Samstag, 10. März 2012

Wenn man von einer Sache nichts versteht...

...sollte man in der Redaktion einer Zeitung – um die es hier geht - umso vorsichtiger zu Werke gehen – um Fehler zu vermeiden. Das gilt vor allem dann, wenn sich die Redaktion dieser Zeitung kompetent (oder selbstgefällig) in allen anfallenden thematischen Bereichen gibt. Und mitteilt – wie zum Beispiel aktuell zu ihrem Wahl-Kodex - dass Leserbriefe ggf. „sinnwahrend“ gekürzt werden. Die Frage ist dann wohl, wie sie gerade dann mit trotzdem gemachten Fehlern umgeht. Das einfachste – und korrekteste - ist natürlich die Korrektur, sobald die Redaktion erkennt, einen solchen gemacht zu haben. Oder die Entschuldigung, wenn der Fehler nicht (mehr) zu korrigieren ist. Oder sie auf einen solchen aufmerksam gemacht wird. Und wenn auch das nicht möglich ist?

Ein langer Vorspann, der zum Aufschluss drängt. Hier allerdings nicht zum Thema Wahl-Kodex, sondern zum Themenkomplex Kultur. Und nicht zu einem Leserbrief, sondern zur qualifizierten Rezension eines Sinfoniekonzertes, genauer: zum Faschingskonzert des Loh-Orchesters im Theater Nordhausen. Für Kenner und Interessierte recht aufschlussreich zu „sinnwahrenden“ Kürzungen. Und damit zur Sache:

In einer „hier erscheinenden Printzeitung“ konnte man also kürzlich u.a. die Rezension einer hier recht bekannten und sehr geschätzten Musikkritikerin zum Faschingskonzert des Loh-Orchesters lesen. In dieser Rezension stieß ich auf eine Passage, die wie folgt lautet:

„... Im gesamten zweiten Teil des Konzertes musste er (Wieland Lemke) in einem „schweinischen“ Kostüm ausharren und dennoch kein Schwein rief ihn an – aber Max Raabe ließ grüßen. Susann Vent, ebenfalls Gast aus dem Thüringer Opernstudio, passte sich der heiteren Stimmung perfekt an und gefiel in ihren Soli als verwandelte Katze (Jacques Offenbach) und berichtete vom „verliebten Goldfisch“ (Sidney Jones).
Kurt Weil und Wieland Lemke stellten auch ihr schauspielerisches Talent unter Beweis vor allem im „Fliegenduett“ von Jacques Offenbach...“

Was einen Laien möglicherweise nicht auffällt, muss einen Kenner absolut befremden, denn der hier im Duett mit Wieland Lemke erwähnte Kurt Weil ist überhaupt kein Sänger, sondern Komponist der „Dreigroschenoper“ und seit 1950, also seit 62 Jahren tot.

Dass der also bekannten Rezensentin ein solcher Fehler unterläuft, ist eigentlich undenkbar. Also ging ich der Sache nach und besorgte mir den Originaltext der Rezension. Und in dem heißt es richtig wie folgt: „...Susann Vent, ebenfalls Gast aus dem Thüringer Operrnstudio passte sich der heiteren Stimmung perfekt an und gefiel in ihrem Soli als verwandelte Katze (Jacques Offenbach) und berichtete vom „verliebten Goldfisch“ (Sidney Jones), prickelnd ihre Interpretation des Liedes von kleinen süßen Pony (Paul Burkhard). Hier zeigte sie ihre sängerischen Qualitäten auch in Richtung Jazzgesang, ebenso in einer Duettversion vom Haifisch mit den gefährlichen Zähnen (Kurt Weil) gemeinsam mit Wieland Lemke. Beide stellten auch ihr schauspielerisches Talent unter Beweis, vor allem im „Fliegenduett“ von Jacques Offenbach.

Die Unterschiede sind offensichtlich. Irgendwer in der Redaktion der „hier erscheinenden Printzeitung“ meinte offensichtlich, die Originalfassung „sinnwahrend“ kürzen oder ändern zu müssen. Ohne tatsächlich über die dafür erforderliche Fachkenntnis zu verfügen. Es ist auch nicht vermerkt, dass am Originaltext Änderungen vorgenommen wurden. Was eigentlich jede seriöse Zeitung tut. Fatal ist dann, dass der Autorin , die zu Beginn der ausgedruckten Rezension ausdrücklich vermerkt ist, diese Fehlerhaftigkeit angelastet wird. Und unbefangene Leser natürlich Grund sehen können, an ihrer Fachkompetenz zu zweifeln. Und weil bis heute dazu keine Berichtigung erschien meinte ich, mit diesem Blog das Geschehen im Interesse der von mir sehr geschätzten Rezensentin richtigstellen zu müssen.

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