
Gefördert
wird das Projekt vom Bundesministeriums für Familien, Senioren, Frauen
und Jugend im Rahmen des Bundesprogramms „Toleranz fördern – Kompetenz
stärken“, von „Gegen Vergessen – Für Demokratie e. V., dem Förderverein
Flohburg e. V. und von der Stadt Nordhausen.
„Der
Kriegsbeginn im August 1914 bringt auch in Nordhausen enorme
patriotische Erregungen hervor. Viele deutsche bejubeln den
Kriegsausbruch
und glauben an einen schnellen Sieg. Aber wie in anderen Städten gibt
es ebenso große Antikriegsdemonstrationen.
Die
Menschen verfolgen gerade in dieser Zeit das aktuelle Geschehen. Fast
täglich bringen die Nordhäuser Zeitungen Extrablätter mit Tagesberichten
der Heeresleitung heraus.
Den
Nordhäuser Bahnhof passieren täglich 40 – 50 Züge, was eine enorme
Steigerung gegenüber Friedenszeiten darstellt“, sagte Frau Dr. Klose.
„Die Kriegsbegeisterung legt sich bald,
als die Einwohner große Einschränkungen im Alltagsleben erfahren
und die ersten Gefallenenmeldungen eintreffen. Von 1914 – 1918 werden
6.500 Einwohner zum Kriegsdienst einberufen. Es müssen Abgaben wie
Pferde und Wagen, Feldstecher, Küchengeräte, Gardinen
oder die größte Glocke der Petrikirche geleistet werden. In
zahlreichen Schul- und Fabrikgebäuden werden Reservelazarette
eingerichtet. Frauen sind in den Lazaretten oder in den Fabriken im
Einsatz. Im März 1915 wird die Brotkarte eingeführt. Ein Wohlfahrtsamt
und eine Kriegsküche für Bedürftige und Hinterbliebene müssen werden
notwendig“, so die Museumsleiterin weiter.
„Im
Dezember 1916 wird der Kriegshilfsdienst per Gesetz eingeführt. Am
29.September 1917 wird in Nordhausen das neue Stadttheater eingeweiht,
ein kurioser Vorgang mitten im Krieg.
Hunger, Mangel an Heizmaterial und Grippeepidemien verstärken die Kriegsmüdigkeit.
Bis zum ersehnten Kriegsende am 11. November 1918 gibt es 1.048 gefallene Nordhäuser.“
Zeitstrahl - Nordhausen 1914 - 1918
1914
11. Januar - Die Nicolai-Kirche erhält einen neuen Pfarrer.
Januar/Februar - Schlittschuhlaufen ist jetzt abends auf der Eiswiese an der
Rothleimmühle durch neue Bogenlampen möglich.
April - Der
Rohbau des Bühnenhauses des neuen Stadttheaters steht
kurz
vor der Fertigstellung.
16. April - Auf dem neuen Flughafen an der Darre landet eine „Gotha-Taube“.
Der Flieger ist 9.00 Uhr in Leipzig gestartet und gegen 10.30 Uhr
gelandet.
6. Juli -
Stadtverordnete bekommen eine Anleihe von 2,75 Millionen Mark für
die Anlage
eines neuen Hauptfriedhofes, den Theaterbau, die
Erhöhung der Staumauer der Talsperre und für die Kanalisation.
30. Juli - Vor dem
Rathaus versammeln sich Sozialdemokraten zu einer
Friedensdemonstration der Nordhäuser Arbeiterschaft gegen den
drohenden Krieg.
31. Juli - Vor dem Rathaus findet eine große patriotische Kundgebung statt.
2. August - In den Kirchen versammeln sich Nordhäuser mit Angehörigen, die
zum Kriegsdienst einberufen wurden.
3. August - 469 Pferde werden für den Krieg abtransportiert.
14. August - Sammelstelle
für Ferngläser und Feldstecher, Töpferstraße 1,
Fotograf Carl Schiewek nimmt den 46. Feldstecher entgegen.
Ende August - 3000 Nordhäuser werden zum Kriegsdienst einberufen.
Die Zahl der Trauungen verdoppelt sich.
