Dienstag, 29. Juli 2014

Ausstellung: Nordhausen im 1. Weltkrieg

Ab 1. August im Museum „Flohburg“:  

Nordhausen (psv) Den 1. Weltkrieg in Nordhausen thematisiert ab 1. August 2014 eine Sonderausstellung im Nordhäuser Stadthistorischen Museum, der „Flohburg“. Die Schau entstand in Kooperation mit der Vereinigung „Gegen Vergessen – Für Demokratie e. V.“ und der staatlichen Regelschule  „Petersbergschule“.

„Die Objekte für die Ausstellung kommen zum einen aus dem Stadtarchiv Nordhausen bzw. aus dem Museumsdepot, aber zum anderen hat die FLOHBURG  zahlreiche Erinnerungsstücke von privaten  Leihgebern erhalten. Daneben wird ein Begleitprogramm angeboten, dass aus Lesungen, Filmvorführung, Führungen und einer musikalischen Veranstaltung besteht, die Lieder aus der Zeit des Ersten Weltkrieges vorstellt“, sagte Museumsleiterin Dr. Cornelia Klose.

Gefördert wird das Projekt vom Bundesministeriums für Familien, Senioren, Frauen und Jugend im Rahmen des Bundesprogramms „Toleranz fördern – Kompetenz stärken“, von „Gegen Vergessen – Für Demokratie e. V., dem Förderverein Flohburg e. V. und von der Stadt Nordhausen.

„Der Kriegsbeginn im August 1914 bringt  auch in Nordhausen  enorme  patriotische Erregungen hervor. Viele deutsche bejubeln den Kriegsausbruch und glauben an einen schnellen Sieg.  Aber wie in anderen Städten gibt es ebenso große Antikriegsdemonstrationen.

Die Menschen verfolgen gerade in dieser Zeit das aktuelle Geschehen. Fast täglich bringen die Nordhäuser Zeitungen Extrablätter mit Tagesberichten der Heeresleitung heraus.
Den Nordhäuser Bahnhof passieren täglich 40 – 50 Züge, was eine enorme Steigerung gegenüber Friedenszeiten darstellt“, sagte Frau Dr. Klose.

„Die Kriegsbegeisterung legt sich bald, als die Einwohner große Einschränkungen im Alltagsleben erfahren und die ersten Gefallenenmeldungen eintreffen. Von 1914 – 1918  werden 6.500 Einwohner zum Kriegsdienst einberufen. Es müssen  Abgaben wie Pferde und Wagen, Feldstecher, Küchengeräte, Gardinen oder die größte  Glocke der Petrikirche geleistet  werden. In zahlreichen Schul- und Fabrikgebäuden werden Reservelazarette eingerichtet. Frauen sind in den Lazaretten oder in den Fabriken im Einsatz. Im März 1915 wird die Brotkarte eingeführt. Ein Wohlfahrtsamt und eine Kriegsküche für Bedürftige und Hinterbliebene müssen werden notwendig“, so die Museumsleiterin weiter. 

„Im Dezember 1916 wird  der Kriegshilfsdienst per Gesetz eingeführt. Am 29.September 1917 wird  in Nordhausen das neue Stadttheater eingeweiht, ein kurioser Vorgang mitten im Krieg.
Hunger, Mangel an Heizmaterial und Grippeepidemien verstärken die Kriegsmüdigkeit.
Bis zum ersehnten Kriegsende am 11. November 1918 gibt  es 1.048 gefallene Nordhäuser.“

Zeitstrahl -  Nordhausen 1914 - 1918

1914

11. Januar                            - Die  Nicolai-Kirche erhält einen neuen Pfarrer.
                              
Januar/Februar                  - Schlittschuhlaufen ist jetzt abends auf der Eiswiese an der
  Rothleimmühle durch neue Bogenlampen möglich.

April                                      - Der  Rohbau des Bühnenhauses des neuen Stadttheaters steht kurz                                    
                                                 vor der Fertigstellung.
16. April                                - Auf dem neuen Flughafen an der Darre landet eine „Gotha-Taube“.   
                                       Der Flieger ist 9.00 Uhr in Leipzig gestartet und gegen 10.30 Uhr
                                       gelandet.

6. Juli                                    - Stadtverordnete bekommen eine Anleihe von 2,75 Millionen Mark für                                                           die Anlage eines neuen Hauptfriedhofes, den Theaterbau, die     
                                       Erhöhung der Staumauer der Talsperre und für die Kanalisation.

30. Juli                                  - Vor dem Rathaus versammeln sich Sozialdemokraten zu einer                                                                        Friedensdemonstration der Nordhäuser Arbeiterschaft gegen den
                                       drohenden Krieg.

31. Juli                                  - Vor dem Rathaus  findet eine große patriotische Kundgebung statt.

2. August                             - In den Kirchen versammeln sich Nordhäuser mit Angehörigen, die
                                                 zum Kriegsdienst einberufen wurden.

