Dienstag, 20. März 2012

Spektakuläre Bühnenkämpfe in „West Side Story“

Kampfchoreograph Kevin Foster sorgt für Action im Theater Nordhausen

Wenn sich im neuen Musical „West Side Story“ im Theater Nordhausen ab Freitag Abend die Mitglieder der Jugendbanden „Jets“ und „Sharks“ erbitterte Kämpfe liefern, dann hat ein Mann großen Anteil daran, dass die Aktionen echt und gefährlich aussehen – und gleichzeitig niemand sich verletzt: Kevin Foster, Kampfchoreograph, Tänzer und Musicaldarsteller, auf der Bühne zu sehen als Marias Verlobter Chino, hinter der Bühne verantwortlich für die spektakulären Kämpfe und Stunts.
Für das Nordhäuser Publikum ist Kevin Foster kein Unbekannter. In drei Ballettproduktionen hat er hier auf der Bühne gestanden: in „Midnight Tango“ von Tindaro Silvano, in „Romeo und Julia“ von Steffen Fuchs und in „Camille Claudel. Bildhauerin.“ von Ballettdirektorin Jutta Ebnother. In „West Side Story“ reiht er sich nun nicht einfach in die Tanzenden ein, sondern entwirft die Bühnenkämpfe, studiert sie mit den Künstlern ein, korrigiert, verbessert und wiederholt, bis alles perfekt sitzt.

Mit dem Tanzen begann Kevin Foster bereits im Alter von drei Jahren. Der Brite stammt aus einem kleinen Ort in der Nähe von Leeds in Yorkshire. Dort war es nicht selbstverständlich, dass ein Junge tanzen wollte. „Es war ein bisschen wie bei ‚Billy Elliott‘, ich wurde gemobbt“, erzählt er. Um ihm innere Stärke und die Möglichkeit, sich zu verteidigen, zu geben, schickten die Eltern ihn mit sechs Jahren zum Karate-Training. So trat die Kampfkunst in sein Leben.

Seine klassische Ballettausbildung absolvierte Kevin Foster am London Studio Center. In der umfassenden Ausbildung spielten auch Gesang und Schauspiel eine Rolle. Nach dem Abschluss erhielt er ein Engagement in einem Musical und trat ein Jahr lang unter anderem in London, Glasgow und Birmingham auf. 2003 bekam er sein erstes Engagement in einer großen Musicalproduktion in Deutschland: in „Tanz der Vampire“.

Mit Bühnenkampf kam er intensiv in „Die drei Musketiere“ in Berührung – in zahlreichen Degenkämpfen. „Ich habe das natürlich geliebt“, erinnert er sich. Später kam die erste „West Side Story“, im schweizerischen Thun. Hier war er der einzige mit Erfahrungen im Bühnenkampf und wurde daher für die Kampfchoreographie verpflichtet. Um sich in dieser Richtung weiterzuentwickeln, studierte Kevin Foster dann Bühnenkampf. Er ist Mitglied in der British Academy of Stage and Screen Combat, der Stage Combat Deutschland und der Society of American Fight Directors. Über diese Gesellschaften für Bühnenkampf bildet er sich fort und bleibt so immer auf der Höhe der Entwicklung in der Kampfchoreographie. Im April – nach der Nordhäuser Premiere – absolviert er beispielsweise eine Prüfung im Kampf mit dem Zwillingsrapier.

Bei der „West Side Story“ im Theater Nordhausen ist Kevin Foster für die gesamte Kampfchoreographie verantwortlich. „Die Vorbereitung war nicht einfach, weil ich nicht alle Darsteller kannte“, erzählt er. Bereits vor Probenbeginn entstanden die Grundideen für die Kampfszenen. „Ich wollte gerne Stockkampf verwenden, den habe ich noch nie in einer ‚West Side Story‘ gesehen, und die Gangs improvisierte Waffen benutzen lassen, die sie auf der Szene vorfinden.“ Es entstand das Gerüst der Choreographie. In den ersten Probentagen wurde dann festgelegt, welche Figur was tut und wie jeder kämpft. „Es ist wichtig, vorbereitet zu sein und einen Plan zu haben, aber es ist auch wichtig, flexibel zu sein und Dinge ändern zu können“, erzählt der 29-Jährige. Jeder Darsteller, jede Rolle ist anders und verlangt einen anderen Kampfstil. Balletttänzer, Chorsänger, Musicaldarsteller und Gesangssolisten, alle trainierten Bühnenkampf und wurden in die Kampfszenen eingebaut.

Da die Bühne im Theater Nordhausen nicht allzu groß ist, greift Kevin Foster in den Kampfchoreographien auf Techniken des Filmkampfs zurück – kompaktere Bewegungen, die weniger raumgreifend sind als der klassische Bühnenkampf. In den Kampfproben wurde Schritt für Schritt jeder Kampf durchgestellt und dann die einzelnen Teilszenen zusammengesetzt. Mit der wachsenden Routine kommt dann automatisch auch das Tempo.
„Mein Job ist leicht, wenn die Jungs Spaß an den Kampfszenen haben“, freut er sich über die Arbeit in Nordhausen. „Mit zunehmender Übung sieht man die Entwicklung und große Fortschritte, das ist dann meine Belohnung“. Auch die Zusammenarbeit mit Regisseurin Iris Limbarth ist sehr gut und vertrauensvoll. „Sie hat mir viel Freiheit gegeben“, berichtet er aus der Probenarbeit.

Noch wenige Tage, dann hebt sich der Premierenvorhang für die „West Side Story“ am Theater Nordhausen. Die Premiere am 23. März ist bereits ausverkauft. Für die nächsten Vorstellungen gibt es mit etwas Glück noch Restkarten an der Theaterkasse, Tel. 0 36 31/98 34 52) und an den Vorverkaufsstellen der Theater Nordhausen/Loh-Orchester Sondershausen GmbH.

Porträt Kevin Foster: Agentur

West Side Story 1-38: Kampfszene mit Andreas Langsch, Thomas Kohl und dem Ensemble, Foto: Tilmann Graner

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