4. September - Erste Verwundete treffen auf dem Bahnhof ein.
14. September - Bildung eines städtischen Wohlfahrtamtes.
September - Stadt und Sparkasse beschließen erste Kriegsanleihe von je 500.000 Mark
Oktober - Volksküche gibt bis zu 500 Portionen Essen täglich aus.
6. Oktober - Petersbergschule wird Lazarett mit 250 Betten.
November - Für Familien der Kriegsangehörigen werden Mietbeihilfen und
Kohlenzettel ausgegeben.
1915
Februar: - Schulvorstände beschließen, 16- jährige Schüler zu
Jugendwehrübungen zu verpflichten.
- Hilfskasse zur Gewährung von Darlehen und Kriegshilfskasse für
Kriegsteilnehmer wird eingerichtet.
22. Februar: - Einführung der Brotkarte (bis Oktober 1923).
15. März:
- Stadtverordnete genehmigen die Zeichnung der 2.
Kriegsanleihe (Betrag von 500.000 Mark).
- Stadtrat beschließt am Friedrich - Wilhelm - Platz ein
neues Museumsgebäude zu errichten.
- Johannes Kleinspehn, Chefredakteur der Nordhäuser Volkszeitung, tritt
als Mitunterzeichner eines Protestschreibens gegen die
Burgfriedenspolitik der SPD hervor.
13. September:
- Stadtverordnete genehmigen die Zeichnung der 3.
Kriegsanleihe (500.000 Mark)
23. September: - Erste akustische Musikproben werden im Theater - Neubau
gemacht.
1916
6. März:
- Max Reger spielt Werke von Bach.
1. Mai:
- Sommerzeit wird eingeführt (1. Mai - 30. September).
- Eine Annahmestelle für Gold- und Silberschmuck wird eingerichtet.
1. Juli:
- Aktionäre der Harzquer- und Brockenbahn beschließen
Verlegung der Gesellschaft nach Wernigerode.
2. Dezember:
- Für Friedrich Christian Lesser findet in der
St. - Jacobi - Kirche eine Gedenkfeier statt.
- Die Stadt kauft 20.000 Zentner Kohlrüben, um der
Lebensmittelnot entgegen zu wirken.
5. Dezember: - Kriegshilfsdienst wird gesetzlich eingeführt.
1917
Januar -Richard Schencke spendet 5.000 Mark für die
Volks- und Armenküche.
- Otto Kruse errichtet eine Otto - Kruse - Stiftung
von 30.000 Mark.
- Dr. Oskar Cohn wird als Mitglied der Sozialdemokratischen
Arbeitsgemeinschaft aus der SPD ausgeschlossen, der sich gegen die Fortsetzung des Krieges ausgesprochen hat.
April/Mai - Die Stadt schließt mit der Condor-Motor-GmbH Essen einen Vertrag
über die Errichtung einer Fliegerschule mit Reparaturwerkstatt ab.
1. Mai: - Die Stadt gibt Scheine zu 50 Pfennigen und Ersatzmarken
zu 10 und 5 Pfennigen aus.
August: - Der Vaterländische Frauenverein errichtet ein
Säuglingsheim in der Martinstraße 3.
29. September: - Das neue Stadttheater wird mit vielen Gästen eingeweiht.
1918
Januar - Der Volkschullehrer Karl Meyer wird Mitglied der Akademie der
Wissenschaften.
-
Am Stadtrand entsteht ein Militärflugplatz mit einer Flugzeughalle
Für 50 Flugzeuge.
- Bismarckdenkmal, Baltzerbrunnen und Lutherbrunnen sollen zu
Kriegszwecken eingeschmolzen werden. Das kann verhindert werden
.
11.März - Generalmajor Max Hoffmann, engster Mitarbeiter von Hindenburg in der
obersten Heeresleitung, der von 1879 bis 1887 in Nordhausen das
Gymnasium besucht, wird Ehrenbürger der Stadt.
August - Die größte Glocke der Stadt (seit 1653 in der Petrikirche ) wird dem
Krieg geopfert.
10. November - Ein Arbeiter – und Soldatenrat wird gebildet.
19. November - Ein Bürgerrat entsteht.
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