3. August                             - 469 Pferde werden für den Krieg abtransportiert.

14. August                           - Sammelstelle für Ferngläser und Feldstecher, Töpferstraße 1,                                                                         Fotograf Carl Schiewek nimmt den 46. Feldstecher entgegen.

Ende August                       - 3000 Nordhäuser werden zum Kriegsdienst einberufen.
                                       Die Zahl der Trauungen verdoppelt sich.

4. September                     - Erste Verwundete treffen auf dem Bahnhof ein.

14. September                   - Bildung eines städtischen Wohlfahrtamtes.

September                          - Stadt und Sparkasse beschließen erste Kriegsanleihe von je 500.000 Mark

Oktober                                - Volksküche gibt bis zu 500 Portionen Essen täglich aus.

6. Oktober                           - Petersbergschule wird Lazarett mit 250 Betten.

November                           - Für Familien der Kriegsangehörigen werden Mietbeihilfen und
  Kohlenzettel ausgegeben.                                                                     




1915

Februar:                               - Schulvorstände beschließen, 16- jährige Schüler zu
                                                 Jugendwehrübungen zu verpflichten.

                                               - Hilfskasse zur Gewährung von Darlehen und Kriegshilfskasse für   
                                                 Kriegsteilnehmer wird eingerichtet.

22. Februar:                        - Einführung der Brotkarte (bis Oktober 1923).

15. März:                              - Stadtverordnete genehmigen die Zeichnung der 2.
                                                 Kriegsanleihe (Betrag von 500.000 Mark).

                                               - Stadtrat beschließt am Friedrich - Wilhelm - Platz ein
                                                 neues Museumsgebäude zu errichten.

                                               - Johannes Kleinspehn, Chefredakteur der Nordhäuser Volkszeitung,  tritt
                                                 als Mitunterzeichner eines  Protestschreibens gegen die
                                                 Burgfriedenspolitik der SPD hervor.

13. September:  - Stadtverordnete genehmigen die Zeichnung der 3.
                                                 Kriegsanleihe (500.000 Mark)

23. September:  - Erste akustische Musikproben werden  im Theater - Neubau
                                                 gemacht.



1916

6. März:                - Max Reger spielt Werke von Bach.

1. Mai:                                  - Sommerzeit wird eingeführt (1. Mai - 30. September).
                                               - Eine Annahmestelle für Gold- und Silberschmuck wird eingerichtet.

1. Juli:                                   - Aktionäre der Harzquer- und Brockenbahn beschließen
                                                 Verlegung der Gesellschaft nach Wernigerode.

2. Dezember:                      - Für Friedrich Christian Lesser  findet in der
                                                 St. - Jacobi - Kirche eine Gedenkfeier statt.

                                               - Die Stadt kauft 20.000 Zentner Kohlrüben, um der
                                                 Lebensmittelnot entgegen zu wirken.

5. Dezember:                      - Kriegshilfsdienst wird gesetzlich eingeführt.

1917

Januar                                  -Richard Schencke spendet 5.000 Mark für die
                                                Volks- und Armenküche.
  
                                               - Otto Kruse errichtet eine Otto - Kruse - Stiftung
                                                 von 30.000 Mark.
                           
                                   -     Dr. Oskar Cohn wird als Mitglied der Sozialdemokratischen
Arbeitsgemeinschaft aus der SPD ausgeschlossen, der sich gegen die Fortsetzung des Krieges ausgesprochen hat.
April/Mai                     -      Die Stadt schließt mit der Condor-Motor-GmbH Essen einen Vertrag
                                          über die Errichtung einer Fliegerschule mit Reparaturwerkstatt ab.

1. Mai:                                  - Die Stadt gibt Scheine zu 50 Pfennigen und Ersatzmarken
                                                 zu 10 und 5 Pfennigen aus.

August:                 - Der Vaterländische Frauenverein errichtet ein
                                                 Säuglingsheim in der Martinstraße 3.

29. September:  - Das  neue Stadttheater wird mit vielen Gästen eingeweiht.

               

1918

Januar                                  - Der Volkschullehrer Karl Meyer wird Mitglied der Akademie der
                                                 Wissenschaften.

-          Am Stadtrand entsteht ein Militärflugplatz mit einer Flugzeughalle
Für 50 Flugzeuge.

- Bismarckdenkmal, Baltzerbrunnen und Lutherbrunnen sollen zu
  Kriegszwecken eingeschmolzen werden. Das kann verhindert werden
.
11.März                      - Generalmajor Max Hoffmann, engster Mitarbeiter von Hindenburg in der
                                     obersten Heeresleitung, der von 1879 bis 1887 in Nordhausen das  
                                      Gymnasium besucht, wird Ehrenbürger der Stadt.
August                                  - Die größte Glocke der Stadt (seit 1653 in der Petrikirche ) wird dem
                                                 Krieg geopfert.

10. November                     - Ein Arbeiter – und Soldatenrat wird gebildet.
19. November                     - Ein Bürgerrat entsteht.

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