Es gab mal früher in der medialen Berichterstattung eine „Saure-Gurkenzeit“, in der im Grunde jeder noch so banale Vorgang zum Anlass genommen wurde, die Seiten der Zeitungen zu füllen. Inzwischen scheint es diese Phase für die Medien zwar nach wie vor zu geben, nur bleiben nichtssagende Meldungen, die keinen aussagefähigen Inhalt haben, längst nicht mehr auf diese Zeiten beschränkt. Wie sonst kann man erklären, dass etwa die „Rheinische Post“ kürzlich ihre Leser davon unterrichtete, dass sich Bundeskanzlerin Angela Merkel nach der Entscheidung für Joachim Gauck als künftigen Bundespräsidenten von Jürgen Trittin (Grüne) bestätigen ließ, dass die ihr bekannte Telefonnummer des Aspiranten für das höchste deutsche Staatsamt noch stimmt? Trittins Kollegin Claudia Roth habe diese ihre Kenntnis "aus dem Nähkästchen geholt" und der Presse verraten. Vielleicht ist eine solche Meldung wirklich für manche Leser interessant und sogar tiefgründig, ich jedenfalls kann darin keine Offenbarung erkennen. Nicht anders wie etwa die Meldung, dass Joachim Gauck eine „bunte Familie“ um sich hat, wie man Tochter Gesine Lange aus ihrem familiären Leben entlockte. Und dass die Frau des früheren Bundespräsidenten Christian Wulff das Haus verließ, bevor gestern das LKA zur Hausdurchsuchung kam, interessiert mich genau so wenig. Ich kann mit solchen tiefschürfenden Mitteilungen wirklich nichts anfangen. Das könnten Geschichten für Facebook oder Twitter sein, aber nicht für eine seriöse Zeitung.
Nun wollte ich eigentlich überleiten auf Meldungen und Berichte, die sehr viel ernsterer Natur und auch problematischer sind, etwa auf eine Studie des Bundesinnenministeriums zu Muslimen in Deutschland und die Art, wie etwa die „Bild“-Zeitung damit umgeht. Doch stoße ich gerade auf eine andere Meldung, nach der im Uni-Klinikum Marburg/Gießen 500 Stellen abgebaut werden sollen. Und das scheint mir typisch für eine Klinik nach dessen Kauf durch einen privaten Krankenhaus-Konzern, in diesem Fall der Rhön Klinikum AG. Dabei machte das Uni-Klinikum 2010 noch einen Gewinn von immerhin acht Millionen. Und stehe damit nun vor einem „massiven Problem“ wie es seitens der Konzernleitung heißt.
Mich berührt diese Meldung deshalb, weil ich als gelegentlicher Patient des Südharzkrankenhauses stets dankbar bin, dort noch auf Pflegepersonal zu treffen, das in gewissen Grenzen noch immer Zeit für die Patienten hat. Und sich um ihr Ergehen sorgt. Und ich hoffe sehr, dass das auch in Zukunft so bleibt. Wovon man doch nach allen bisherigen Beteuerungen der kommunalen Träger ausgehen kann. Was nämlich Folge eines Wechsels an einen privat geführten Konzern droht, ist einmal mehr am Beispiel des Uni-Klinikums Marburg/Gießen unschwer zu erkennen. Der Abbau soll dem Vernehmen nach zwar keine Ärzte treffen, als Patient aber bedeutet jeder Abbau von Mitarbeitern aus dem Pflegebereich auch Abbau der Fürsorge. Und das sollte allen Mitarbeitern und auch bedürftigen Patienten im Nordhäuser Südharzkrankenhaus bleibend erspart werden.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen